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471 |

DEMO GEGEN RECHTS IN WORMS

Fotostrecke vom 27. Januar 2024

Zur Fotostrecke der DEMO GEGEN RECHTS IN WORMS geht es hier.

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Dörwald, Uwe
470 |

Eine Notunterkunft als Teil des Asylsystems

Über die Versorgung und Verwaltung von geflüchteten Männern

Für Conni S., Michi A. und Alik O.

In den vergangenen Monaten arbeitete ich in einer Notunterkunft für Geflüchtete. Notunterkünfte sind und bleiben Behelfe. Es gibt dort (so gut wie) keine Privatsphäre. In den notdürftig voneinander abgetrennten „Zimmern“ leben jeweils vier Männer. In den Zimmern stehen zwei Stockbetten, ein Tisch, zwei Stühle, eine Lampe und vier Spinde, um private Dinge „sicher“ aufbewahren zu können. In der Halle des DRK, die bevor sie zu einer Notunterkunft umfunktioniert wurde, ein Impfzentrum war, „wohnen“ 98 Geflüchtete.

Die Geflüchteten kommen aus den folgenden Ländern: 39 aus Syrien, 20 aus Afghanistan,16 aus der Türkei, 7 aus Somalia, 5 aus dem Iran, 3 aus Pakistan, 2 aus Nigeria, jeweils ein Flüchtling kommt…

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SIRI 16,
469 |

Trauerfeier bei Ikea

Depeschen aus der Kapitale

Als ich noch verheiratet war, was mir heute wie aus einem anderen Leben erscheint, fuhr ich manchmal mit meiner Schwiegermutter zu Ikea. Ich musste mich dann um nichts kümmern, meine Schwiegermutter, die sich Margaux nannte, obwohl sie eigentlich Margot hieß, holte mich in ihrem offenen Sportwagen, einem roten Alfa Romeo Spider, ab. Wortlos reichte sie mir ein elegantes Kopftuch aus Seide – in diesen Westberliner Zeiten dachte man beim Kopftuch eher an ein mondänes Accessoire als an ein Zeichen religiöser Zugehörigkeit – und brauste los.

Margaux hatte das Autofahren in den Haarnadelkurven der Côte d’Azur gelernt. Da war sie gerade 18 geworden und fest davon überzeugt, Cary Grant zu lieben, der als ehemaliger Artist geschickt über die…

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
468 |

Zahle einmal – reise dreimal so lange

September 2022 - endlich habe ich Urlaub und geplant sind mehrere kleinere Unternehmungen, lockt doch das 9 Euro-Ticket, die Region zu erkunden. Und ein Besuch bei den Eltern steht auch an. Ich werde zwei Wochen viel mit der Bahn unterwegs sein. Ich fahre gerne Bahn, selbst wenn ich nur die S-Bahn nehme, um zum Zahnarzt in die nächste Stadt zu fahren. Mit der Bahn fühlt es sich gleich nach etwas Besonderem an. Es ist mehr als eine Busfahrt, es ist immer ein bisschen etwas Größeres, es ist eben schon eine kleine Reise. Es ist fast so wie die Fahrt als Kind von Hameln nach Hildesheim, um die Tante zu besuchen. Es ist immer irgendwie aufregend. Und es bleibt auch immer die Spannung, bis der Zug kommt und man einen Platz gefunden hat.…

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SIRI 16,
467 |

Der Christopher Street Day 2022 - von der Berliner Staatsbibliothek aus betrachtet

Depeschen aus der Kapitale

Als ich an einem Samstag im Juli wie jeden Samstag in die Staatsbibliothek fuhr, wusste ich, dass die Parade vom Christopher Street Day an der Bibliothek vorbeiführte. Ich hatte mich extra vorher im Radio darüber informiert. Um 12 Uhr sollte es losgehen, am Leipziger Platz, der nicht weit entfernt von der, wie wir in Berlin sagen, Stabi entfernt liegt. Um 18 Uhr, nahm ich an, könnte ich problemlos wieder nachhause radeln. Dann wäre alles wieder wie vorher, die Müllabfuhr hätte sogar schon die Flaschen, die Zigarettenkippen und das Konfetti beseitigt. Doch als ich gegen 14 Uhr durch die haushohen Fenster der Stabi die ersten Wagen der Parade sah und der tiefe Bass selbst auf der vierten Ebene der Bibliothek nicht zu überhören war, hielt ich…

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466 |

Nibelungenfestspiele Worms 2022

Eine Fotostrecke von Elisabeth und Manfred HILL

Auch in diesem Jahr fanden die Nibelungenfestspiele wieder vor dem Wormser Dom statt.

Das Bühnenbild und die Technik waren die Stars. Gezeigt wurde das Stück hildensaga. ein königinnendrama des österreichischen Autors Ferdinand Schmalz.

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Perina, Jitka
465 |

Ins Schwarze treffen

Plädoyer für die Rückkehr zu einem differenzierten kritischen Diskurs

Ins Schwarze treffen: das wollen wir in gewisser Weise alle, wenn wir mit anderen sprechen. Gemeint ist damit, die eigenen Gedanken und Anliegen so zu vermitteln, dass der andere sie versteht und sich nach Möglichkeit auch mit ihnen einverstanden zeigt.

Die in der Gesellschaft aktuell vorherrschenden Diskussionsthemen sind jedoch brisant und schon die Titel markieren Positionen: Ausstieg aus der Pandemie, klimaneutrales Leben, Migrationspolitik, Ehe für alle, Menschenrechte, Freiheit … Alle diese Themen besitzen etwas Gemeinsames: Sie bringen Unbekanntes und Unvorhersehbares mit sich und haben sich in kürzester Zeit zu polemisch eingesetzten Schlagworten entwickelt, die bewegen und verunsichern, sogar verängstigen können. Wer hier leise…

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Claudia Dathe
464 |

Der Tod tanzt

Die Ukraine schwebt über dem Abgrund

Am 10. November 2018 versammelten sich hunderte Jenaer am Friedenberg, um sich die Theaterperformance „Zwischen den Fronten“ anzuschauen, ein Erinnerungsmosaik, dass drei junge Theatergruppen aus Jena, Aubervilliers und Tscherniwzi (Ukraine) in einem gemeinsam Projekt erarbeitet und einstudiert hatten. Damit sollte dem Ende des Ersten Weltkriegs gedacht werden, das sich am 11. November 2018 zum einhundertsten Mal jährte. Das Leitungsteam mit Dramaturgen von der Freien Bühne Jena, les Trétaux de France und dem Gedankendach Czernowitz hatten über ein halbes Jahr gemeinsam die Choreografie erarbeitet und mit den Schauspieler*innen geprobt, gemeinsam waren die Gruppen im August 2018 nach Tscherniwzi gefahren, um sich kennenzulernen, die Stadt…

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
463 |

Zoobesuch mit ungeahnten Folgen

Abenteuer und Herzen zum Verlieben - Zur Premiere der Kinderoper "Iwein Löwenritter" am 30.01.2022 im Theater Bonn

Wie lästig, wenn man immer wieder sonntags in den Zoo muss, nur weil die kleine Schwester das so liebt und den Eltern nichts Besseres einfällt. Für die Brüder Leon und Gereon bedeutet dies wieder nur Langeweile und Handygedaddel. Sie hängen also auf der Bank vor dem Löwenkäfig ab und da geschieht es - der Löwe hinter ihnen spricht.

Daher ist es natürlich eine großartige Abwechslung sonntags in das Bonner Opernhaus zu gehen und sich die Kinderoper Iwein Löwenritter anzusehen. Kein Handy sondern ein Orchester, dass noch einmal die Instrumente stimmt, ein roter dicker geschlossener Vorhang und ein gefülltes Theater mit Kindern, Eltern, Großeltern und Abenteurern. Lassen Sie sich einfach auf das Abenteuer ein.

Langsam wird es dunkel, die…

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Steierwald, Ulrike
462 |

You Begin / Du fängst an

Ulrike Steierwald liest Margaret Atwood / Monika Rinck

„10 Minuten Lyrik“, Leuphana Universität Lüneburg, 12. Januar 2022

An der Leuphana Universität Lüneburg wurde und wird die Reihe „10 Minuten Lyrik“ – der Pandemie zum Trotz – fortgesetzt. „Der Dichtung eine Gasse“ – an das Motto der Frankfurter Anthologie anknüpfend, sprechen Literaturwissenschaftler/innen in jeder Woche über ein Gedicht ihrer Wahl. Sie nehmen die klassischen oder modernen, schwierigen oder scheinbar einfachen Verse in den Blick, fragen nach ihrer Bedeutung, schlagen eine Lektüre vor und eröffnen auf diese Weise einen Zugang – eine Gasse – zum Gedicht und der in ihm erzeugten und reflektierten Welt.

Im Winter waren die „Zehn Minuten Lyrik“ sogar in der allseits ersehnten Präsenz auf dem Campus möglich. Ab Januar wurde diese produktive Zäsur einmal mehr digital stark gemacht.

Zum…

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Giebenhain, Manfred
461 |

Gericht beendet Strafverfahren gegen Ex-Landrat des Odenwaldkreises durch Einstellung

Marketingaffäre: Einigung auf 10 000 Euro Geldbuße

Odenwaldkreis/Darmstadt. Im Untreueprozess am Darmstädter Landgericht gegen den früheren Odenwälder Landrat Dietrich Kübler (71) aus Mossautal ist es am zweiten Verhandlungstag (19.01.2022) zu einer Einigung der Parteien gekommen. Bereits bei Prozessbeginn vor einer Woche hatte der Vorsitzende Richter der achten Kleinen Wirtschaftskammer, Lothar Happel, ein vorzeitiges Ende des Berufungsverfahrens bei Zahlung einer Geldbuße ins Spiel gebracht. Die Einstellung des Verfahrens erfolgte am Mittwoch nach Paragraf 153a der Strafprozessordnung. Kommt Kübler der Vereinbarung nach, bis 1. März einen Betrag von 10 000 Euro an eine gemeinnützige Organisation zu überweisen, ist das Verfahren beendet. Er gilt damit nicht als verurteilt und ebenso wenig…

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Redaktion,
459 |

Rezept für das neue Jahr

Rezept des Monats - 12

Man nehme 12 Monate,
putze sie ganz sauber von Bitterkeit, Geiz,
Pedanterie und Angst,
zerlege jeden Monat in 30 oder 31 Teile,
so dass der Vorrat genau für ein Jahr reicht.
Es wird jeden Tag einzeln angerichtet
aus einem Teil Arbeit und zwei Teilen Frohsinn und Humor.
Man füge drei gehäufte Esslöffel Optimismus hinzu,
einen Teelöffel Toleranz, ein Körnchen Ironie
und eine Prise Takt.
Dann wird die Masse reichlich mit Liebe übergossen.
Das fertige Gericht schmücke man mit Sträußchen
kleiner Aufmerksamkeiten und
serviere es täglich mit Heiterkeit.

Katharina Elisabeth Goethe (1731-1808)

 


WIR WÜNSCHEN UNSEREN LESERINNEN UND LESERN SOWIE UNSEREN AUTORINNEN UND AUTOREN EIN GUTES NEUES JAHR 2022

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Dörwald, Uwe
458 |

Menschen, die immer da sind

Eine Fotostrecke zu Weihnachten 2021

Weihnachten ist auch in diesem Jahr durch die Corona-Pandemie etwas anders als in den Jahren zuvor.

Wir wollen mit einer (kleinen) Fotostrecke den Menschen danken, die neben der Familie und Freunden immer da waren.

Wir wünschen FROHE WEIHNACHTEN!

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Redaktion,
457 |

Der Philosophin Karen Gloy zum Geburtstag

von Jitka PERINA, Endre KISS und Uwe DÖRWALD


Zum 80. Geburtstag von Frau Karen Gloy

Jitka Perina, Zug, Dezember 2021

Eine Laudatio für Karen Gloy zu verfassen, erweist sich als alles andere denn einfach. Nicht, dass es zu wenig zu schreiben gäbe – ganz im Gegenteil. An ihrem 80. Geburtstag blickt sie auf ein reiches Leben als Philosophin, Forscherin, Dozentin, Autorin, Mentorin und Gesprächspartnerin zurück.

Die Schreibende hat Karen Gloy im Jahr 2005 an der Universität Luzern kennengelernt und im Rahmen des MAS Philosophie und Management ihre Vorlesung über Zeit genossen. Sie wagt es mit allem gebotenen Respekt, eine ganz persönliche Laudatio zu verfassen.

Wir sind eine Studentengruppe von erfahrenen Managern gewesen, haben die philosophischen Themen mit viel Begeisterung…

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Dahlgrün, Sabine
456 |

Colatura di alici di Cetara

Ein Rezept für Weihnachten

Sicherlich waren Sie schon mal in [æməlfai], so wie ich Amalfi immer nenne und dabei ein bisschen die amerikanische Aussprache parodiere. Und wenn Sie [æməlfai] kennen, dann kennen Sie auch die amalfitanische Küste und vielleicht auch Cetara?

Als ich die amalfitanische Küste besuchte, vor ca. 30 Jahren, war die Küste atemberaubend schön. Das ist sie sicherlich heute auch noch, denn atemberaubende Preise - wie sie dort vorherrschen - verderben nicht die Landschaft, aber beeinträchtigen die Wahrnehmung. Auch Cetara hatten wir besucht, diesen malerischen Ort mit seinem mittelalterlichen Turm und nicht weniger imposanter Kirche. Das schöne Bronzeportal zeigt die beiden Jünger Petrus und Andreas, wohl ein Hinweis auf die Bedeutung des…

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
455 |

Kurlaub – wie funktioniert eine Reha?

Wie es dazu kam - Schon länger habe ich darüber nachgedacht, mir doch mal eine Kur zu „gönnen“. Ich und Kur? Ich bin doch nicht krank, brauche ich nicht, ohne mich geht es bei der Arbeit nicht, ich kann meine Kolleginnen und Kollegen nicht so lange alleine lassen, nachher schmeckt mir das Essen dort nicht, bestimmt sind die Menschen dort alle irgendwie komisch, ich weiß doch selber, was für mich gut ist, noch nie habe ich solange etwas für mich allein gemacht, will ich das wirklich? All diese Gedanken spukten mir im Kopf herum und haben mich auch lange daran gehindert, aktiv zu werden. Dann sagte mir eine Kollegin, es wäre blöd zu lange zu warten, dann bekommt man so eine Maßnahme nicht mehr genehmigt, weil es sich ja nicht mehr lohnt, wenn…

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Dörwald, Lukas
454 |

Hühnerbrust in Zitronensauce mit Thymian

Rezept des Monats - 11

Klar, Zitronensauce klingt erst einmal nicht so winterlich. Doch finden wir ganz viele Zitrusfrüchte in den Supermärken. Wer es also gerne etwas weihnachtlicher mag, kann auch die Zitrone gegen Orangen austauschen. Aber gerade im dunkleren und oft ungemütlichen Winter kann ein wenig Zitrone ein erfrischender Ausgleich sein und einen Hauch von Sommer in die Küche holen. Kombiniert mit dem Thymian kann einen dieser Teller direkt an die Amalfi Küste versetzen – eine aufgedrehte Heizung kann hierbei definitiv helfen (Achtung Energiekosten!). Wer für dieses Gericht hochwertige Hühnerbrust kauft, wird nicht enttäuscht werden, denn gutes Fleisch wird nicht trocken. Viel mehr gibt es zu diesem Gericht nicht zu sagen; es spricht für sich.

Genug…

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Dörwald, Lukas
453 |

Ein wärmendes Herbstgericht für kühle Tage: Maronensuppe

Rezept des Monats - 10

Es gibt ein paar Dinge, die sind ganz sicher im Leben: Dank der Gravitation fallen Dinge nach unten, die Erde ist keine Scheibe und der Herbst ist Suppenzeit.

Dieses Mal geht es also um Suppe. Und wenn es um Suppen geht, fallen mir sofort ein paar Favoriten ein. Eine allerdings ist fast an ein noch kürzeres Zeitfenster als die Kürbissuppe gebunden, wenn man die Hauptzutat selbst sammelt. Kürbisse werden nämlich angebaut. Es geht um die Maronensuppe.

Natürlich reichen die vorgekochten und eingeschweißten Supermarktmaronen völlig aus, aber sollte man einen Ort kennen, wo man „wilde“ Maronen sammeln kann, ist es den Aufwand sicher wert, schmeckt man den Mehraufwand doch unterbewusst immer heraus. Als ich 2018 im Herbst nach Aachen kam und…

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SIRI 16,
452 |

SIRI GOES COUNTRYSIDE: AUFZEICHNUNGEN VOM BERGHOF

Depeschen aus der Kapitale - Folge 2 / 2021

Nachdem ich Corona-bedingt 15 Monate in meiner kleinen Küche gesessen und angefangen hatte, einen alten Mann aus dem gegenüberliegenden Haus dabei zu beobachten, wie er morgens um acht auf dem Balkon stehend sein erstes Bier trank, war es an der Zeit, Berlin für eine Weile zu verlassen. Da ich mir einen Urlaub nicht leisten konnte, dachte ich an eine Kur, am liebsten in Bayern in den Bergen, mit kristallklaren Seen und Gondelfahrten. Ich sah mich schon in einer rot-weiß-karierten Bluse und Vintage-Rucksack auf dem Gipfel, natürlich winkend, dem Himmel ganz nah.

Als mir der Hausarzt den Berghof zur Erholung empfahl, umgeben von Zweitausendern, Schwimmbad, großem Garten, Zimmer mit Balkon, war ich mehr als glücklich. Hier und da ein paar…

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Rave, Marion
451 |

Der ewige Traum vom Falken

„Die Nibelungen: Ein deutscher Stummfilm“ von Felicitas Hoppe / Platz 3 der SWR Bestenliste November 2021

Ze Wormez bî dem Rîne gibt es nicht so besonders viel, womit man überregional von sich reden machen könnte. Was es allerdings gibt, und was dann auch kulturell ausgeschlachtet wird, sind die Nibelungen, die dort einst gelebt haben sollen. Seit beinahe zwanzig Jahren gedenkt man dieser Tatsache mit den im Sommer stattfindenden Nibelungenfestspielen. Auf deren Bühne, gelegen direkt vor der Kulisse des Wormser Doms, lässt Felicitas Hoppe die sagenumwobenen Gestalten der politisch vorbelasteten Dichtung ihre Intrigen spinnen.

