Der Aphorismus als [...] Stiefkind der literarischen Gattungen, als ästhetischer Wider-Spruch, gerät [...] immer weiter unter die Räder einer fortschreitenden intellektuellen Bankrotterklärung, bei der eine nahezu barbarische Forschungsspezialisierung nicht mehr über bloße Einzelinteressen und Froschperspektiven herauskommt, im Nützlichkeitsdenken befangen bleibt und folgerichtig unter dem Diktat des homo oeconomicus darbt:
wo Universitäten waren, sind nur noch Fachhochschulen, wo Bildung war, ist nur noch Ausbildung, wo Journalismus war, ist PR oder IR (heute noch wichtiger: investors relationships), wo literarische Gattungen waren, ist nur noch der Roman.
Hier leistet der Aphoristiker auch über seinen Zenit hinaus Widerstand und hält den universellen Anspruch und Konflikt aus, der auch ein Denkkeim „zwischen der Unmittelbarkeit der Erfahrung und dem sie reflektierenden Gedanken“ bleibt , weil er eben zwischen dem subjektiven Einzelnem, Erfahrenem und dem Universalistischen, Allgemeinen einerseits und dem Gleichen und dem Ähnlichen andererseits denkerisch vermittelt: und zwar obwohl er auch das mögliche Scheitern des Denkens mitdenkt - ohne aber einfache und falsche Konsequenzen zu ziehen.