Sie bringt alle auf die Bühne, die in den Nibelungen Rang und Namen haben: Kriemhild und Brunhild, Siegfried, Gernot, Gunter und Giselher, Ute und Hagen. Und sie ergänzt das Personal um einige zusätzliche Rollen, unter…

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Dörwald, Lukas
450 |

Der Nudelsalat - Ein Klassiker der Grillsaison für die letzten "Sommer"tage

Rezept des Monats - 9

Er liegt - unweigerlich - in der Luft: der Herbst! Die Schatten werden langsam länger, die Luft kühler und die Restaurants haben Pilz- und Kürbisgerichte angeschlagen.

An Speisekarten kann man genauso die Jahreszeiten ablesen wie an Bäumen. Auf dem Parkplatz vor meiner Arbeitsstätte stehen einzelne Laubbäume. Diese verfärben sich immer zuerst. Von oben beginnend bilden sie im Augenblick ein Farbspektrum von Rot über Gelb bis zu hellgrün ab.
Was mit dem Sommer auch für viele enden wird, ist die Grillsaison. Zuhause haben wir nie viel gegrillt, aber eingeladen wird man immer wieder mal. Natürlich, so will es die Tradition, bringt man etwas mit. Hier habe ich meinen absoluten Klassiker, denn der geht immer: ein Nudelsalat. Jedoch nicht wie…

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Dörwald, Uwe
449 |

Visueller Lärm

Eine Fotostrecke zum Wahlkampf

An dieser Stelle bringen wir eine kleine Fotostrecke zum Wahlkampf 2021. Fährt man in diesen Tagen mit dem Auto oder (vorzugsweise) mit dem Fahrrad vom Vorort in die (Innen-)Stadt wird der Blick beständig abgelenkt. Es gibt kaum einen Laternenmast ohne Wahlplakate. Alle möglichen Plakate, nicht nur die Wahlplakate, werben um unsere Aufmerksamkeit und wollen mit ihren verkürzten Botschaften Einfluss nehmen auf unsere Entscheidungen.

In diesem Zusammenhang weisen wir auf das Buch NOISE des Nobelpreisträgers Daniel Kahnemann und seiner Co-Autoren hin, die herausgearbeitet haben, dass wir uns auf unsere Urteilskraft weniger verlassen können als gedacht. In seinem neuen Buch, das in Zusammenarbeit mit Bestsellerautor Cass Sunstein und Olivier…

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Dörwald, Lukas
448 |

Zitronenpudding mit Lakritznote

Rezept des Monats - 8

Zur Abwechslung mal ein Dessert.

Auch wenn dieses Jahr das Wetter in Aachen und Umgebung es einen nicht so recht spüren lässt – es ist August; es ist Sommer! Und was braucht ein gutes Sommeressen? Ein frisches Dessert zum Abrunden eines schönen Essens. Hier kommt etwas ins Spiel, was wir in diesem Jahr schon mit Nudeln verarbeitet haben: Die Zitrone.

Meine geliebte Zitrusfrucht, diesmal eben anders. Im Prinzip wird ein Pudding angerührt. Hier ist es vor allem wichtig, immer eine Hand am Löffel zu haben. Wer aufhört zu rühren, gefährdet das Ergebnis. Das Wort Pudding hat eine umstrittene Herkunftsgeschichte. Einerseits wird das französische „boudin“ herangezogen, was Blutwurst bedeutet, und hier könnte man die Verbindung nach…

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Kiss, Endre
447 |

„Post-truth” – Eine Zeitreise mit Ortega y Gasset

Massenmensch kann jeder sein

Nicht jeden Tag führen wir einen Dialog mit Ortega y Gasset, man vergisst ihn für längere Jahre, oft denkt man auch, er wurde historisch, Spezialisten klagen über die nicht oder nicht ausreichend durchgeführte Rekonstruktionsarbeit an seinem Werk. Wenn jedoch aus irgend einem Grunde ein Dialog wieder möglich wird, erweist er sich als höchst vital (wie die Lebensfülle oder das erfüllte Leben auch zu den tiefsten Ideen von Ortega gehören). Wir treten damit auch in eine vorgeprägte und klassische Linie der Dialoge ein; 1914 initierte Ortega ein Gespräch mit Don Quichotte (Meditaciones del Quijote), 1934 publizierte Thomas Mann seine Meerfahrt mit Don Quijote. Dieses Werk war ein mehrfacher Hinweis auf Ortega, zunächst auf dessen Werk vom Jahre…

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Rainer, Ulrike
446 |

Life in the United States - 27

Missouri - Westward Ho

Angeblich war der Missouri Waltz das Lieblingslied Präsident Trumans, der aus Missouri stammte, bis auf eine Anfrage an das Weiße Haus folgende Antworten kamen: „Welche Einstellung hat der Präsident zu diesem Lied?“ „Es ist ihm egal.“ „Ist es wirklich sein Lieblingslied?“ „Nein.“ „Spielt er es oft?“ „Nein.“ „Hört man Margaret (seine Tochter) es je singen?“ „Nein.“ „Was war die Reaktion des Präsidenten, als er erfuhr, dass das Lied zu Missouris Staatslied wurde?“ „Siehe Antwort auf die erste Frage.“ Später legte er noch nach: „Es ist musikalisch so schlecht wie das Star Spangled Banner.“ Die Abneigung hat sicher damit zu tun, dass der Ragtime Komponist Lee Edgar „Jelly“ Settle das Werk ursprünglich „Graveyard Waltz“ (Friedhofwalzer) nannte.

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Dörwald, Lukas
445 |

Was in keiner Rezeptsammlung fehlen darf - der Pizzateig

Rezept des Monats - 7

Sommer, Mittelmeer, Urlaub in Italien. Vielleicht sogar in Neapel? Woran kommt man da auf keinen Fall vorbei? Zitronen? Limoncello? Sicher. Alles Standbeine der landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Region um den Golf von Neapel. Doch sicher kommt nichts so schnell in den Sinn wie die Pizza! Ein knuspriger Boden, ein mit Finesse vom Pizzaiolo geschwungener Teig, der durch die Luft gewirbelt wird. Und ja, das ist die korrekte Bezeichnung für die italienischen Pizzabäcker.

Allgemein gilt Neapel als Geburtsort der Pizza. 2017 wurde die neapolitanische Art des Pizzabackens schließlich in das immaterielle Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommen. Damit war es dann für viele in Stein gemeißelt, was die meisten zuvor schon wussten: Die beste Pizza…

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Schug, Wolfgang
444 |

Parodontitis - Pulpitis - Parsifal

Was verdanken die Bayreuther Festspiele einem Zahnarzt ?

Die Literatur zum Werk und zum Leben Richard Wagners ist kaum zu überschauen. Jeder noch so entfernte Winkel seines künstlerischen Wirkens, seiner schriftstellerischen Tätigkeit, aber auch seines privaten Lebens scheinen erforscht. In seiner Korrespondenz und den Tagebuchnotizen gibt es allerdings noch immer den ein oder anderen interessanten Gesichtspunkt, der bisher in der Auseinandersetzung mit dem Komponisten nicht die nötige Berücksichtigung gefunden hat und das Bild Wagners durchaus abzurunden vermag.

Dienen seine offiziellen Veröffentlichungen und theoretischen Schriften in erster Linie der Darlegung seiner Kunstvorstellungen, so berichtet er in den für den privaten Gebrauch bestimmten Briefen und Tagebucheintragungen auch über…

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Dörwald, Uwe
443 |

Zum Verhältnis von Philosophie, Wissenschaft und Dichtung bei Hermann Broch

Vor 70 Jahren, am 30. Mai 1951, ist der Schriftsteller und Philosoph Hermann Broch in New Haven, Connecticut, gestorben. In seinem Todesjahr wurde Broch von einigen Freunden und literarischen Gesellschaften für den Nobelpreis vorgeschlagen. Heute ist die Erinnerung an ihn und sein Werk, außer in Fachkreisen, verblasst. Hannah Arendt, Milan Kundera, Elias Canetti und Thomas Bernhard u.v.a.m. haben ihn und sein Werk geschätzt.

Wir bringen an dieser Stelle einen älteren Text, um an ihn zu erinnern.


Die Romane Hermann Brochs gelten als groß intendiert und sind zumeist entsprechend dieses Urteils rezensiert, analysiert und interpretiert worden. In Arbeiten zu Broch, die sich mit dem philosophischen Hintergrund seiner Romane befassen, aber…

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Dörwald, Lukas
442 |

Frisch und sommerlich: Pesto selbstgemacht!

Rezept des Monats - 6

Woran denken die meisten Menschen, wenn man „Pesto“ sagt? Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit an Basilikum und damit an das klassische Pesto Genovese. Dabei kommt das Wort pesto vom italienischen pestare und bedeutet zerstampfen. Damit ist also eigentlich die Zubereitungsart gemeint, nicht das Gericht selbst. Beschrieben wird das Pesto weiter als eine kalte, pastöse Sauce, welche zumeist mit Nudeln gereicht wird.

Der historische Vorläufer ist vermutlich das römische Moretum, eine kräuterhaltige Käsesauce. Die Gegentheorie bezieht sich auf das ebenfalls römische Garum. Dies ist eine Sauce, bei der das Öl die Basis darstellt.

Ganz klassisch wird das Pesto per Hand im Mörser zubereitet. Die traditionelle Reihenfolge der Zutaten, die so…

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Dörwald, Uwe
441 |

Vom Individualismus zur Hybris

Individualismus auf dem Seziertisch einer Philosophin: Warum man Karen Gloys Buch „Die Selbstsuspendierung des Individualismus“ lesen und zur Kenntnis nehmen sollte

Für den Gebrauch von Schrauben gibt es im Handwerk den schönen Satz: Nach ‚fest‘ kommt ‚ab‘. Dieser Satz scheint übertragbar zu sein auf die Entwicklung des Begriffs Individualismus.

Schon in ihrem letzten Buch „Demokratie in der Krise?“, das hier auch besprochen wurde, trat die Philosophin Karen Gloy als Mahnerin auf. Dort war die Corona-Krise der Auslöser bzw. der Anlass für ihre Überlegungen bezüglich der Effizienz unserer demokratischen Systeme im Vergleich mit anderen politischen Systemen. In ihrem neuen Buch „Die Selbstsuspendierung des Individualismus. Eine Auseinandersetzung mit unserer westlichen Kultur“ (2021) geht ihre Kritik an unserer Art der Gesellschaft tiefer bzw. an die philosophischen Fundamente.

Der Anlass oder der…

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SIRI 16,
440 |

Was machen Türsteher von angesagten Berliner Clubs?

Depeschen aus der Kapitale - Folge 1 / 2021

Wenn ich vor der Pandemie vom Yogastudio kommend über den Kurfürstendamm lief und in die Joachimsthaler Straße einbog, fragten mich  manchmal Touristen nach dem Maxim.

„Das Maxim“, antwortete ich, „kenne ich nur aus einem Lied von Johannes Heesters: Heut` geh ich ins Maxim, da ist es sehr intim.“
Manchmal fügte ich auch noch hinzu, dass dieses Lied aus der Operette Die lustige Witwe von Franz Lehar stammt und darin etwas längst Vergessenes wie Grisetten vorkommen.
Aber meistens waren die Touristen dann schon weiter gegangen, und ich blieb allein zurück mit meinem nutzlosen Wissen über Grisetten. Im 19. Jahrhundert nannte man so unverheiratete Putzmacherinnen, Wäscherinnen und Fabrikarbeiterinnen, die sich abends in Lokalen wie dem Maxim

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Rainer, Ulrike
439 |

Life in the United States - 26

Maine - Der Schöne

Der Staat Maine liegt mir besonders am Herzen, daher leidet meine Objektivität. Erstens kenne ich die Küste ganz gut und bin von ihr begeistert, auch wenn ich noch nie auch nur eine Zehenspitze ins Wasser getaucht habe. Der offene Atlantik ist kalt! Zweitens kannte ich einen Nachkommen des Vizepräsidenten Abraham Lincolns. Der aus Paris, Maine, stammende Hannibal Hamlin war ein glühender Gegner der Sklaverei. Unser Kollege hieß Cyrus Hamlin. Er war Germanist an der Yale Universität. Sein klassisch gebildeter Vorfahre nannte seine Zwillinge Hannibal und Cyrus. Das führte zu der Familientradition, dass in jeder Generation der Name wechselte: Vater Hannibal, Sohn Cyrus, Enkel Hannibal, usw. Es gab schließlich nicht immer Zwillinge. Von Cy, so…

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Dörwald, Lukas
438 |

Die Stulle – mehr als nur ein Schulzeiten-Snack

Rezept des Monats - 5

Das heutige Rezept mag fast schon unverschämt einfach klingen, sollte aber dennoch nicht unbeachtet bleiben. Die gute alte Stulle, also das belegte Brot, bei den englischsprachigen Kollegen eher als Sandwich bekannt, ist genauso ein Gericht wie jedes andere auch. Der Grund für ein einfaches Rezept ist, dass ich gerade umgezogen bin und heute früh, nach der ersten Nacht in der neuen Wohnung, nicht allzu viel da hatte. Aber: Die Dinge in meinem Kühlschrank reichen fast immer für eine Stulle. Ähnlich wie die Einlagen in der bereits empfohlenen Frittata, kann die Stulle als Bausatzessen angesehen werden. Ein IKEA-Rezept, wenn man so will.

Die Stulle tritt sicherlich in das Leben der meisten Menschen als das, was in der frühen Schulzeit in der…

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Dörwald, Lukas
437 |

Spaghetti in Zitronensauce

Rezept des Monats - 4

Der Frühling liegt in der Luft. Die Vögel vor meinem Zimmer schmeißen mich um sieben Uhr in der Früh aus dem Bett, die Blüten werden immer mehr und es riecht nach Landluft, wenn man auf dem Rennrad sitzt.

Was würde da besser passen und mehr erfrischen als die Zitrone. Um diese Frucht aus dem Süden soll es heute gehen. Zur Gattung der Zitruspflanzen gehörend, ist die Zitrone eigentlich eine Kreuzung aus der Bitterorange und der Zitronatzitrone. Diese Mischung soll vermutlich im Norden Indiens entstanden sein. In China und im Mittelmeerraum lassen sich Nachweise um das Jahr 1000 finden. Über den Mittelmeerraum wurde die Zitrone dann in ganz Europa bekannt. Sizilien und Spanien waren hier die Antreiber. Nicht zuletzt wurden selbst auf…

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Dörwald, Uwe
436 |

Effizienz als Kriterium für Demokratie

Gedanken zu Karen Gloys Buch „Demokratie in der Krise?“

Eigentlich ist es trivial. Auch weil die eigene Lebenszeit begrenzt ist, muss man sich entscheiden und auswählen, welche Bücher man überhaupt liest und dann hier vorstellt und empfiehlt oder kritisiert. Weder anderen noch sich selbst will man Zeit stehlen. Aber es ist zwecklos, nicht zu suchen, nichts zu wollen, denn wenn man aufhört zu suchen, beginnt man zu finden, und wenn man aufhört zu wollen, dann beginnt das Leben, einem seinen Eintopf einzutrichtern, bis man ihn auskotzt, … (Samuel Beckett, Watt, S.44). Und wenn wir eins nicht wollen, dann ist es Eintopf für unsere Leserinnen und Leser. Wir begeben uns also auf die Suche und wollen Bücher präsentieren, deren Lektüre uns lohnend erscheint, und wir wollen Fragen stellen und…

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Dörwald, Uwe
435 |

Verschickungskinder

"Luftveränderung tut jedem gut"

Ich war eines der circa acht Millionen Kinder, die bis in die 1980er-Jahre zur Kinderkur in sogenannte Kindererholungsheime verschickt wurden. Ich war Vorschulkind und hatte wie viele andere auch Atemwegsprobleme - „Bronchitis“ / „Asthma“. Erinnern kann ich mich nur an sehr wenig und bruchstückhaft, was, wie Hilke Lorenz, die Autorin des Buches „Die Akte Verschickungskinder – Wie Kurheime für Generationen zum Albtraum wurden“, schreibt, daran liegen kann, dass die kindliche Psyche Mechanismen entwickelt, die einsetzen, wenn Angriffe auf die Seele übermächtig sind. Wenn der Übergriff auf die eigene Integrität sich nicht bewältigen lässt, setzt ein, was die Psychologie Dissoziation nennt. Dann werden nicht nur die Gefühle von dem Ereignis…

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Dörwald, Lukas
434 |

Vielseitig ohne Ende - das Ei

Rezept des Monats - 3

Was, das Ei? Ja, ganz genau. Es wird etwas simpel im März, allerdings nur oberflächlich.

Das Ei liegt bei mir fast immer im Kühlschrank. Ein Standard quasi. Mit Milch und Mehl wird sonntags mal eben ein Pfannkuchen-Frühstück gezaubert, ein gekochtes Ei, - 4:30 Minuten bei Größe M, damit das Eigelb noch flüssig ist -, oder ein klassisches Spiegelei zur abendlichen Brotzeit. Das sind nur ein paar Beispiele, welche Form das ovale Wunder annehmen kann.

Weltweit vom Menschen in der Nahrung am meisten genutzt ist sicherlich das Hühnerei. Weniger verbreitet aber immer noch erhältlich ist das Wachtelei, sozusagen der kleine Bruder des Hühnereis. Historisch wurde das Ei jedoch auch schon anders genutzt, in der Farben-, oder auch in alten Techniken…

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Rainer, Ulrike
433 |

Life in the United States - 25

Alabama - Das makelhafte Herz von Dixie

Alabama war in seinen Anfängen keine tabula rasa.

1835 machten sich die letzten Chirokees auf zum „Trail of Tears“. Auf ihrem Land wohnen die Nachkommen der weißen Siedler und Sklaven, die in einer erzwungenen Gemeinschaft den Reichtum der Menschen vor dem Bürgerkrieg sicherten, genauer gesagt für weniger als die Hälfte von ihnen. Der Rest waren Kleinbauern, die ihre Unabhängigkeit innerhalb der Kommunen pflegten und die Welt da draußen mit Misstrauen beäugten. Meistens arm, waren sie für neue Ideen schwer zu haben und sahen in höherer Bildung nicht unbedingt einen Ausweg. Nur die Söhne der Plantagenbesitzer genossen die höhere Bildung ihrer Zeit, bei der die Tugenden der Kontinuität und der Pflege von Traditionen im Zentrum standen. Die…

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Uzukauskaite, Lina
432 |

Ingeborg Bachmanns Rom

Verflechtungen zwischen ihrem Leben und Werk

Die österreichische Schriftstellerin Ingeborg Bachmann (1926-1973) lebte in Rom, mit Unterbrechungen, ab dem Jahr 1954. Fast zwölf Jahre lang hatte sie ihren Wohnsitz in der città eterna. Rom vermittelte ihr „ein geistiges Heimatgefühl", hier fühlte sie sich „aufgehoben“ (GuI, S. 23), hier hatte sie leben gelernt:

Gelernt habe ich etwas von den Italienern, das ist schwer zu erklären. Denn man kann von ihnen etwas lernen, wenn man alles wegwirft, jede Vorstellung, die man sich vorher gemacht hat davon. Es sind nicht die Schönheiten, nicht die Orangenbäume und nicht die herrliche Architektur, sondern die Art zu leben. Ich habe hier leben gelernt. (Bachmann 2004, S. 29)

Bachmann spricht daher von der „Liebe zu [dieser] Stadt und ihren…

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Rainer, Ulrike
431 |

Rassismus und Polizeigewalt in den USA

Merkwürdigerweise fiel mir zu allererst der Charlie Chaplin Film Modern Times von 1936 ein. Im Film prügeln zwar die Polizisten wahllos “nur” mit Knüppeln auf die Bürger ein und geben eher eine lächerliche Figur ab, doch die Bereitwilligkeit zur Gewalt ist deutlich zu sehen. Ein Jahr zuvor war nach Unruhen in Harlem eine staatlich eingesetzte Kommission zu dem Schluss gekommen, dass willkürliche Polizeigewalt, neben Diskriminierung im Beruf, Bildung und in der Wohnungsbeschaffung, einer der Gründe für den Zorn der Schwarzen war. Nach den schweren Ausschreitungen in einer Anzahl der Großstädte Mitte der 1960iger Jahre folgerte die Kerner Kommission (1968) das Gleiche. Sie musste noch darum kämpfen, das Kind beim Namen zu nennen, d. h. das…

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Perina, Jitka
430 |

Sapere aude

Wage es, Deinen Verstand zu nutzen

Das Jahr 2021 ist erst einige Wochen jung, und doch überschlagen sich die Ereignisse weiterhin im gleichen Tempo, in dem wir sie Ende 2020 hinter uns zu lassen hofften. Der Wahlspruch der Aufklärung scheint gut zur aktuellen Situation zu passen. Zu Beginn der Aufklärung verbreiteten ihn in erster Linie die Gelehrten, welche unter den Bedingungen der Zensur in monarchisch regierten Systemen arbeiteten. Die Bürger der gegenwärtigen, modernen Demokratien stehen vor anderen Herausforderungen. Die Erlaubnis zum eigenständigen Denken ist, mindestens der Theorie nach, universell. Jeder darf sich selbst ein Urteil bilden. Die entsprechenden Möglichkeiten sind dank der globalen Verfügbarkeit der Information enorm gewachsen, die Komplexität jedoch…

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Dörwald, Lukas
429 |

Tomatensauce als Geduldsübung

Rezept des Monats - 2

Karneval im Corona-Jahr 2021 ist zu Ende und zu Ehren der roten Clownsnasen wird sich das Rezept des Monats rund um die Tomate drehen.

Die Tomate (lat. Solanum lycopersicum) gehört zur Familie der Nachtschattengewächse und ist uns sicherlich allen bekannt. Ich muss zugeben, bis vor gar nicht langer Zeit kam die Tomate bei mir nur als pürierte Sauce oder auf der Pizza vor. Roh mag ich bis heute nur die kleinen feinen Kirschtomaten.

Denke ich an Tomaten kommt mir direkt Italien in den Sinn. Der Pizza Margherita, die zu Ehren der gleichnamigen italienischen Königin (1851-1926) in Neapel geschaffen wurde, verleiht sie die Farbe rot, nur um mit Mozzarella und Basilikum die italienische Flagge widerzuspiegeln. Prall und saftig kommt sie daher…

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Lustenberger, Helga
428 |

Wohin führt uns all unser MEINEN und NACHPLAPPERN ?

Diese Frage beantworte ich gleich selbst: Dadurch werden wir zu gleichförmigen, normierten Menschen, die sich leicht manipulieren und gängeln lassen!

Als ob wir das nicht schon zur Genüge wüssten! Das Internet stellt uns zu jeder Zeit das gesamte Weltwissen zur Verfügung, und Radio, Fernsehen und Journalismus überfluten uns buchstäblich mit Informationen, die sie «vor-philosophiert» zur Sprache bringen und dafür Authentizität beanspruchen.

In unserer allzu hektischen Zeit konsumieren wir bereitwillig das uns so Vorgesetzte als Tatsachen, meistens ohne deren Bedeutung und Implikationen für unsere Gesellschaft zu hinterfragen. Gerade während der aktuellen «Corona-Pandemie» ist eine fatale Tendenz der Publizistik zu Sensationsmeldungen…

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Kiss, Endre
427 |

Johann Gottfried Herder – der Ein-Mann-Enzyklopädist

Philosophie muss nützlich sein

Herders kreative und immer weiter reichenden Ideen haben die spätere geistesgeschichtliche Entwicklung in vielerlei Hinsicht bestimmt bzw. vorgeprägt. Es ist auch dann so, wenn die engere Rezeptionsgeschichte dies nicht immer explizit bestätigen kann, denn Herders immer komplexe und oft sehr schwierige Positionen sind unter Schulen und Generationen sowie auch noch unter den grossen Gebieten der intellektuellen Produktion wie der klassischen Literatur und Philosophie sehr vielfältig verstreut. Dies macht verständlich, warum sein Werk als Ganzes jederzeit nur schwer einzuordnen war.

Wir suchten deshalb in dieser Arbeit auch die Gründe der Vielfalt dieser immer noch nicht immer ausweisbaren Wirkungen in der Rezeptionsgeschichte aufzuzeigen.

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Dörwald, Lukas
426 |

Dorade im Römertopf

Rezept des Monats - 1

Dieses Rezept des Monats ist vor allem für alle jene interessant, die einem alten Grundsatz folgen: „Freitags gibt es Fisch!“

Es handelt sich um die Dorade, auch Goldbrasse genannt, wird diese bereits seit der Antike als Speisefisch vom Menschen genutzt.

Biologisch gehört sie zu den Stachelflossern und zu den Barsch-Verwandten. Die wissenschaftliche Bezeichnung nach Linnaeus (1758) ist Sparus aurata, aber damit wird man an der Fischtheke wohl kaum weit kommen. Die Goldbrasse, küstennah lebend in Tiefen von 5 bis 150 Metern, ist in der Regel tagaktiv, jedoch sehr anpassungsfähig. Sind ihre Gewässer stark befischt, verlagern sie ihre Aktivität einfach in die Nacht hinein!

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Backes, Martina
425 |

Bitterer Beigeschmack

Koloniale Spuren im globalen Ernährungsregime

Der Handel mit Weizen, Reis und Gewürzen ist so alt wie die Migrationsgeschichte der Menschen. Doch erst seit dem frühen Kolonialismus wurden die körperzehrende Plantagenwirtschaft und der transkontinentale Handel mit Nahrung strategisch zum Zwecke der Machtsicherung eingesetzt. Der Kolonialismus hat das globale Ernährungssystem in seiner jetzigen Form stark geprägt.

Hier in Niumi hat er begonnen, der Export von Arbeitskraft, Salz und Palmöl. Der kleine Küstenort im westafrikanischen Gambia liegt an der Mündung des gleichnamigen Flusses, nicht weit entfernt von James Island, wo der Handel mit versklavten Menschen in den Black Atlantik im 16. Jahrhundert einen seiner Anfänge nahm und Tauschgeschäfte mit Gold, Salz, Arbeitskraft und Waffen…

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Rainer, Ulrike
424 |

Life in the United States - 24

Illinois - Prärie soweit das Auge reicht

„Bedrückend in seiner öden Monotonie“, stellte Charles Dickens bei seinem Besuch im Jahr 1842 fest und meinte damit nicht das offizielle Staatslied. Und später bezeichnete ein ebenfalls unbeeindruckter Besucher den Staat als „Illinoleum“. Die bis zum Horizont reichende Prärie der Illiniwek (die besten Menschen) waren nicht jedermanns Sache. Einem britischen Journalisten aber schienen die hohen Gräser wie ein „weiter, Wellen schlagender gewaltiger Ozean.“ Auch ein Reporter aus Boston blieb bei der Metapher: „Für Meilen und Meilen sahen wir nichts außer eine weit ausgedehnte Fläche, die man nur mit einem Ozean vergleichen kann.“

 

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Redaktion,
423 |

Ich saß auf einem Stein

Das schon jetzt legendäre Coronajahr 2020 neigt sich und geht in ein neues hinüber, mit jeder Menge unbeantworteter und nach wie vor unbeantwortbarer Fragen im Gepäck, die sich der große deutsche Dichter Walther von der Vogelweide, der in diesem Jahr seinen 850sten Geburtstag feiert, schon lange vor uns stellte. Ihm gilt unsere Hommage zum Jahresabschluss, denn seine Dichtung beweist: Er war mehr als bloß ein fahrender Sänger, der mit seinen Geliebten unter der Linde lag und die Minne vom wirklichen Leben trennte, sondern stand mit beiden Beinen zwischen Dichtung, Religion und Politik im wirklichen Leben.

Und so leihen wir uns zum Jahreswechsel seine zeitlose Stimme und setzen uns in der Silvesternacht so ruhig und gelassen wie möglich und…

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Brose, Thomas
422 |

CHANUKKA UND WEIHNACHTEN

Der eine oder andere hat ihn sicher gesehen: Seit einigen Jahren steht direkt vor dem Brandenburger Tor in der Adventszeit Europas größter Chanukka-Leuchter. Da, wo früher die Mauer die beiden Berliner Stadthälften scharf trennte und wo bewaffnete Soldaten Wache hielten, war der Leuchter in diesem Jahr vom 10. bis 17. Dezember zu sehen.

Chanukka – das ist das ältere jüdische Pendant zum Weihnachtsfest. Gott zeigt sich dabei im Wunder des Lebens und der Erneuerung. Bei allen Unterschieden gibt es viele Gemeinsamkeiten: Juden entzünden in den dunklen Dezembertagen Kerzen, um an einen Neuanfang zu erinnern, während Christen die Geburt des Kindes in der Krippe von Bethlehem feiern.

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Hurm, Gerd
421 |

The Family of Man (1848/1955): Feminist Foremothers, Women’s Rights, and Human Rights

The present essay will discuss and redefine the complex contexts and relationships which connect the issues of human rights, women’s rights, and civil rights with the open, modernist aesthetics of The Family of Man. Undoubtedly, a historically differentiated view of the installation’s innovative foregrounding of intercultural communication, emancipation, and pacifism is as vital today as it was when it was presented in the aftermath of McCarthyist hysteria and in the midst of the threat of nuclear annihilation during the Cold War. It is also pertinent since the former traveling installation can now be viewed again in its original design. Since 1994, it has been permanently displayed in the Museum Castle Clervaux in Steichen’s native…

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
420 |

EIN LEBEN OHNE EIGENWILLE IST SCHAL

Rezension zu Thomas Brose: Mein deutsches Neuland. Notizen eines ostdeutschen Katholiken. Bonifatius Verlag 2020

Mich hat die Wiedervereinigung als historisches Ereignis zwar unbändig gefreut und mir vor dreißig Jahren das Gefühl gegeben, dass die Welt besser werden kann. Ich bin nach dem Mauerbau geboren und quasi mit der Mauer groß geworden und kenne noch die Berichte meiner Tanten, dass sie die berühmten Care-Pakete in den Osten schickten, eben nach drüben. Kaffee gehörte zu den begehrten Luxusartikeln, wie auch mal eine echte Jeans.

Dann fuhren wir mit der evangelischen Jugendgruppe 1978 in die DDR. Das spannendste und auch unheimliche Ereignis war die Grenze mit ihren Kontrollen und eine ungeahnte Angst, dass irgendetwas nicht stimmen könnte. Da mussten ja dann doch die Erzählungen und Geschichten über das Unrechtsystem DDR in mir etwas…

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Dimmers, Jan
419 |

WAHLKAMPAGNEN SIND KRISENZEITEN

Interview mit Alexis de Tocqueville über die Wahlen in Amerika, ‘Den Bürgerkrieg im Kopf’ und eine nicht unwahrscheinliche Prognose für die Wahlen in den USA

In Amerika wird die Demokratie positiv getestet. Jede Wahrheit hat ihre Lüge und jede Lüge hat ihre Wahrheit. Die Wörter werden zu Sackgasse ihrer Bedeutung und fressen ihren Sinn, wie die Zeit ihre Kinder frisst. Man fühlt sich in der Nähe einer Macht, die man nicht selbst gewählt hat. Übrig bleibt der Anachronismus des Eigensinns. Der 3. November 2020 wird ein wichtiger Tag. DIE DEMOKRATIE: In selbstherrlicher Zufriedenheit werden wir sie kaum wahrnehmen. Nimmt man sie uns, dann sind wir bereit, für sie unser Leben zu geben. Wird sie überleben?

Jan Dimmers geht dieser Frage in einem Interview mit Alexis de Tocqueville für den Spiegel von Amsterdam nach. Wir bringen dieses Interview in deutscher Sprache. 

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Brose, Thomas
418 |

GLAUBE UND GEWISSEN

Zum Tod des Schriftstellers Günter de Bruyn

„Die Sicherheit, der ich das Glück meiner frühen Kindheit verdanke, basierte neben der Liebe der Eltern zu uns und zueinander auch auf einem Familien-Katholizismus, der unser Leben in die festen Regeln von Tisch- und Abendgebet, von sonntäglichem Kirchenbesuch und fleischlosen Freitagen zwängte, sonst aber von Person zu Person individuell gefärbt war“, schrieb der 1926 geborene Günter de Bruyn in seiner „Zwischenbilanz“ (1992).

Der Autobiograf machte darin deutlich, wo für ihn Quellen einer Autorschaft im Spannungsfeld von Machtanspruch und Gewissensentscheidung zu finden sind: Katholischsein in der Berliner Diaspora bedeutete für das jüngste von vier Geschwistern, Rückhalt im Glauben zu suchen und sein Leben im „Dritten Reich“ davon…

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Rainer, Ulrike
417 |

NEW YORK, NEW YORK

Wo ist meine Stadt geblieben?

Heute scheint der Himmel noch dunkler. Und ich meine damit nicht, dass die Sonne durch den Rauch der kalifornischen Feuer verschleiert ist, sondern dass am 18. September 2020, die Oberste Richterin Ruth Bader Ginsburg verstorben ist. Für mich geht damit eine Ära endgültig zu Ende, in der sie so intelligent wie lebensklug wirkte, und in der man fast   glauben konnte, dass es in Dingen der Rechte für Minderheiten und besonders der Rechte für Frauen nur immer weiter aufwärts gehen könnte.

Aber eigentlich wollte ich über etwas ganz anderes schreiben. New York ist meine Lieblingsstadt. Das war sie von Anfang an, als ich noch in Connecticut wohnte und mit dem Zug oft hingefahren bin, sei es, um am Broadway ins Theater zu gehen oder ins…

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
416 |

WEITE IM GEIST

Rezension zum ALPHABET DER KINDHEIT von Helge-Ulrike HYAMS

Gezaubert wurde hier wirklich! Denn wer dieses Buch in den Händen hält, könnte meinen, eine Zauberin hat dieses geschaffen. Ganz neu und ganz anders, als man sich sonst dem Thema Kindheit nähert, macht sich die Autorin anhand der 26 Buchstaben des Alphabets auf den Weg, Kindheit neu zu deklinieren.

Wie kommt man auf die Idee, diesem Thema ein Alphabet zu widmen?

Die Liebe zum Kind, die Freude am Leben und ganz besonders die Weite im Geist, Dinge in großer Zugewandtheit zulassen zu können, machen den Ton dieses Buches aus.

Helge-Ulrike Hyams, Jahrgang 1942, lange als Professorin für Erziehungswissenschaften in Bremen tätig, Psychotherapeutin und Begründerin des Kindheitsmuseums in Marburg, das leider 2009 geschlossen wurde, ist mit diesem…

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Schug, Wolfgang
415 |

„Angeber haben mehr vom Leben“ oder „Lügen, wie ein Zahnarzt“

Zur Inhaltsdeutung von Quacksalberbildern in der niederländischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts

Bilder medizinischen Inhalts waren in der niederländischen Malerei weit verbreitet, man denke nur an die Anatomiedarstellungen Rembrandts. Im 17. Jahrhundert konnte sich in der niederländischen Genremalerei eine ganz eigene Bildgattung etablieren, die ärztliche Behandlungen zum Inhalt hat. So bildet auch das zahnärztliche Sujet keine Seltenheit innerhalb des erhaltenen Bildbestandes.

Damals herrschte besonders unter den Zahnbehandlern Neid und Zwist und jeder argwöhnte, dass bei bekannt werden ihres ohnehin geringen medizinischen Wissens die Kollegen sich dieses aneignen und man sich damit unliebsame Konkurrenz machen könnte. Daher fand sich kaum jemand bereit, eine auch nur annähernd ausreichende Lehrtätigkeit auszuüben. Die…

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Rainer, Ulrike
414 |

VIER JAHRE ZU SPÄT

Kritik zu Mary L. Trump, Ph.D.: Too Much and Never Enough. How my Family Created The World’s Most Dangerous Man.

Wie schrieb der legendäre Liedermacher Woody Guthrie 1954, als er das Pech hatte, in einer Wohnung der Beach Heaven Apartments unterzukommen, die dem alten Fred Trump gehörte:

„Old Man Trump“ / Ich nehme an, / dass der Old Man Trump genau weiß / Wie viel Rassenhass / er im Bluttopf des / menschlichen Herzens / aufrührte, / Als er eine Farblinie zog / Hier in seinem Beach Heaven Familienprojekt./

Eigentlich ein guter Anfang für die Familiengeschichte, oder eher für das Familiendrama, das Mary, die Nichte des gegenwärtigen Besetzers des Weißen Hauses, erzählt. Da ist der grausame, tyrannische und egoistische Vater Fred, Sr., der nichts lieber tut, als andere Menschen, besonders seine Kinder, zu erniedrigen. Seine Frau, die kränkliche und…

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Sollors, Werner
413 |

Edward Steichen in München:

>>Wir alle – The Family of Man<< in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, 1955

Vor 65 Jahren, vom 19. November bis 18. Dezember 1955, wurde die von Edward Steichen zusammengestellte Foto-Ausstellung The Family of Man, die im Januar des gleichen Jahres im Museum of Modern Art (MoMA) New York mit großem Erfolg eröffnet worden war, unter dem Doppeltitel The Family of Man – Wir alle in München gezeigt.

1955: Es war zehn Jahre nach Kriegsende; in Bayern gab es 45 Zeitungsverlage mit Vollredaktionen; an der Münchner Universität waren 12.000 Studenten immatrikuliert, mehr als je zuvor, darunter ein einziger aus der Ostzone; im Oktober kamen 10.000 Kriegsgefangene aus der Sowjetunion nach Deutschland zurück, und die am Münchner Hauptbahnhof Ankommenden wurden von einer Menschenmenge willkommen geheißen; im Münchener…

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Kiss, Endre
412 |

DER DOPPELTE KOSMOS DES ALEXANDER VON HUMBOLDT

Essay über einige Aspekte der Hausgeheimnisse des klassischen Idealismus und über die Entstehung einer Philosophie des Konkreten

Der klassische Idealismus, den wir als einen Gesamtprozess von Kants Kritizismus und von postkantianischer Spekulation interpretieren, ist gewiss ein mainstream, ein breiter Weg der Wissenschaft, wie dies Kant an einer Stelle genannt hat. Selbst dieser mainstream weist aber sehr markante und bedeutende Satelliten auf, die sich offensichtlich nicht in die Prozesse der Hauptströmung hineinzwingen lassen, die man aber aus mehreren Gründen auch nicht vernachlässigen darf. Diese Gründe sind traditionell vielfältig. Es geht um die Frage nach der wirklichen Einheit der philosophischen Prozesse, es geht um diverse Wechselwirkungen, es geht um polemische Positionen und letztlich geht es um die stete historische Gleichzeitigkeit von Anstrengungen,…

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Rainer, Ulrike
411 |

John Bolton – Ein Mann von gestern

Ein Blick hinter die Kulissen einer finsteren Macht

Manches Mal sollte man sich ins Feindeslager begeben, auch wenn man danach am liebsten stundenlang unter der Dusche stehen möchte, um den Dreck wegzuschrubben. So geschehen bei der Lektüre von John Boltons sogenannten Memoiren. Wenn man bedenkt, dass der Mann gerade einmal siebzehn Monate als National Security Advisor unter Trump im Amt war, dann staunt man, dass das Buch satte 494 Seiten hat, und mit dem ausführlichen Register sogar auf 577 Seiten kommt. Auf den zweiten Blick wird aber dann klar, warum das so ist. Wenn in fast jedem Satz es um ICH geht und kräftig ins eigene Horn geblasen wird, füllen sich die Seiten wie von selbst. Der Mann hätte von einem guten Lektor profitieren können, denn es gibt auch viel zu viele Wiederholungen.

I…

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Rainer, Ulrike
410 |

Rassismus in den USA

Déjà vu oder brauchen wir wirklich noch eine weitere Kommission?

Wenn ich mir die Bilder anschaue, überkommt mich ein Gefühl von Resignation, um nicht zu sagen von Hoffnungslosigkeit. Das hatten wir doch schon alles. Im Sommer 1965 unterzeichnete Präsident Lyndon B. Johnson den Voting Rights Act.

Ein paar Tage später stand Watts in Flammen. Der Zünder war eine massive Polizeiaktion wegen einer Kleinigkeit. Viertausend Menschen wurden verhaftet und vierunddreißig starben. Damals sorgte die Polizei in Los Angeles effektiv dafür, dass Afro-Amerikaner keine Arbeit bekamen: Für eine geringfügige Verkehrssünde drohte Verhaftung und damit eine Anzeige. Der oder die Betroffenen waren nun vorbestraft und dadurch zu ewiger Arbeitslosigkeit verdammt. Zwei Jahre später blockierten tausende von Polizisten und…

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Rave, Marion
409 |

Der Bücherwurm und seine hungrigen Geschwister

Als Bücherwürmer werden ja gemeinhin die Menschen bezeichnet, die sich hartnäckig und systematisch durch ein Buch nach dem anderen fräsen. In zahlreichen Cartoons wird der Bücherwurm als possierliches, bebrilltes Kerlchen dargestellt, fröhlich winkend aus dem gerade zerstörten Werk. Aber gibt es das wirklich? Schädlinge, die sich durch ganze Regalmeter fressen, eine tunnelförmige Spur der Verwüstung hinterlassend? Einen hochspezialisierten Bücherwurm findet man nicht in der Welt der mitunter lästigen Kleintiere, dafür aber diverse andere Tiere, die durchaus Interesse an gepresster Zellulose, Leim und Leder haben. Niedlich sind sie meistens nicht und der angerichtete Schaden reicht von lästig bis immens, besonders bei größeren und nicht…

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Helga Schubert und der Bachmann-Preis, meine Großtante Hanna und ich

Als ich unter den Autoren und Autorinnen, die beim diesjährigen Bachmann-Wettbewerb lesen würden, auch Helga Schubert fand, war ich überrascht. Nicht nur, weil die Autorin mittlerweile 80 Jahre alt ist, sondern vor allem deshalb, weil ich von ihr bereits in den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts erste Texte gelesen hatte. Die Autorin gehörte zu den drei Helgas, Helga Königsdorf, Helga Schütz und sie, die ich damals neben Christa Wolf, Brigitte Reimann, Irmtraud Morgner und Maxie Wander gern las, weil sie stärker über die weibliche als die männliche Seite der Welt schrieben. Die interessierte mich damals mehr, entsprach auch eher meiner eigenen Befindlichkeit in der DDR.

Jahrzehnte hatte ich nichts mehr von Helga Schubert gehört oder…

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Layne, Priscilla
407 |

UNLIKELY COUSINS

Inszenierungen von Blackness in deutschen Hip Hop- und antirassistischen Skinhead-Szenen

In diesem Beitrag möchte ich mich mit zwei deutschen Szenen auseinandersetzen, die sich beide jeweils rund um musikalische Genres entwickelt haben, die in Kulturen der afrikanischen Diaspora verwurzelt sind: HipHop- und antirassistische Skinhead-Szenen. Oberflächlich betrachtet erscheint es kaum möglich, deutsche HipHop-Fans und antirassistische Skinheads in Einklang zu bringen. Dabei gibt es in den Vereinigten Staaten auffallende stilistische Überschneidungen der Szenen, beispielsweise Skinheads, die HipHop hören, Baggy-Kleidung und Sporttrikots tragen. In Deutschland scheint es zwischen antirassistischen Skinheads und HipHop-Fans keinerlei Verbindung zu geben. Sie kleiden sich unterschiedlich, hören unterschiedliche Musikgenres und…

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EINE REISE NACH CZERNOWITZ

Im Mai 1973 besuchte ich mit einem Freund den Dichter Peter Garstecki in Barth, einer kleinen Stadt an der Ostsee. Auf dem winzigen Balkon der von Garstecki und seiner Familie bewohnten Neubauwohnung las ich erstmals Gedichte von Paul Celan, nachdem uns der Gastgeber von seinem Lieblingsdichter Celan und der kurzen Begegnung mit ihm erzählt und mich neugierig auf dessen Lyrik gemacht hatte. Ich begann zu lesen und versank alsbald in die mir unbekannte, fremdartige und faszinierende Lyrik Celans. Zum ersten Mal las ich auch den Namen Czernowitz, Geburtsstadt Celans, in der seine Lyrik ihren Anfang genommen hatte. Jahre später begegnete ich ersten Gedichten von Rose Ausländer und Selma Meerbaum-Eisinger, und beide Lyrikerinnen waren ebenfalls…

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Rainer, Ulrike
405 |

WAS IST SCHON EINE NUMMER ?

Die Verluste

Die 58.220 Soldaten, die während des zwanzigjährigen Vietnam Kriegs starben, haben ihre Namen auf einem großen Monument eingraviert. Sie sollen nicht vergessen werden. An die Menschen, die am 11.09.2001 in den Twin Towers umkamen, wird ebenfalls namentlich erinnert. Wer aber, außer den Angehörigen, setzt den 100.000 Opfern des Corona-19 Virus, die innerhalb von drei Monaten starben, ein Denkmal? Und das Ende ist noch immer nicht in Sicht.

 

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Rainer, Ulrike
404 |

LIFE IN THE UNITED STATES AKTUELL

Corona - Fälle und Tote in den USA

Die Stadt New York mit den verheerenden Opferzahlen stand lange im Mittelpunkt der Diskussion aller Versäumnisse. Aber der Gouverneur Andrew Cuomo beschönigte und verschleierte wenigstens nichts. Er mutet den Menschen die Wahrheit zu, und die ist düster.

Die Reichen, die irgendwo auf dem Land ein Ferienhaus besitzen, verließen die Stadt. Einige meiner Nachbarn, deren Kinder in Manhattan arbeiten, holten ihre Sprösslinge nach Hause. Wir wohnen ländlich und sind von Wald umgeben. Distanzhalten ist hier leicht.

Die volle Wucht traf die Armen. Erstens wohnen sie oft als Großfamilien in engen Räumlichkeiten, zweitens sind die Vorbedingungen für eine schwere Erkrankung vorgegeben. Sie leiden öfter an Diabetes und Herzerkrankungen. Und drittens…

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Dörwald, Uwe
403 |

NEBEN DER RUTE SOLL STETS DER APFEL LIEGEN

Eine Kindheit im konfessionellen Waisenhaus vor 1945

Es gibt nur äußerst spärliches (Forschungs-)Material zur Situation der Heimkinder vor 1945. Da nach 1945, das in der Heimerziehung sicher keine Stunde Null war, weil die Erzieher und Erzieherinnen wahrscheinlich nur die Farbe ihres Hemdes wechselten, von braun wieder zurück zu blau, und weil kein konsequenter Bruch mit den nationalsozialistischen Erziehungsgrundsätzen und Erziehungsleitlinien stattgefunden hat, – schwarze Pädagogik gab es noch lange nach Kriegsende –, ist stark davon auszugehen, dass Kinderheime lange Zeit totale Institutionen im Sinne von Erving Goffman gewesen sind. Zudem wurde von 1933 bis 1945 mit Sicherheit im Geist der nationalsozialistischen Doktrin erzogen. Dem politischen Einfluss der Nationalsozialisten konnten…

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Berger, Thomas
402 |

GLANZ DES SCHEITERNS

Andreas Egerts Essay "Warum Cioran heute?"

Wäre E. M. Cioran, der aus Rumänien stammende, die meiste Zeit seines Lebens in Frankreich ansässige Philosoph, in der Gegenwart populär, wäre in den Köpfen vieler Menschen und folglich im Weltgeschehen manches anders als in der sich der „Unterhaltungs-philosophie“ und dem „Ökonomismus“ ausliefernden Gegenwart. Umso wichtiger und begrüßenswerter ist deshalb die intellektuelle Auseinandersetzung mit diesem Denker, die wir dem Aphorismus-Experten Andreas Egert verdanken.

Seit vielen Jahren widmet sich der 1968 in Frankfurt am Main geborene Autor der literarischen Gattung des Aphorismus. Er veröffentlichte die drei Bücher fehlfarbenfroh – Aphorismen (Schardt Verlag), Vom Werden und Wesen des Aphorismus. Essays zur Gattungsproblematik bei…

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Egert, Andreas
401 |

WARUM CIORAN HEUTE ?

Ein Vortrag, ein Nachwort zu Cioran ist heuer ein notwendiger Nachruf, ein Nachschrei auf die Kritik, das aphoristische Denken, die unbequeme Nicht-Anpassung, das Widerstandsdenken, die Unabhängigkeit und Integrität des Denkens wider die Unterhaltungsphilosophie unserer Tage und die Triumphzüge des mittelmäßigen Ökonomismus, der alle Lebensbereiche nützlich und pragmatisch vereinnahmt und untergräbt - Ciorans Aphorismen sind ein Remedium gegen unseren Zeitungeist und beharren auf einer Unbestechlichkeit des Denkens, wie sie leider immer mehr zu verloren gehen scheint. Wenn sich Cioran im Aphorismus behauptet, dann behauptet er sich in einer leidenschaftlichen Ohnmacht, die ihm eine gewisse menschliche Würde zurück gibt - in der…

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Mazzei, Francesco
400 |

FLORENZ IN ZEITEN VON CORONA

Eine Fotostrecke von Francesco Mazzei

Italien ist eines der Länder in Europa, das sehr früh und stark von der COVID-19-Pandemie betroffen war. Die Epidemie breitete sich in ganz Italien und zugleich in vielen Ländern innerhalb und außerhalb Europas aus. Am 19. März 2020 gab es in Italien mit insgesamt 3405 COVID-19-Todesfällen erstmals mehr Opfer als in China. Am 27. März 2020 übertraf die Zahl der Infizierten in Italien erstmals diejenige Chinas. Die Infektionswelle begann in der Lombardei und in Venetien; bis heute (Stand: 20. April) liegt ihr Schwerpunkt in Norditalien. Das Gesundheitssystem in vielen norditalienischen Provinzen ist so überlastet, dass viele Patienten nicht oder nicht angemessen behandelt werden können. Vielerorts fehlten oder fehlen Schutzmasken; unter…

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Brotini, Lederer, Senigaglia, SIRI, Mazzei, Berger, Dimmers, Hoppe-Dörwald
399 |

STIMMEN ZU CORONA

Wir fühlen und wissen, dass der Pandemie eine Infodemie entspricht. Wir fühlen und wissen, dass der angeordneten bzw. empfohlenen Ortsfestigkeit ein Drang nach Bewegung und nach Begegnung entspricht. Wir wissen und fühlen, dass manches Recht wie zum Beispiel der Datenschutz und die Versammlungsfreiheit der Bekämpfung der Pandemie hoffentlich nur temporär geopfert wird. Wir bekommen auch eine Ahnung davon, was biologische Waffen in einem Krieg anrichten könn(t)en.

Obwohl es einen Überfluss an Information zum CORONA-Virus zu geben scheint, bringen wir zu Ostern unsere Stimmen zu Corona. Die Reihenfolge der einzelnen Beiträge aus den Niederlanden, aus Italien und aus Deutschland wurde bestimmt durch das Eintreffen der Beiträge in unserem…

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Kiss, Endre
398 |

Einleitende Gedanken zu einer Rekonstruktion des klassischen Idealismus

Tausend Fäden der Nähe und zahlreiche feine Unterschiede - Erstveröffentlichung

Im Jahr 1770, also vor 250 Jahren, wurde der Philosoph des klassischen Idealismus geboren - G.W.F. Hegel. Sein philosophisches System steht, wie auch die Systeme Fichtes und Schellings, in vielen Beziehungen zu den Drei Kritiken Kants.

Der Philosoph Endre Kiss (Budapest) legt mit seinem hier erstveröffentlichten Essay "Einleitende Gedanken zu einer Rekonstruktion des klasssichen Idealismus" einen Text vor, der der Nähe und den Unterschieden der idealistischen Geisteswelt in Bezug zu Kant nachgeht und der die Tiefe und die Gedankenschärfe vermeintlich alter und vermeintlich überkommener philosophischer Konzepte deutlich werden läßt. Begriffe wie Possibilität, Plausibilität, Prozeßhaftigkeit, Oszillation  und Dynamik spielen bei Kiss'…

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Rainer, Ulrike
397 |

Life in the United States - 23

Mississippi - Der allerärmste Staat

Wir sind wieder im Süden, und zwar im ärmsten Staat der USA. 20% seiner Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. 34,1% von ihnen sind nicht Weiße. Wie konnte es dazu kommen, wenn man bedenkt, dass auch hier einst König Baumwolle unumstrittener Herrscher war und manche Menschen auf Kosten anderer reich machte? Der Zensus von 1860 zeigt, dass 55% der Bevölkerung Mississippis Sklaven waren.

Sie waren es, die Straßen und Deiche bauten, Sümpfe trockenlegten, das Vieh versorgten, kochten, nähten, Wäsche wuschen und die Felder bestellten. Lassen wir für diesen Staat hauptsächlich sowohl die einen als auch die anderen für sich selbst sprechen.

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European Centre For Press & Media Freedom
396 |

FEINDBILD JOURNALIST

Bedrohung als Normalzustand - Eine 5-Jahres-Bilanz des European Centre For Press & Media Freedom

Attacken aus rechten Zirkeln hat es bisher immer gegeben, hauptsächlich gegen Fachjournalistinnen und Journalisten. Seit 2015 hat sich dies geändert: Sowohl das Feld der Betroffenen als auch die Täterkreise haben sich erweitert. Eine breite, heterogene Masse trägt die Pressefeindlichkeit. Journalismus ist unterschiedslos für alle Medienschaffende – insbesondere, wenn sie von rechten Großdemonstrationen berichten – zum Wagnis geworden.
 

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Alt, Franz
395 |

"... dann schließen wir doch den Laden 'Europa' wegen moralischer Insolvenz!"

Nicht Flüchtlinge bekämpfen, sondern Fluchtursachen

Der CDU-Sozialpolitiker Norbert Blüm sagt: "Wenn 500 Millionen Europäer nicht mehr fünf Millionen Flüchtlinge aufnehmen wollen, dann schließen wir doch den Laden 'Europa' wegen moralischer Insolvenz". Der Christ Blüm orientiert sich am jesuanischen Gleichnis vom Barmherzigen Samariter.

Die Machtpolitiker Putin und Assad, Erdogan und die vielen Rebellengruppen in Syrien haben die neue Flüchtlingskrise verursacht. Assad bombardiert und drangsaliert sein eigenes Volk seit acht Jahren. Putin lässt gezielt militärische Angriffe auf syrische Krankenhäuser, Marktplätze und Flüchtlingslager fliegen - mit tödlichen Folgen für Hunderte. Und Erdogan lässt seine Armee in Syrien einmarschieren.

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Quellenangabe am Ende des Textes

 

 

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Dimmers, Jan
394 |

DA LACHEN DIE HÜHNER

DIE PARTEI DER TIERE IM KONTEXT DER NIEDERLÄNDISCHEN GESELLSCHAFT UND KULTUR

In seinem Buch Sind wir schlau genug, um zu wissen wie schlau die Tiere sind? bezeichnet der niederländische Ethologe Frans de Waal folgenden Satz aus der Verwandlung von Kafka als Anfang der Abnahme des Anthropozentrismus: ‘Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt’. Ein Mensch sieht und empfindet die Welt mit dem Körper der Tiere. Allmählich sind auch zeitlose Fragestellungen wie die folgenden von Montaigne, Wittgenstein und Thomas Nagel mit der jetzt dazu gehörenden politischen Betonung zurück auf der Tagesordnung:  
Die erste ist von Michel de Montaigne (1533 - 1592): Spiele ich mit meiner Katze oder spielt sie mit mir? (Quand je me joue à ma…

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SIRI
393 |

U2 UND DER ANTI-TUCKERN-CLUB

Depeschen aus der Kapitale

Manchmal passiert es, dass Wörter, die man in bestimmten Zusammenhängen benutzt, plötzlich ihre Umgebung verlassen und woanders hingehen. Das mag linguistisch unsauber klingen und hätte als These in keiner Universität Bestand. Doch so stelle ich es mir vor und meine damit keine Jugendsprache.

Woody Allen schrieb eine Kurzgeschichte über ein haariges, unregelmäßiges Verb, das einen Lustmolch in einem felsigen Gelände jagt. Obwohl man heutzutage nicht genau weiß, ob Woody Allen nicht selbst ein Lustmolch ist, habe ich das haarige, unregelmäßige Verb immer gerngehabt, zumal es aus einem spanischen Wörterbuch ausgebrochen ist. Mir wäre es lieb, wenn es das Wort jagen würde, über das ich heute sprechen möchte: tuckern. Ich bringe es kaum in die…

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Dörwald, Uwe
392 |

DINGE VON GESTERN

Ein Fotoalbum

Es ist nicht so sehr, dass man nicht mehr kriegen kann, was man früher hatte, sondern einsieht, dass es Dinge gibt, die man nie mehr kriegen wird. (M.M. Driessen)

 

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
391 |

GRÜNES KLEID UND JEDE MENGE ZIGARETTEN

Die drei Leben der Hannah Arendt

Irgendwie kennt sie jeder, aber so richtig verstanden wurde sie wohl von den Wenigsten. Ihre Werke werden vom interessierten Fachpublikum studiert und für viele wird ihre Theorie einfach nur kompliziert sein. Vielleicht kennt man sie über den Spielfilm von Margarethe von Trotta aus dem Jahr 2012: „Hannah Arendt. Ihr Denken veränderte die Welt“. Aber gesprochen hat man vermutlich mehr darüber, ob die Sukowa in der Rolle der Arendt überzeugend war, auch oder weil man Hannah Arendt nie gekannt hatte. Irgendwie hatte man wohl auf eine ungenaue Weise ein Bild von ihr, hatte Vorstellungen aufgebaut und sich aus den Bildern ein eigenes Bild gemacht, wenn einen das Denken dieser Frau jemals überhaupt interessiert hat, weil es kompliziert ist. Es…

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Berger, Thomas
390 |

FUNDAMENT DER SCHULD

"Unterm Birnbaum" von Theodor Fontane

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erschien ein Werk der Kriminalliteratur, das bis heute breites Interesse hervorruft. Einen zusätzlichen Genuss vermittelt das entsprechende Hörbuch des unvergleichlichen Rezitators Gert Westphal (1920−2002).

Der Prosatext Unterm Birnbaum (1885) verarbeitet eine tatsächliche Fallgeschichte, die sich 1842 in der Oderbruch-Gemeinde Letschin zutrug, wo Fontanes Vater, Louis Henri Fontane (1796−1867), der – wie seine Gattin Emilie (1797−1869), geborene Labry − von Hugenotten abstammte, eine Apotheke besaß. Beim Graben entdeckten Straßenarbeiter im Garten des Gasthauses Zum Alten Fritzen ein Skelett, das einem Handlungsreisenden aus Stettin zugeordnet wurde. Der Wirt Fitting geriet in Verdacht, der Mörder zu sein.…

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Brose, Thomas
389 |

Zu vergleichen mit Balzac, Dickens und Tolstoi

Eine Würdigung Theodor Fontanes zu seinem 200. Geburtstag

Tatsächlich zählt der am 30. Dezember 1819 in Neuruppin geborene Nachfahre eingewanderter Hugenotten zu den bedeutendsten Literaten der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er ist zu vergleichen mit Balzac, Dickens oder Tolstoi, Größen von Weltrang. Besser als die gefeierten Autoren seiner Epoche, Paul Heyse, Gustav Freitag, Wilhelm Rabe und selbst Theodor Storm, gelang es dem Apotheker, Journalisten, Theaterkritiker, kurzzeitigen Akademie-Sekretär und spätberufenen Romanschriftsteller, nicht nur Adel, Bürokratie und märkisches Junkertum zu beschreiben, sondern auch sogenannte „Kleine Leute“ mit zuvor nicht gekannter Präzision zu porträtieren. Andererseits führte der Realist seine Leserinnen und Leser mitten hinein in Zeiten…

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Brose, Thomas
388 |

Wie glaubt man in Potsdam?

Eine spezielle City-Map gibt Auskunft

Potsdam, die einstige Bezirkshauptstadt der DDR, hat sich innerhalb
der letzten Jahrzehnte zu einem herausragenden Wissenschafts-
standort entwickelt. Allerdings werden hier nicht nur Probleme
globaler Klimaveränderungen erforscht. Durch seinen Promi- und
Glamourfaktor fühlen sich gerade Touristen von der Brandenburger
Landeshauptstadt angezogen. Dass sie dabei auch religiöser Vitalität
begegnen, wird vom Stadtmarketing mit Hinweis auf eine tief
verwurzelte religiöse Toleranz (1685: Potsdamer Toleranzedikt) gern
unterstrichen.

 

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Rainer, Ulrike
387 |

Life in the United States - 22

INDIANA - Wo ein Paradies ist, bleiben Utopisten nicht aus.

Es scheint, dass sich das Paradies immer weiter nach Westen verschiebt. Glaubte man nicht schon in Kentucky und Ohio am Ziel zu sein? Die Landschaft unterscheidet sich nämlich nicht von derjenigen der Nachbarstaaten. Der Autofahrer merkt nicht, ob er noch in Ohio oder schon in Indiana ist, oder ob er noch in Indiana oder schon in Illinois fährt. Vom Flugzeug aus sieht man nur einförmige Weite. Deshalb nennt man Indiana auch den „Fly Over State“.

Die künstlichen Grenzen des Staats sind wie mit dem Lineal gezogen, bloß Linien auf der Landkarte. Nur im südlichen Teil sorgen der Ohio im Osten und der Wabash im Westen für Abwechslung. Im Nordwesten unterbricht ein kleiner Teil des Lake Michigan die strengen Linien.

Mehr zur Geschichte INDIANAS

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Berger, Thomas
386 |

"... alles in einem Satz" -

Ilse Aichingers Poetik des Schweigens und Verschwindens

 

In den Texten der 1921 in Wien als Tochter einer jüdischen Ärztin geborenen und 2016 dort verstorbenen Schriftstellerin Ilse Aichinger spielt die kritische Sorgsamkeit in der Verwendung von Wörtern die zentrale Rolle. Bereits in ihrer zweiten Veröffentlichung, dem Essay Aufruf zum Misstrauen (1946), weist sie auf den Zusammenhang zwischen zerstörerischer Macht und verkommener Sprache hin. Dabei setzt sie den Akzent auf die Notwendigkeit, stets den eigenen Sprachgebrauch streng prüfend in den Blick zu nehmen. Beim alltäglichen Sprechen und Schreiben müsse solch konstruktives Misstrauen beginnen. Sie forderte, Verantwortung für das, was man sagt und schreibt, zu übernehmen. Wie radikal ihre sprachkritische Position war, zeigt beispielsweise…

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Dörwald, Uwe
385 |

DAS VERSCHWINDEN DER ROSEMARIES

Zur Transformation von HR2-Kultur

Endlich wird es nach der TRANSFORMATION des Kulturradios HR2 zu einem modernen und jungen(!) Klassik(!)sender – so meine Hoffnung - auch kein Silvesterrätsel mehr geben. Denn das war lästig und ein Ritual. Es hat die Nacht ins Neue Jahr quasi – alternativlos - formatiert. Wir haben trotz oder wegen reichlichen Genusses hochprozentiger Getränke zur Jahreswende immer die Lösung herausbekommen, leider aber nur einmal etwas gewonnen, weshalb wir naturgemäß immer noch schmollen. Auch deshalb gehört HR2-Kultur natürlich abgeschafft. Der Sender hat nie unsere Genialität erkannt. Wir und nur wir hätten in jedem Jahr den Hauptpreis verdient gehabt. Wahrscheinlich aber wurden wir aussortiert, weil wir keine hessischen Hörer waren (Achtung…

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KRÖLL, Tobias
384 |

Die Zerstörungen der Wirtschaftswissenschaften

Von „Komplizen der Sachzwänge“ und warum es nach dem „Rezo-Effekt“ erst richtig losgehen muss!

Wenn es darum geht, die Klimakrise und soziale Probleme auf der Welt nachhaltig zum Besseren zu verändern, muss nicht zuletzt darauf geschaut werden, auf welchen (unhinterfragten) Ideen und Gedankengebäuden die herrschende (Wirtschafts-) Politik beruht. Der Fokus liegt – trotz etwa 20 Jahren globalisierungskritischer Bewegung und fundierter Kritik – in den Mainstream-Wirtschaftswissenschaften immer noch vor allem auf dem „freien Markt“.

Mit „wirtschaftsliberal“ bezeichne ich das Gedankensystem, bzw. die Grundlagen des gültigen ökonomischen Fachwissens, das im Wesentlichen immer noch auf der so genannten „neoklassischen Theorie“ aufbaut. Mit „neoliberal“ bezeichne ich die darauf bezogenen politischen Aspekte.

Ein Auswechseln des Personals…

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Strigl, Daniela
383 |

MICHEL HOUELLEBECQ UND DIE SIEBEN TODSÜNDEN

Nachdruck der Laudatio anlässlich der Verleihung des österreichischen Staatspreises für europäische Literatur 2019 an Michel Houellebecq - gekürzte Fassung

„Lob ist schlecht", heißt es bei Rainald Goetz, einst Bürgerschreck, heute Büchner-Preis-Träger: "Zustimmung schwächt, Kritik stachelt an, energiefiziert die Welt." Ich bin also auf der Hut. Lob und Ruhm ist Michel Houellebecq, Träger des Prix Goncourt, Ritter der Ehrenlegion, reichlich zuteilgeworden.

Er hat sich auch über einen Mangel an anstachelnder Kritik bisher nicht beklagen können. Ich spreche hier über Michel Houellebecq, und ich spreche über die sieben Todsünden, die in der Sprache der "aufgeklärten" Kirche seit dem Zweiten Vatikanum gern "Hauptsünden" genannt werden oder, noch genauer, "Hauptlaster", aus denen die Sünden erst erwachsen. (...)

Vielleicht ist Houellebecqs Werk, bei aller ausdrücklichen Distanzierung von der…

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Dörwald, Uwe
382 |

BIG PLAYER - ESSAY ZU GOOGLE, FACEBOOK, AMAZON

Über Gespräche, Events, Likes und eine geschlossene Tür

 

Während der letzten Wochen habe ich mehrere längere Gespräche bzw. Interviews mit anspruchsvollen Inhalten transkribiert. Beim Verschriftlichen eines mündlichen Gesprächs von einer mp3-Datei in Text kann man gut beobachten bzw. hören, wie sich Gedanken formen: langsam, zögernd, tastend von einem Punkt zum nächsten nimmt ein Gespräch, die Kommunikation zwischen den Gesprächsparteien, seinen Gang. Als derjenige, der transkribiert, ist man (zu)hörender Beobachter, ein Ohrenzeuge. Neben dem Inhalt des Gesprächs, auf den es natürlich in erster Linie ankommt, registriert man auch Kleinigkeiten am Rande. Man nimmt wahr, wenn gegessen und getrunken wird; man hört, wenn gezögert wird; man hört die Stille, wenn das Gespräch stockt und man hört auch,…

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Dörwald, Uwe
381 |

Nibelungenfestspiele 2019 - ÜBERWÄLTIGUNG

Impressionen von der Fotoprobe (10.07.2019) / PREMIERE: 12.07.2019

In diesem Jahr bringen wir keine Besprechung der Nibelungenfestspiele in Worms. Dafür aber Impressionen der FOTOPROBE vor dem Wormser Dom.

Wir empfehlen den Besuch des Stücks.

 

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Dörwald, Uwe
380 |

Über einige Fragen und Probleme einer Wissenschaftsethik

"Aber ich bin nun mal Historiker." (E. Albee)

In Zeiten, in denen das Pentagon, Amazon, Bayer und andere große Player über nicht geringe Drittmittel auch die Forschung an deutschen Universitäten finanzieren, und wahrscheinlich auch Einfluß nehmen; und in Zeiten, in denen Hochschulen bisweilen sehr eng unter dem Label bzw. dem Etikett der Forschung mit Kommunen oder deren Wirtschaftsförderungen kooperieren, was durchaus zu Konkurrenzsituationen mit lokalen Wirtschaftsunternehmen führen kann, weil das simple Erstellen von APPs oder von Händlerseiten auf Amazon zum Beispiel eigentlich keine (angewandte) Forschung ist; und in Zeiten, in denen geisteswissenschaftliche Institute wie zum Beispiel die Germanistik an der Universität Dortmund abgewickelt werden, kann man sich die Frage nach der

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Frank, Svenja
379 |

Das Feminine als Seinszustand

Essay über die Schattenseite der Weltmeisterschaft im Frauenfußball, die gerade mit einem 2:0 Sieg der USA über die NIEDERLANDE zu Ende ging.

Es ist Fußballweltmeisterschaft und niemand interessiert es. Naja fast. Ein paar Menschen interessieren sich dafür, dass es niemand interessiert. Mit der Aufstellung für das nächste Spiel haben auch sie sich vermutlich nicht befasst. Die Fußballweltmeisterschaft in Frankreich zeigt auf bizarre Weise, was aus einem Ereignis, das alle vier Jahre das öffentliche Leben lahmlegt, wird, wenn es nicht von Männern handelt. Dass sie zum Anlass wird, die Diskriminierung von Frauen anzuprangern und die Gleichberechtigung – aller – Geschlechter einzufordern, ist unerlässlich. In der Diskussion findet aber ein anderes Problem zu wenig Beachtung, das gesamtgesellschaftlich genauso gravierend ist, wie das Schattendasein des Frauenfußballs: die Tatsache,…

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Dietz, Harald
378 |

Strenges Denken und grundloses Meinen

"Wer selber denkt, hat Heimvorteil."

Neben dem ungenauen, eher meinenden als begründenden Denken hat es immer ein strenges Denken gegeben. Eines, das auf Gründen und Begründungen besteht und auf logischer Schlüssigkeit. Das ist ein Denken, das das bloße Meinen erschwert, die bloß Meinenden oftmals verärgert, ihnen zumutet, worin sie keine Übung haben: Das Begründen der eigenen Meinung, das Achten auf (einfache) Regeln der Logik.

Eine häufige Reaktion auf dieses Erschweren des eigenen Meinens ist naheliegender Weise nicht Dankbarkeit und Bescheidenheit. Selten sagt dann jemand, dass er schlecht begründe und argumentiere und nun einsehe, dass er das lernen müsse. Vielmehr fühlt er oder sie sich im Meinen eingeschränkt, ist verärgert, erhebt vielleicht sogar den Vorwurf…

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Steierwald, Ulrike
377 |

1046: Finis.

Zu Hermann Burgers Gedicht "Worte"

2019 jährte sich der Todestag des Schweizer Autors Hermann Burger zum dreißigsten Mal. Jenseits der Schweiz waren jedoch nur wenige Texte der Erinnerung an diesen Schriftsteller – in Feuilletons oder literarischen / literaturwissenschaftlichen Zeitschriften –  zu finden. Dies mag auch daran liegen, dass seine Mortologismen wenig aktuellen Unterhaltungs- und damit Marktwert haben.

Ulrike Steierwald nahm in der Vorlesungsreihe 10 Minuten Lyrik. Der Dichtung eine Gasse (Leuphana Universität Lüneburg) Burgers drei Jahrzehnte zurückliegenden Suizid zum Anlass, ihm mit seinen eigenen  Worten und in der ihm eigenen logischen Konsequenz zu antworten: „Aber du bist nicht tot.“ (Aus: Der stumme Bruder. In: Rauchsignale. Gedichte. Zürich und…

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Dörwald, Uwe
376 |

Max Ottes Abschiedsvorlesung an der Hochschule Worms

Kein Verlust: Ein Netzwerker am konservativen rechten Rand der Gesellschaft verlässt die akademische Welt.

Am 15. Mai 2019 hielt Max Otte seine Abschiedsvorlesung vor circa 180 Gästen im halbgefüllten Audimax der Hochschule Worms. Anders als bei einer Veranstaltung Ottes Ende Dezember 2018 an der Universität Köln regte sich in Worms kein Protest gegen seine Vorlesung.

Das Thema der Abschiedsvorlesung war: „Meinungsfreiheit in Deutschland im Jahr 2019.“ Die Frage: „Wie steht es um die Demokratie?“, die noch in der Einladungzur Vorlesung stand, stand nicht mehr auf der Eingangsfolie zur Vorlesung. Eigentlich ein interessantes Thema, wenn es denn eine Vorlesung gewesen wäre und keine eklektizistische Aneinanderreihung von Allgemeinplätzen, mit denen Max Otte aufzeigte, dass und wie er nach seiner Wahlempfehlung für die AfD bei der letzten…

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Hoppe, Felicitas
375 |

Mein Mensch, mein Hund:

Hermynia Zur Mühlen im 21. Jahrhundert lesen

Das Vorwort ist eine Gattung für sich, das, wenn es wie im vorliegenden Fall gelingt, in einen Text oder ein Werk auf eigene Weise einführt und Lust macht, auf eine literarische Entdeckungsreise zu gehen.

Wir danken der Autorin und dem Paul Zsolnay Verlag für die Genehmigung das Vorwort zur gerade erschienenen Ausgabe der Werke von Hermynia Zur Mühlen publizieren zu dürfen und empfehlen auf diesem Weg die Lektüre einer vergessenen Autorin des 20. Jahrhunderts.

Hermynia Zur Mühlen: Werke
Im Auftrag der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung und der Wüstenrot Stiftung herausgegeben von Ulrich Weinzierl. Mit einem Essay von Felicitas Hoppe.

Bibliothek Wüstenrot Stiftung. Autorinnen des 20. Jahrhunderts * 4 Bände im Schuber, 2581…

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Hoppe, Felicitas
374 |

DAS ROTKÄPPCHENPRINZIP

Wie oft haben Sie in Ihrem Leben versucht, wirklich (tatsächlich) originell zu sein? Ich erinnere mich, vage, an Themenpartys, die das gestellte Thema möglichst originell konterkarieren sollten. Die Aufgabe erzeugte vor allem Stress, weil sich das Thema in der Regel aus dem Fundus alter Partykulturen bediente und damit selten unter Originalitätsverdacht stand. Es ging um Jahrgänge, Orte, Musik oder Farben, um Kleidung, Tiere und Statussymbole oder, nur scheinbar ambitionierter, um Ideen und Kunst. Sind Sie jemals als Dichter, Komponist oder Philosoph zum Fasching gegangen? Und war die Aufgabe leichter, als Sie sich in eine Dichterin, Komponistin oder Philosophin verwandeln durften?

   Ich wusste nie, als was ich gehen sollte – als Frau…

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Kiss, Endre
373 |

Naturschutz und Gesellschaftsschutz

Globalisation hat eine besondere Relation zum Klimawandel, und umgekehrt. Der Klimawandel besitzt auch eine besondere Relation zur Globalisation.

Sie leben und existieren zusammen und oft werden sie auch gemeinsam genannt und teilweise auch für identisch gehalten. Es ist jedoch klar, dass die Globalisation auch ohne Klimawandel problemlos existieren kann, während dasselbe auch vom Klimawandel ausgesagt werden kann.

Da es sich jedoch um zwei Phänomene von universaler, geradezu totaler Extensität handelt, haben wir mit einer langen Reihe von Fakten und Interpretationen zu tun, die davon zeugen, dass das Aufkommen der Globalisation und das des Klimawandels miteinander bereits relativ früh in Interaktion traten. Ein besonders wichtiges…

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Perina, Jitka
372 |

ASPEKTE DER ANDERSHEIT

Das neue Buch der Philosophin Karen Gloy trifft mit seinem Fokus auf das Verhältnis von Ich und dem Anderen genau das aktuelle Problem unserer westlichen Welt - die Begegnung mit dem Fremden.

Mit der zunehmenden Globalisierung scheint das Thema der Andersheit zunächst überwunden zu sein, was sich jedoch als Täuschung erweist. Zwar ist die traditionelle Grenzziehung durch die Globalisierung, Digitalisierung und Vernetzung aufgehoben und heterogene Kulturen vermischen sich und erzeugen Multikulturalität. Die Daseinsbewältigung des Einzelnen gründet jedoch auf einem rigorosen Egoismus. Dem Einzelnen geht es vor allem um sich selbst, er setzt seine Interessen im Kampf gegen andere durch und verfolgt die Gedanken der Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung. Demgegenüber rückt die Beziehung zum anderen auf den zweiten Rang. Das Wir-Gefühl haben wir weitgehend verloren. Die Konflikte werden zu Gunsten des Ich entschieden.

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Eisenberg, Peter
371 |

Hannover hat das beste Deutsch

Die Stadt Hannover will die Sprache gerechter machen. Sie empfiehlt dafür geschlechtsumfassende Formulierungen. Der Linguist Peter Eisenberg hat sich einige davon genauer angeschaut.

Im Frühjahr 2019 hat die Landeshauptstadt Hannover ein Faltblatt mit „Empfehlungen für eine geschlechtergerechte Verwaltungssprache“ veröffentlicht. Es bestehen Zweifel daran, dass es sich tatsächlich um Empfehlungen und nicht um verbindliche Sprachregelungen handelt. So liest man im einleitenden Text: „Wenn eine geschlechterumfassende Formulierung nicht möglich ist, ist der Genderstar (z. B. Antragsteller*innen) zu verwenden.“ Das ist keine Empfehlung, sondern eine Anweisung, die zudem gegen geltendes Recht verstößt. Für den öffentlichen Dienst ist die Verwendung der amtlichen Rechtschreibung verbindlich.

Ko-Publikation mit freundlicher Genehmigung von Peter Eisenberg und von MERTON (www.merton-magazin.de)

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Rainer, Ulrike
370 |

Life in the United States - 21

Louisiana: Les Belles Et Les Bêtes

Louisiana war von 1682-1762 französische Kolonie, von 1762 bis 1800 unter spanischer Herrschaft, und wurde von 1800 bis 1803 wieder an Frankreich abgegeben. 1803 fiel das Territorium durch den Louisiana Purchase an die USA.

Mehr zur Geschichte LOUISIANAS lesen Sie in unserem neuen Text aus unserer AMERIKA-Reihe.

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Das ökologische Auge

Eine andere Möglichkeit der Kulturgeschichte

Das Buch mit dem Titel Das ökologische Auge und dem Untertitel Landschaftsmalerei im Spiegel nachhaltiger Entwicklung besteht aus zwei Teilen. Teil I: Das gab es schon -Teil II: Das gab es noch. Ich wusste zunächst gar nicht so genau, was es mit dem Buch auf sich hat, als ich es eines Tages bei uns auf dem Tisch liegen sah. Dann entdeckte ich für mich aber schon bald: So gab es das noch nicht. Ich mag mich irren, aber für mich war die Lektüre ein besonderes Erlebnis, denn es war wie eine große Überraschung, die sich mir beim Lesen entfaltete, ich hatte so ein Buch noch nie gelesen.

 

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Dörwald, Uwe
368 |

Salman Rushdies "Satanische Verse"

Begleitet von einer Art doppeltem Vorspann bringen wir aus Anlass des dreißigsten Jahrestages der Fatwa gegen den Schriftsteller Salman Rushdie (Februar 1989) eine Besprechung der Satanischen Verse aus dem gleichen Jahr.

Denn es bleibt wichtig, sowohl die Meinungsfreiheit als auch die Kunstfreiheit zu verteidigen.

Am 21. Februar 2019 brachte die FAZ einen Text des amerikanischen Journalisten James Kirchick mit der Überschrift Die freie Welt legt sich selbst einen Maulkorb an. Kirchick beschreibt in seinem Text, wie seit der Fatwa gegen Salman Rushdie die Schere im Kopf funktioniert und er beklagt ein „kollektives Versagen westlicher Gesellschaften, die vor drei Jahrzehnten, als ein Schurkenstaat einen Schriftsteller zur Zielscheibe einer…

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Boulous Walker, Michelle
367 |

Walter Benjamin: The Art of Critical Thought

Walter Benjamin's art survives in a series of critical texts, each embodying a poetic sensibility toward truth. It’s the artistic quality of Benjamin’s work that I am most interested in here, and my plan is to trace its movement throughout the ambivalent terrain of his critical thought. In so doing, I’ll touch upon the question of aura and the mimetic and sensuous moment this quality implies.

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Redaktion,
366 |

GRUNDRAUSCHEN - 01 / 2019

Schaut man in die Medien, stellt man fest: Es ist wieder einmal Zeit für unser GRUNDRAUSCHEN.

Unser zweifellos völlig subjektives und - einseitiges - Grundrauschen stellt in unregelmäßiger Folge die verrücktesten Überschriften und Schnipsel aus Teasertexten zusammen. In diesem Sinne stellt unser Grundrauschen ein kleines Medienüberschriftenarchiv oder ein kleines Medienüberschriftengedächtnis dar.

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Dörwald, Lukas
365 |

4 Tage Dauerpredigt - Von Aktivisten, einem Wolf und teurem Kaffee

Eindrücke eines Geografen von den Naturschutztagen 2019 am Bodensee

Über Nacht hat es ziemlich abgekühlt, der Kaffee im Pappbecher wärmt meine Hände auch nur noch bedingt. In ein paar Minuten würde ich mich auf den Weg machen. Ziel: Radolfzell am Bodensee. Ein guter Kontakt aus meiner Bachelorzeit in Gießen hat mich darauf aufmerksam gemacht. Mitfahrt mit anderen Studenten im Institutsbus und Unterkunft in einer Ferienwohnung waren dann auch kein Problem mehr.

Mittags um 14:00 Uhr sollte es losgehen, Begrüßung durch Honoratioren. Doch zunächst hatten wir noch 404 Kilometer hinter uns zu bringen. Das sollte noch der leichteste Teil der vier Tage am Bodensse sein.

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SIRI 16,
364 |

JOHN CALE in der Vertie Music Hall

In Berlin passiert es mir manchmal, dass ich längere Zeit nicht mehr an einem bestimmten Ort war und mich dann nicht mehr zurechtfinde, wenn ich dort wieder hinkomme. So ging es mir, als ich kürzlich zu einem Konzert des sogenannten Art- Musikers John Cale nach Friedrichshain fahren wollte. Allein schon von dem Veranstaltungsort hatte ich noch nie gehört, Vertie Hall, geschweige denn eine Ahnung, wie man es ausspricht.

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
363 |

100 Jahre DADA

Vom Dadaismus zum Surrealismus

Konformer als in unserer Welt, die zugleich einen ausgeprägten Individualismus propagiert, ging es vielleicht nie zu. Skandale scheinen niemanden mehr hinter dem Ofen hervorzulocken. DADA gelang es noch, Skandale zu erzeugen!

Manchmal muss ein Buch nicht dick sein, um eine große Wirkung zu erzielen. Der kleine Band, der es in sich hat, ist zugleich ein wundervoller Band, der Lust macht, sich mit dem Dadaismus und Surrealismus intensiver zu befassen. Das verdanken wir dem Verlag Das Wunderhorn mit dieser herrlichen Ausgabe von Ré Soupaults Essays. Wir treffen auf die kurzen Phasen in der Kunst und in der Literatur, die auch für die heutige Zeit inspirierend wirken könnten, wenn es darum geht, Neues radikal zu denken.

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Red.
362 |

70 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte

UN-Resolution 217 A (III)

Heute vor 70 Jahren, am 10.Dezember 1948, wurde die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte unterzeichnet.

Aus diesem Anlass haben wir einige unserer Autoren gebeten, ein kurzes Statement zum Stellenwert der Menschenrechte zu schreiben. Mit den Statements von Hartmut Buchow, Lukas Dörwald, Jitka Perina, Ulrike Rainer und Milo Rau gratulieren wir der UN-Resolution 217 A zum Geburtstag.

 

 

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Berger, Thomas
361 |

Tunnel des Lebens

Das säkulare Gewand eines theologischen Denkmodells

Der 1990 in Neuchâtel verstorbene schweizerische Schriftsteller Friedrich Dürrenmatt (geboren 1921) hinterließ ein breit gefächertes Werk: Theaterstücke, Hörspiele, Romane, Erzählungen und Essays. Vor allem einer seiner Texte ist mir in lebhafter Erinnerung geblieben: die Erzählung Der Tunnel. Sie erschien erstmals 1952, in der bearbeiteten Fassung 1978.   

Steigen wir in einen Eisenbahnzug nach Zürich, wie es der vierundzwanzigjährige Student der Geschichte an einem Sonntagnachmittag tut. Lassen wir nun etwa zwanzig Minuten Fahrtzeit vergehen, wobei wir uns dessen erfreuen, was zwischen Alpen und Jura vom Fenster aus zu betrachten ist. Nach Verstreichen dieser Frist fährt unser voll besetzter Zug gleich nach Burgdorf im Kanton Bern in…

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Brose, Thomas
360 |

Universalisten aller Lager vereinigt Euch!

Wenn Katholiken und Linke miteinander diskutieren

An der Katholischen Akademie des Bistums Dresden-Meißen fand am 13. November 2018 ein Gespräch zwischen dem Politiker Gregor Gysi und Bischof Gerhard Feige statt. Betitelt war das Gespräch mit: "Ich hasse nicht zurück." Eine das Gespräch leitende Fragen war: Gibt es Möglichkeiten, Konfessions-, Religions- und Weltanschauungsunterschiede zu überwinden, um gemeinsam die tiefen Gräben, die unsere Gesellschaft durchziehen, zu verringern?

Dass die Leipziger Diskussion sich durch Prägnanz und Schlagfertigkeit auszeichnete, war auch Frank Richter zu verdanken. Der Theologe und Bürgerrechtler, der den christlich-sozialistischen Dialog moderierte und zu einem Trialog erweiterte, trug dazu bei, eine manchmal bedrückende Gegenwart an den…

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Hoppe, Felicitas
359 |

KÄSE, FREIHEIT UND ANGST

Wir sind keine Bewohner des Elfenbeinturms

Elfenbeintürme werden im Zusammenhang mit Kunst (und Wissenschaft) immer wieder thematisiert. Im Zusammenhang mit Elfenbeintürmen geht es um den Realitätsbezug, - die Weltferne bzw. Weltfremdheit oder die Weltnähe -, von Kunst und Künstlern. Es geht um Fragen wie die, wofür Kunst steht und wozu Fiktion überhaupt nützlich ist. Es geht um die Daseinsberechtigung von Kunst und Künstlern in einer an Wirtschaft, Nutzen und Effizienz orientierten Welt, in der der Raum für Geschichten und Erzähltes enger wird. Es geht um die Freiheit der Kunst und um die Freiheit von Künstlern. Wo es um Freiheit geht, geht es immer um alles und - existenzialistisch gesehen - auch um die Angst (vor der Freiheit) und - salopp gesprochen - immer auch um den Käse, den…

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Wolfgang HÖRNER & Tobias ROTH
358 |

>>Ich liebe die Freiheit. Ich will und kann keiner Partei dienen.<<

Möge der Name Verpflichtung sein!

"Manchmal hat man das Gefühl, es sei Zeit: diesmal, Zeit dafür, auf die Benennung der AfD-nahen Stiftung als "Desiderius Erasmus"-Stiftung zu reagieren. Die Benennung einer AfD-nahen Stiftung nach Erasmus hat kurz ein wenig schockiert und verblüfft und zum Widerspruch herausgefordert, aber beim Weiterdenken zu einer anderen Idee geführt: warum nicht die Gelegenheit beim Schopf packen und einen kleinen Band Erasmus machen. Damit alle nachlesen können, wonach die sich benannt haben: nämlich nach einem höchst menschenfreundlichen, die Toleranz, den Ausgleich und die Herzensgüte propagierenden Menschen, den Deutschland nicht sonderlich interessierte und der nicht mehr und nicht weniger als Weltbürger sein wollte.“ Wolfgang Hörner   

Wir von sc…

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TU BERLIN
357 |

Antisemitismus 2.0

Antisemitismen haben im Netz stark zugenommen

In welchen Manifestationen tritt Antisemitismus im 21. Jahrhundert in Erscheinung? Welche Stereotype werden kommuniziert? Und welche Rolle spielt die emotionale Dimension beim aktuellen Judenhass?

Mit diesen Fragen beschäftigt sich im Rahmen der empirischen Antisemitismusforschung die von 2014 bis 2018 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Langzeitstudie zur Artikulation, Tradierung, Verbreitung und Manifestation von Judenhass im digitalen Zeitalter unter der Leitung der Kognitionswissenschaftlerin Prof. Dr. Dr. h.c. Monika Schwarz-Friesel. 

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Rainer, Ulrike
356 |

Life in the United States - 20

Ohio - Land der Mitte

Der Staat Ohio hat den Anschluß an die neuere Zeit verpasst. Es gibt verschiedene Wege aus der Krise. Aber ein Weg in die Zukunft erfordert überhaupt keine Wahl. - Der Weg von gestern leistet Veränderungen Widerstand und verweigert die Erkenntnis, da Kräfte am Werk sind, die grundlegende Wandlungen herbeigeführt haben. Es ist ein Weg in die Isolation und den Niedergang. Anstatt den Rückgang von Ohios Größe zu beklagen und die Vergangenheit in Museen zu feiern und zu pflegen, müssten sich die Menschen wie einst engagieren: durch Innovation, Experimentierfreudigkeit und vor allem Bildung.

 

 

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Dörwald, Uwe
355 |

GATEWAYS TO HELL

Zum Bildband CTRL-X von Kai Löffelbein

Gesellschaften, in deren Mittelpunkt der Konsum steht, sind Gesellschaften, die Müll produzieren. In den USA und in der EU fallen pro Jahr und pro Kopf zwischen 20 und 30 Kilogramm Elektroschrott an, so viel wie nirgendwo sonst auf der Welt.

Die Folgen des Müllexports zeigt uns der Fotograf Kai Löffelbein, der sich auf den Weg zu den weltweit größten Müllkippen für Elektroschrott gemacht hat. Diese trostlosen Orte des Müllexports findet Löffelbein in Ghana, Indien und in China. Die beeindruckenden Fotografien sind versammelt in seinem Buch CTRL-X.

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WORLD BANK
354 |

WHAT A WASTE 2.0

A Global Snapshot of Solid Waste Management to 2050

MÜLL und die Vermeidung von Müll ist ein wichtiges und ein globales Thema.

Zu dieser Thematik hat die Weltbank eine Studie veröffentlicht, auf die wir hinweisen möchten. 

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Rainer, Ulrike
353 |

MEIN BERGMAN

Träumen wird man dürfen

Mein Bergman ist eine Hommage an den Regisseur Ingmar Bergman.

Am 14. Juli 2018 jährte sich der hundertste Geburtstag Ingmar Bergmans. Er war einer der großen Auteur-Regisseure des 20.Jahrhunderts. Als er 2007 verstarb, hinterließ er über vierzig Filme. Zu den meisten Filmen schrieb er selbst das Drehbuch. 

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Dörwald, Uwe
352 |

Gretzky & ,Hoppe‘ – vom Spiel ,auf dünnem Eis‘ zu poetischen Freiheiten

Eine essayistische Annäherung an Hoppe

… weil wir nicht aufgeben, der Literatur eine Bedeutung abzuringen, beschäftigen wir uns mit Literatur und haben im besten Fall und ökonomisch gesprochen so etwas wie einen ,Mehrwert‘ von dieser Beschäftigung. Wir als Leser, die nach Sinn und Bedeutung oder den Erzählprinzipien in der Literatur und bei Hoppe suchen, werden „ohnehin alles durcheinanderbringen“, wenn wir ein literarisches Werk betrachten, weil wir uns „die Freiheit, die Hoppe im Akt des Schreibens erfährt“, auch als Leser nehmen dürfen. 

 

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Kiss, Endre
351 |

Georg Lukács´ Neubegründung des Marxismus

Von Hartmanns zu Lukács’ Ontologie

Der Positivismus galt Lukács’, allgemein formuliert, in allen Perioden als ein verachteter Gegner, - als ein seichtes Denken der Bourgeoisie -, sowohl der lebensphilosophische als auch der marxistische Lukács dachte so.   

Der Neopositivismus dürfte Lukács als eine Fleischwerdung all jener Tendenzen vorgekommen sein, die in seinen Augen in Kant und im klassischen Positivismus nicht akzeptabel waren, insbesondere der Überdimensionierung der Erkenntnistheorie zuungunsten einer sich auf die Realität richtenden philosophischen Einstellung.    

In der Gegenüberstellung des Neupositivismus und des in vielem verspäteten Spätstalinismus dürfte Lukács in der sich öffnenden Welt und in der immer freieren philosophischen Kommunikation klar geworden…

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Akbar, Murtaza
350 |

Sprache als Waffe: Gegen „Asyltourismus“ helfen nur „schärfste Grenzregime“

Die absichtliche Verrohung der Sprache schadet uns allen

Viele Worte werden einem in seiner Kindheit entgegengeworfen – bei mir waren einige darunter, die weniger üblich sind. Neger, Kanake und Asylant sind nur drei Beispiele. Heute kommt das offen glücklicherweise sehr selten vor. Was ansonsten oder an anderer Stelle über mich gesagt und gesprochen wird, weiß ich natürlich nicht, aber wer weiß das schon? Sprache ist Macht. Sprache ist Kraft. Sprache kann spalten, aber auch vereinen, motivieren, fördern, bilden. Abgesehen von physischer oder psychischer Gewalt kann kaum etwas so sehr verletzen wie Worte. Schon sehr früh habe ich deshalb feine Antennen dafür entwickelt, welches Gewicht Worte und Sprache haben. Deutlich mehr, als es vielen Menschen bewusst ist. 

 

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Dörwald, Uwe
348 |

Spielotheken in Worms

Eine Fotoreportage

Wenn man Spielotheken ohne Wertung betrachtet, dann sind sie ein Geschäft wie jedes andere auch und noch dazu steuerlich interessant. Auf der anderen Seite verändern sie das Bild (und auch die Atmosphäre) einer Stadt und zwar nicht unbedingt positiv. Viele Spielotheken machen eine Stadt nicht unbedingt attraktiv(er).   

Dass in Spielhallen auch pathologische Spieler (Spielsüchtige) zu finden sein dürften, versteht sich von selbst. Die Politik sollte überlegen, was mehr zählt: Die Steuereinnahmen durch Spielotheken oder die Krankheitskosten für die Behandlung der Spielsucht.  

Interessanterweise geht der Gesetzgeber in seiner Rechtssystematik zu Spielotheken davon aus, dass  diese Angebote grundsätzlich gesellschaftsschädlich und damit gru…

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SIRI 16,
346 |

40 Jahre SO36 in Berlin

Depeschen aus der Kapitale - 2/2018

Anlässlich des 40jährigen Geburtstags vom SO36 in Berlin lud mich Wolfgang Müller in seinen Erinnerungsbus ein, der in Kreuzberg stehen sollte. In der Einladung war von einer Gala die Rede und Gesprächen mit Weggefährten des legendären Clubs.   

Wolfgang Müller ist Künstler, Musiker, Autor, Elfen-Experte, Punk, Professor und Missverständnis-Wissenschaftler. Und für alle Nicht-Berliner: Das SO36 zählt zu den sagenumwobenen Orten in Kreuzberg, benannt nach dem alten Poststellbezirk Südost 36. Ende der siebziger und Anfang der achtziger Jahre Epizentrum der New Wave- und Punkszene – im Esso, wie Insider es nennen, sind die Toten Hosen aufgetreten, Einstürzende Neubauten, Fettes Brot und auch Wolfgang Müllers Band Die tödliche Doris, um nur…

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GEMETZEL MIT ETZEL

Nibelungenfestspiele 2018

Die Nibelungenfestspiele 2018 sind eröffnet, der rote Teppich für die B-Promis ist entrollt, der Heylshof erstrahlt in bester Gastgebermanier und die Schönen und Reichen strömen herbei. Premierenkarten sind besondere Karten, da strengen sich viele noch mal ganz besonders an.  

Die Regie führt in diesem Jahr Roger Vontobel, das Autorenduo Feridun Zaimoglu und Günter Senkel haben den Federkiel gespitzt und den Text für das Stück geschrieben. Eine Fortschreibung wird angekündigt, es wird etwas ganz Neues, heißt es.

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Berger, Thomas
341 |

GRAZIE UND INTUITION

Zur Aktualität einer Verhältnisbestimmung

bei Heinrich von Kleist

 

Vor mehr als zweihundert Jahren, genauer: 1810, erschien in den Berliner Blättern die Abhandlung Über das Marionettentheater. Der Dichter Heinrich von Kleist (1777−1811) wendet sich darin – der Sache nach − einem Begriffspaar zu, das die Philosophie seit Platon (428/427−348/347) beschäftigt. Auch die Psychologie, etwa C. G. Jung (1875−1961), und die Ethik, wenn sie nach dem Fundament der Unterscheidung von Gut und Böse forscht, widmen sich den polaren Größen Gefühl und Verstand, Anschauung und Reflexion, intuitives und diskursives Erfassen. Die zentrale Frage lautet: Welcher Stellenwert kommt den konträren Größen zu, und in welchem Verhältnis stehen sie zueinander?     

Jüngere Untersuchungen, beispielsweise das Werk Multiple Intelligences

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Senigaglia, Cristiana
339 |

DIE VIRTUELLE WELT, NIETZSCHE UND DIE FRAGE DER WAHRHEIT

Die Beschaffenheit der virtuellen Welt entkräftet zumindest partiell die Aussagekraft der realitätsbezogenen Wahrheitskriterien. Die vier üblichsten Kriterien der Wahrheit beruhen auf: Kongruenz, Kohärenz, Pragmatik und Konsensus. In der virtuellen Welt verlieren sie teilweise an Bedeutung und Prägnanz, weil sie in den Konstellationen der Virtualität nicht mehr als notwendig und direkt anwendbar empfunden werden.   

(…)   

... laut Nietzsche (bedeutet) die Kritik an den Fakten und an dem festen Glauben daran keine Form der Relativierung und der Gleichgültigkeit ihnen gegenüber, sondern sie deutet auf die Notwendigkeit hin, das vermeintliche Selbstverständliche zu hinterfragen und genau da Verdacht zu schöpfen, wo alles selbstverständlich…

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Berger, Thomas
337 |

POESIE UND SCHICKSAL

Zum 130. Todestag Theodor Storms

Der deutsche Schriftsteller Theodor Storm starb am 4. Juli 1888 im nordfriesischen Hademarschen. Seine literarischen Werke sind weltweit verbreitet. Zum 130. Todestag am 4. Juli 2018 widmet sich der nachfolgende Essay dem Leben und Wirken des bedeutenden Lyrikers und Novellisten. Zudem wird die Frage erörtert, ob beziehungsweise inwiefern Storm als Heimatdichter zu betrachten ist. 

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Wallenhorst, Paul
335 |

SELFIES MIT DELEUZE

Ziel dieser Arbeit ist es zu verdeutlichen, dass Fotografie durchaus nichts Immaterielles an sich hat, auch wenn sich die Überlegungen ausdrücklich auf solche Fotografie beziehen, wie sie täglich mit digitalen Handy-Kameras für soziale Netzwerke betrieben wird. Im Gegenteil soll die Fotografie als eine materielle und performative Tätigkeit verstanden werden, weswegen der Begriff des fotografischen Aktes, der diese Tatsache verdeutlicht, häufiger fallen wird.

„Instagram-Fotografie“ ist eine Operation, die durch und in unserem Fleisch verläuft. Sie funktioniert mit unserem Begehren, Wünschen und Verlangen, die nur als materielle verstanden werden können. Es muss die Frage gestellt werden, ob sich in den Prozessen eines fotografischen Aktes…

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Dörwald, Uwe
333 |

THINKING IS READING-ON-THE-MOVE

"Slow Philosophy" is a love letter to philosophy

Man kann die Welt der Bücher beschreiben wie Hans Blumenberg in Die Lesbarkeit der Welt: "... mit einem Mal (wird) der Staub auf den Büchern sichtbar. Sie sind alt, stockfleckig, riechen moderig, sind eines vom anderen abgeschrieben, weil sie die Lust genommen haben, in anderem als in Büchern nachzusehen. Die Luft in Bibliotheken ist stickig, der Überdruß, in ihr zu atmen, ein Leben zu verbringen, ist unausbleiblich. Bücher machen kurzsichtig und lahmärschig, ersetzen, was nicht ersetzbar ist." Man kann einen Durchlauf, wenn nicht durch die ganze Geschichte der Kunst, so doch durch die im Louvre ausgestellte Kunst haben, entweder in 9 Minuten und 43 Sekunden wie in Jean-Luc Godards Film Bande à Part von 1964 oder gar in 9 Minuten und 27…

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Ilgner, Julia
331 |

DEAD BUT ALIVE

Felicitas Hoppe und Jo Lendle erwecken in ihrem Akzente-Band die Legende zu neuem Leben

Tot sind sie (fast) alle – die Helden und Heiligen, Berühmten und Vergessenen, Wahren und Erfundenen, die in der aktuellen Ausgabe der traditionsreichen Akzente- Literaturzeitschrift des Münchner Hanser-Verlags, vor über 60 Jahren von Walter Höllerer und Hans Bender gegründet, dann lange Zeit von Micheal Krüger betreut und seit 2015 mit neuem Konzept von Jo Lendle und einem wechselnden Gast herausgegeben, literarisch reanimiert werden – mit Ausnahme von Whistleblower und WikiLeaks-Gründer Julian Assange, der sich mit seiner eskapistischen Existenz in der ecuadorianischen Botschaft in London jedoch auch irgendwie dem Leben und den Lebenden entzogen hat.   

Aber Totgesagte leben, zumindest dem Volksmund nach, bekanntlich länger: So mag das…

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Reporter ohne Grenzen
329 |

Immer mehr Hetze gegen Journalisten in Europa

Rangliste der Pressefreiheit 2018

In keiner anderen Weltregion hat sich die Lage der Pressefreiheit im vergangenen Jahr so stark verschlechtert wie in Europa. Das zeigt die Rangliste der Pressefreiheit 2018 von Reporter ohne Grenzen: Vier der fünf Länder, deren Platzierung sich am stärksten verschlechtert hat, liegen in Europa, drei davon sind Mitgliedsstaaten der Europäischen Union.   

Bei uns werden seriöse Medien von rechts-nationalen Kräften als "Lügenpresse" diffamiert, die Türkei ist inzwischen bekannt für ihre Einschränkungen der Pressefreit und in Ungarn gab es Listen unliebsamer Jourmalisten in der staatsnahen Presse. Wenige Tage nach dem erneuten Sieg der Fidesz-Partei bei den Parlamentswahlen, veröffentlichte das regierungsnahe Wochenblatt Figyelö unter der…

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Dörwald, Uwe
326 |

Krisenliteratur und ihre Halbwertszeit

Anlässlich Slavoj Zizeks >>Der Mut der Hoffnungslosigkeit<<

Wir leben, so lautet ein wirkmächtiges Narrativ der Gegenwart, in postmodernen und postfaktischen Zeiten, was zur Folge hat, dass sich Begriffe wie Wahrheit oder Erkenntnis verflüssigen. Dies gilt für den politischen und den sozialen wie auch für den wissenschaftlichen Raum. Dabei gibt es natürlich ein Interesse an der momentanen Verblödung der Welt und an der zunehmenden Politisierung des Alltags, zu der auch, wie manche vermuten, die digitale Verflachung der Welt ihren Obulus entrichtet. Aber man muss aufpassen, dass man nicht in Denkfallen gelockt wird.

 

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Rainer, Ulrike
324 |

Life in the United States - 19

Tennessee - Der dreigeteilte Staat

Gallia est omnis divisa in partes tres ... Tennessee auch. Neben dem geographischen Aspekt gibt es natürlich viele andere Dinge in der Geschichte Tennessees zu entdecken.  

Angefangen hat alles mit den ersten Siedlern: "Es waren Trapper, solche auf der Suche nach Gold und Ruhm; die Träumer einer besseren Welt; die Retter von Seelen; Landspekulanten, die ihre eigenen Gesetze machten und Schlingel, die vor dem Gesetz flüchteten, und immer mehr Siedler, die kleine Gehöfte in die Wildnis bauten."   

Zu Tennessee gehört auch die Geschichte des Ku Klux Klans und der kleine Ort Black Oak Ridge, der durch ein wichtiges militärisches Projekt gegen Ende des Zweiten Weltkriegs kurzzeitig seine Einwohnerzahl vervielfachen konnte. 2012 gibt es dann…

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Wendzel, Steffen
323 |

Ich hab' nichts zu verbergen!

Rezension zum Buch "Komplizen des Erkennungsdienstes"

In den letzten Jahren gab es viele Skandale, die die Datensicherheit von Nutzerprofilen in den sozialen Netzwerken betreffen. Momentan wird diese Debatte dominiert von der aktuellen und berechtigten Aufregung um Facebook. - Facebook ist mal wieder in den Schlagzeilen. In diesem Kontext stellt sich die Frage nach der Sicherheit unserer Daten und unserer Profile, die wir im digitalen Raum hinterlassen.    

Vor diesem Hintergrund rezensiert Steffen Wendzel, Professor für IT-Sicherheit an der Hochschule Worms, für uns das Buch "Komplizen des Erkennungsdienstes. Das Selbst in der digitalen Kultur" von A. Bernard.

 

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FREIE PRESSE IST EXISTENZIELL

Rezension zu Philippe Soupaults "Die Zeit der Mörder. Erinnerungen aus dem Gefängnis."

Damals galt und heute gilt: Das freie Wort ist immer gefährdet. Ganz besonders gilt das in totalitären Regimen. Journalisten sind mitunter unbequem mit dem, was sie zu sagen haben. Viel zu oft zahlen Journalisten wie Deniz Yücel, Caruna Galizia (Malta) oder Ján Kuciak (Slowakei) einen hohen Preis für ihre Arbeit.

Auch Philippe Soupault, dessen Buch Zeit der Mörder jetzt auf deutsch erschienen ist, ging für die Wahrheit ins Gefängnis.

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SIRI 18
319 |

Über Hitchcocks Lieblingsblondine, Nagelstudios und Löwenhunde

Depeschen aus der Kapitale - 1/2018

Letztendlich war es ein Zufall, der mir half, mit Tam ins Gespräch zu kommen. Verzweifelt auf der Suche nach einem Paket, das angeblich an mich zugestellt worden war, mich jedoch nie erreicht hatte, fragte ich erst all meine Nachbarn in unserem Mietshaus, dann die mir bekannten Ladenbesitzer in meiner Straße, die auch Post–Pakete annehmen. Niemand konnte mir weiterhelfen, bis einer der immer wechselnden DHL-Zusteller mir sagte, bei den Nageldamen würde er auch manchmal Pakete abgeben. Er zeigte auf einen Laden namens PINK NAILS, der bisher nur schemenhaft in mein Gesichtsfeld gerückt war. Den Ausdruck Nageldamen kannte ich nicht. Auch danach hörte ich die seltsamsten Bezeichnungen für Tam und ihre Mädchen, Maniküristinnen, Kosmetikerinnen,…

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Dörwald, Uwe
317 |

Eine völlig durchgeknallte Arbeitswelt

Undurchsichtige Rankings und charmante Cheerleader

Stellen sie sich vor, sie kommen morgens zu ihrem Arbeitsplatz und in der Lobby ihrer Firma hängt ein überdimensionierter Bildschirm, auf dem sie immer ihren Namen finden können und dahinter steht eine Bewertung, wo sie gerade in der Firma gerankt sind. Ob ihre firmeninternen Aktien oder ihre Reputation gestiegen oder gesunken sind, sehen sie sofort, wie alle anderen auch. Den Algorithmus bzw. die Kriterien, nach denen sie und ihre KollegInnen bewertet werden, kennt niemand, außer dem Chef, den noch niemand gesehen hat und der sich nur mit unverständlich gemurmelten Anweisungen, die durch Lautsprecher in die Büros übertragen werden, zeigt. Zusätzlich müssen sie sich täglich einen neuen freien Arbeitsplatz suchen und den KollegInnen im Büro…

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Uzukauskaite, Lina
314 |

ZUR UTOPIEAUFFASSUNG INGEBORG BACHMANNS

Die Utopieauffassung Ingeborg Bachmanns (1926-1973) wurde durch ihre Auseinandersetzung mit dem Schriftsteller Robert Musil (1880-1942) und seinem Hauptwerk Der Mann ohne Eigenschaften (1930/31, 1932/33, 1952) entscheidend geprägt. Im Bereich der Literaturwissenschaft wurden die im Werke Bachmanns nachzuweisenden Spuren der intensiven Musilrezeption in mehreren Publikationen bereits behandelt (vgl. u. a. Agnese, 1996, 103-114; Bartsch, 1980, 162-169; Weber, 1986, 55-74).

Dieser Beitrag konzentriert sich in erster Linie auf das Möglichkeitsdenken und die fünf zentralen Utopien im Mann ohne Eigenschaften sowie im weiteren Verlauf auf das utopische Denken Bachmanns, das u. a. anhand einiger Beispiele aus ihrem Roman Malina (1971)…

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Dörwald, Uwe
312 |

Bücher statt Screens

Vom Wert der privaten und öffentlichen Bibliotheken

Es gibt die wahren Mythen von berühmten und verschwundenen Bibliotheken und die Geschichte des großen Schriftstellers, Bibliothekars und Lesers Jorge Luis Borges, der für den Autor der Verborgenen Bibliotheknatürlich eine große Rolle spielte. Es gibt den Gedanken, dass jede Bibliothek auch etwas über seinen Besitzer aussagt - Zeige mir deine Bibliothek und ich sage dir, wer du bist! - und es gibt natürlich die völlig subjektiven Umgangsweisen mit privaten Bibliotheken, die auch Orte der Erinnerung sind, und deren Wichtigkeit und Bedeutung man erst bemerkt, wenn sie nicht mehr da sind. Man hat schon von Leuten gehört, die am Verlust ihrer Bücher zu Kranken, von anderen, die an ihrem Erwerb zu Verbrechern geworden sind. Über einer privaten…

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Rose, Mathew D.
310 |

Germany and the loss of political trust

Vertrauen ist ein hohes Gut, ob im Leben, an der Börse oder in der Politik. Vertrauen kann man auch verspielen und verlieren. Das gilt auf besondere Weise in der Politik.  

Vertrauensverlust in die deutsche Politik ist das Thema von Mathew D. Rose, der nicht nur investigativer Journalist und Historiker, sondern auch einer der Herausgeber von BRAVE NEW EUROPE ist. -

"Although nearly four months have passed since the national election, Germany still hasn’t formed a government. The Dutch, with their complicated coalition process, may find this normal, but for Germans it certainly isn’t. Initially it seemed feasible that chancellor Angela Merkel’s Christian Democratic Union (CDU) and its Bavarian partner Christian Social Union (CSU) could…

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Dörwald, Uwe
349 |

Soziologie oder Biographie? Man muss sich entscheiden.

Eribons privater Klassenkampf in „Gesellschaft als Urteil“

Didier Eribon, der mutmaßlich neue Stern am französischen Intellektuellenhimmel, braucht ganze 264 Seiten bis er zum Schluss seines Buches „Gesellschaft als Urteil“, das in den Feuilletons auch schon mal als Meta-Buch bzw. als Begleit- oder Kommentarbuch zu seinem Erfolgstitel „Rückkehr nach Reims“ bezeichnet wurde, auf den Punkt kommt: „Sicher bin ich mir nur, dass einzig eine immer wieder erneuerte theoretische Analyse der Herrschaftsmechanismen mit ihren unzähligen Funktionen, Registern und Dimensionen in Verbindung mit dem unverwüstlichen Willen, die Welt im Sinne einer größeren sozialen Gerechtigkeit zu verändern, uns in die Lage versetzt, den vielgestaltigen Kräften der Unterdrückung zu widerstehen.“ In diesem Sinne ist sein Buch eine…

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Rainer, Ulrike
347 |

Life in the United States - 18

Kentucky - Der unentschlossene Staat

Was hat Kentucky neben der Corvette und dem Mythos um den größten Boxer aller Zeiten, Muhammad Ali, der Welt noch zu bieten? Fort Knox zum Beispiel mit 8.000 Tonnen Gold oder Colonel Saunders, der eigentlich kein Oberst war, sondern schlicht Harland Saunders hieß, sich aber in der militärischen Rolle gefiel. Ihm verdanken wir Kentucky Fried Chicken.  

Die Geschichte des Staates ist insofern spannend, weil Kentucky während des Bürgerkrieges sowohl enge Beziehungen zum Süden als auch zum Norden hatte. Der Staat schwankte anfänglich und war unentschlossen, auf welche Seite er sich im Bürgerkrieg stellen sollte.

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Lederer, Sylvia
345 |

Lichtkunst in Amsterdam

Mit einer Installation des chinesischen Künstlers AI WEIWEI

Das Light-Festival in Amsterdam kehrt dieses Jahr zum sechsten Mal zurück, um die Grachten und Straßen in ein betörendes Licht zu hüllen. Viele internationale Künstler wie der Chinese Ai Weiwei und die britische Künstlerin Cecil Balmond verzaubern die Besucher mit 36 Lichtinstallationen unter dem Thema„Existential“. Die diesjährigen teilnehmenden Künstler, Designer und Architekten stammen aus Australien, Belgien, China, Kanada, England, Deutschland, Indonesien, Italien, Japan, Kosovo, den Niederlanden, Russland und den Vereinigten Staaten. Mit „Existential“ wollen sie uns Besucher anregen, darüber nach zu denken, was Menschen verbindet und welche Rolle das Licht dabei spielt.  

In diesem Jahr zeigten mehr als 2.500 Künstler aus 98…

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Steierwald, Ulrike
344 |

Literarische Über-Setzungen

Lorenzo da Ponte und Thomas Kling im Rahmen der Leuphana Reihe "10 Minuten Lyrik"

An der Universität Lüneburg gibt es die schöne Reihe "10 Minuten Lyrik". - Ulrike Steierwald, Professorin für Literaturwissenschaft, befasst sich im Rahmen dieser Reihe mit Lyrik von Lorenzo da Ponte und Thomas Kling.

  • Literatur vermag es, im Sprachraum des brennenden Archivs das eigentlich nicht zu Denkende und nicht in Worte zu Fassende zu übersetzen.
  • Eine Übertragung ist keine Übersetzung. Verständigung und Kommunikation können nur durch den übertragenen Sinn gelingen, die Übersetzungen des nicht zu Begreifenden hingegen sind beim Wort zu nehmen.
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Giebenhain / Dörwald
342 |

Ex-Landrat Dietrich Kübler wegen Untreue verurteilt

Bericht und Kommentar zum Ende des Prozesses im Amtsgericht Michelstadt

"Man darf nicht bescheißen! Wenn man eine Rechtswidrigkeit erkennt, muss man diese Rechtswidrigkeit abstellen. Das ist nicht passiert." Das sagte Amtsrichter Schmied in seiner Urteilsbegründung.   

Nach zwölf Verhandlungstagen mit umfangreicher Beweisaufnahme und etlichen Zeugen gibt es ein Urteil im Untreueprozess gegen den Ex-Landrat des Odenwaldkreises. Sieben Monate Haft, die für drei Jahre zur Bewährung ausgesetzt sind, und eine Geldstrafe in Höhe von 25.000 Euro - so lautet das Urteil des Michelstädter Amtsgerichts gegen Dietrich Kübler, der auch die Kosten des Verfahrens zu tragen hat.  

Nachtrag (03.01.2018): Inzwischen ist sowohl die Staatsanwaltschaft als auch die Verteidigung in die Berufung gegangen. Der Prozess geht in die…

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Dörwald, Uwe
340 |

Yanis Varoufakis’ Kampf gegen die Institutionen

Schulden sind Schulden sind Schulden sind Schulden - Basta

Varoufakis kommt in seinem Buch zu dem Schluss, dass das, was er „unmittelbar miterlebte, nur als ein nackter Klassenkampf zu beschreiben war, der die Armen traf und die herrschende Klasse auf skandalöse Weise begünstigte.“, was sich zum Beispiel daran zeigte, dass die Gehälter von griechischen Funktionären, die die Troika zu ihren Leuten zählte, nicht gekürzt, sondern angehoben wurden. Das ist für Varoufakis die Anwendung nackter Gewalt, um politische Maßnahmen durchzusetzen. So wird der Grundsatz eines Robert Bosch, dass Vertrauen wichtiger ist als Zahlen, vom Kopf auf die Füße gestellt: Im Neoliberalismus sind Zahlen wichtiger als Vertrauen.

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
338 |

Mein Leben mit Maarten Koning

Was kann an einem über 5.000 Seiten dicken Roman mit dem eher langweiligen Titel „Das Büro“ schon so interessant sein, dass man sieben Bände verschlingt, zumal dieser Roman schon fast aus der Zeit gefallen erscheint, da er sich in den Jahren 1957 bis 1989 abspielt? Wir befinden uns immer im Gestern und was soll da an dreißig Jahren Büroalltag schon spannend sein ...

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Dimmers, Jan
336 |

Das Lachen in Shakespeares >>Ein Sommernachtstraum<<

In diesem Texte über Lachen und Humor habe ich Inspiration in einer Zeit gesucht, in der Humor ins Zentrum der Aufmerksamkeit gezogen wurde. Das war an der Grenze des späten Mittelalters und der Renaissance. Die Wurzeln der Moderne stammen aus dieser Zeit und in diesem Zusammenhang nenne ich die Namen von Erasmus, Rabelais, Montaigne, Cervantes und Shakespeare. Die vier genannten Autoren rückten auf ähnliche Weise und aus gleichen Gründen das Lachen in den Mittelpunkt wie Shakespeare.  

Zuerst spreche ich über das Lachen und auch über das Lächerliche als gesellschaftliches Phänomen. Dann lasse ich Theorien darüber Revue passieren und versuche diese auf die Werke von Shakespeare anzuwenden. Zur weiteren Konkretisierung hole ich dies näher…

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SIRI 17
334 |

Depeschen aus der Kapitale - 7

Milo Rau ließ den Reichstag stürmen

Am 07. November 2017, am hundertsten Jahrestag der Oktoberrevolution in Russland, stürmt die General Assembly und ihre Anhänger den Berliner Reichstag und liest die Charta für das 21. Jahrhundert vor.

    Große Worte, großes Vorhaben - und ziemlich gut durchstrukturiert, jedenfalls in der Ankündigung. Und so kam es mir auch vor, als ich zusammen mit 500 anderen Zuschauern den Saal der Schaubühne betrat, in dem ich mir sonst Shakespeare oder Ibsen anschaue. Ich war überwältigt von der logistischen Leistung.

   Die General Assembly war ein Versuchslabor, das wie ein globales Weltparlament ablaufen könnte, nichts anderes; inszeniert, gespielt, vorbereitet und durchgeplant. Natürlich hatte niemand die 60 Abgeordneten demokratisch gewählt. Die…

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Dörwald, Uwe
332 |

Ein Container der Zeitgeschichte

Voskuils Roman DAS BÜRO - Band 2

Georg Steiner zitiert in seinem Buch Warum Denken traurig macht den DichterColeridge: „Arbeit ohne Hoffnung leert Nektar in ein Sieb, Hoffnung ohne Objekt kann nicht überleben.“ Da man das Denken ebenso wenig wie das Atmen einstellen kann, kann man auch einer gewissen Traurigkeit am Arbeitsplatz nicht entgehen, wenn man nachdenkt über das, was man den ganzen Tag in einem Büro so tut oder tun muss. Das weiß auch Maarten Koning, unser Held des BÜROS, wenn er am Ende des zweiten Bandes mit dem Titel Schmutzige Hände sagt „Kraft schöpft man aus der Sicherheit, dass man so lebt, wie man leben will. ... Wenn man etwas tut oder an etwas glaubt, das es wert ist, es gegen die Mehrheit der Menschen zu verteidigen. ... Die Arbeit von halb neun bis…

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Dörwald, Uwe
330 |

Gerechtigkeit für alle ist eine Illusion

Die Frage nach der Gerechtigkeit, insbesondere im gesellschaftspolitischen Bereich, ist spätestens seit dem Wahlkampf von Martin Schulz wieder auf der Tagesordnung. Schulz plakatierte und proklamierte den (inhalts)leeren Slogan Zeit für mehr Gerechtigkeit.

Karen Gloy nun sieht und benennt aktuelle Problematiken von Gerechtigkeitsfragen an vielen Stellen ihres Textes, für sie sind die (politischen/soziologischen) Beschreibungen der Gegenwart evident. Ihr Ziel ist aber ein anderes; denn „es (gibt) in der Hitze des Gefechtes kaum eine tiefer dringende Analyse und philosophische Reflexion (...)“. Analyse und philosophische Reflexion entsprechen aber genau der Aufgabe, die sich Gloy selbst stellt: "Meine Aufgabe als Philosophin, als Vor- und…

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
328 |

Die Geschichte eines Almajirai

Mit dem Roman An einem Dienstag geboren von Elanthan John legt der Heidelberger Wunderhorn Verlag ein weiteres bemerkenswertes Buch in seiner Reihe für zeitgenössische afrikanische Literatur (AFRIKAWUNDERHORN), herausgegeben von Indra Wussow, vor.

   Das Buch An einem Dienstag geboren ist die Geschichte von Dantala, einem Koranschüler, der seine Geschichte erzählt und es führt uns in den Norden Nigerias. Alles beginnt im Jahr 2003, auf den Straßen von Bayan Layi, einer fiktiven Stadt.

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Rau, Milo
327 |

„MAN MUSS NEUE, UTOPISCHE INSTITUTIONEN VORBEREITEN“

MILO RAU IM GESPRÄCH MIT HARALD WELZER ÜBER DIE GENERAL ASSEMBLY

Während die Parteien in Berlin noch versuchen eine regierungsfähige Koalition zu bilden und der nächste Weltklimagipfel in Bonn vor der Tür steht, tagt in diesen Tagen in Berlin das von MILO RAU initiierte WELTPARLAMENT, das Lobbylosen aus aller Welt eine Stimme geben will.  

Mit freundlicher Genehmigung der Pressestelle der General Assembly bringen wir ein Gespräch zwischen Harald Welzer und Milo Rau über die Ziele des Weltparlaments.

 

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Hoppe, Felicitas
325 |

Dichter, deine Angst ist berechtigt!

Vom mächtigsten Handwerk der Welt

(…) Lesen ist Übersetzung im Wortsinn, ein gutes Stück Arbeit, und für den, der dabei zuschauen darf, ziemlich erkenntnisreich.

   Auch wenn manche Schriftsteller und Dichter immer noch glauben, ihr Text sei autonom, unberührbar und lasse nur eine einzige Lesart zu, weshalb jede Übersetzung Irrtum und Anmaßung sei, liegt, um auch diesen Spieß umzudrehen, der Irrtum natürlich auf ihrer Seite: Es gibt keine richtige oder falsche Lesart, jeder Text ist nicht mehr als ein Angebot und jede Lektüre Transformation. Leser, Dolmetscher, Übersetzer und Interpreten sind Reisende in eine andere Welt, deren Abenteuer- und Reiselust allerdings nicht immer belohnt wird, finanziell schon gar nicht. (...)

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Giebenhain, Manfred
322 |

Jeder einzelne Regelverstoß rechtfertigte den Mittelentzug

Marketingaffäre: Zeugin der WI-Bank sagt zur Standortmarketingaffäre aus

Am 25. Oktober 2017, dem inzwischen neunten Verhandlungstag im Untreue-Prozess gegen den ehemaligen Landrat des Odenwaldkreises, Dietrich Kübler, wollte das Schöffengericht in Michelstadt von einer Mitarbeiterin der Rechtsabteilung der landeseigenen Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WI-Bank) wissen, wie es zum Teilwiderruf der Fördergelder gekommen ist.

Es stellte sich klar heraus, dass bei der Vergabe für ein Standortmarketingkonzept des Odenwaldkreises gegen gleich drei Vergabegrundsätze verstoßen wurde und zwar gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz, die Transparenzpflicht und das Diskriminierungsverbot. Schon ein Verstoß gegen nur einen dieser drei Grundsätze hätte einen Widerruf der Fördergelder gerechtfertigt.

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Berger, Thomas
320 |

Toleranz bei G. E. Lessing

Ein Problemfall

Lessings Nathan der Weise nimmt in der Geschichte des Toleranzbegriffs einen herausgehobenen Platz ein. Die in dem Drama enthaltene Botschaft der viel gerühmten Ringparabel bildet einen festen Bestandteil der deutschen Aufklärung und erfreut sich bis heute einer breiten Rezeption.

Vor dem Hintergrund der Beschreibung des zeitgeschichtlichen Entstehungszusammenhangs werden die inhaltlichen Grundzüge des Werkes mit der Ringparabel als Zentrum dargelegt. Auf diesem Fundament wird das Lessingsche Toleranzideal einer kritischen Betrachtung unterzogen.

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SIRI 17
318 |

Depeschen aus der Kapitale - 6

Panda-Manie in BÄRlin

Als die beiden Pandabären im Juli 2017 aus der selbst ernannten chinesischen Panda-Hauptstadt Chengdu in den Berliner Zoologischen Garten transportiert wurden, gab es schon im Vorfeld Sondersendungen. Diese Ehre ist sonst nur hohen Politikern vergönnt, wenn sie Berlin besuchen. Im regionalen RBB-Fernsehen konnte man die Ankunft der Pandabären auf dem Schönefelder Flughafen sowie die Fahrt in den Zoo live verfolgen. Die Aktion dauerte drei Stunden. Zum letzten Mal sah ich diese Art Sendung 1992, als der Sarg von Marlene Dietrich aus Paris kommend vom Flughafen Tegel auf den Friedhof im Berliner Stadtteil Friedenau überführt wurde.

Wie immer bei diesen Live-Sendungen waren Experten dazwischengeschaltet, die statistisch brillierten: 100 kg…

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Dörwald, Uwe
316 |

Die Menschen zahlen immer die Rechnung

Über den dokumentarischen Bildband „The Human Cost of Agrotoxins“ von Pablo E. Piovano

Glyphosat ist ein Unkrautvernichtungsmittel und Glyphosat ist in nahezu allen Lebensmitteln zu finden. Hersteller sagen dann immer und gebetsmühlenhaft, die Menge des Giftes, die gefunden wird, sei unbedenklich im Rahmen der Grenzwerte, aber es gebe natürlich immer etwas, das verbessert werden könnte. Forscher erwidern, die offiziellen Grenzwerte seien überholt und müssten verschärft werden.

Die Diskussion um den Einsatz von Glyophosat-Herbiziden kocht bei uns immer dann hoch, wenn Rückstände des Herbizids in Lebensmitteln wie zum Beispiel in Edelmarken wie dem Speiseeis von Ben und Jerry’s gefunden wurden.

Die Folgen des Einsatzes von Glyphosat-Herbiziden auf genetisch modifizierte Nutzpflanzen in Argentien hat der Fotograf Pablo E.…

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Frühauf, Swetlana
315 |

Leadership im Changemanagement

Über den Einfluß und die Bedeutung von Führungsstilen

„... man erlebt in den erzwungenen menschlichen Kontakten an seinem Arbeitsplatz Dinge, die irgendwie nicht stimmig sind, d.h. jemand tut etwas außerhalb des Rahmens, dem man ihm zugewiesen hat. Man schiebt diese Dinge weg, aber man hält sie doch fest und erinnert sich später daran.“

Der niederländische Schriftsteller Voskuil, der Autor von „Das Büro“, sagte diesen Satz einmal in einem Interview. Der Satz betrifft die Zumutungen, mit denen man es an manchen Arbeitsplätzen zu tun hat. Zu diesen Zumutungen gehören auch Dinge wie die, dass es Menschen gibt, die ihren Beruf nicht hinreichend ernst nehmen.

Ermöglicht wird dies mitunter durch Gewährenlassen und dadurch, dass keine Grenzen gesetzt werden. Letzteres nun hat etwas mit dem Thema…

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Kiss, Endre
313 |

Essay über die neue Globalisation

Um die aktuellen und, wie gesagt, „alltäglichen” Prozesse im allgemeinen Sinne des Wortes (es geht also keineswegs um hermeneutische Spitzfindigkeiten angesichts extrem komplexer Tatbestände) zu verstehen, sollten die gewöhnlichen Akteure unserer Zeit ein Zeitalter sich vergegenwärtigen, das aus unendlich vielen kleinen Facetten besteht, weit auf dem ganzen Globus verstreut geschieht, auf vielen Sprachen läuft und aufgearbeitet wird, wegen des enormen Ausmasses der Informationsmengen überhaupt nicht begreifbar ist, dazu noch im Kontext einer Vielheit alter und neuer, bekannter und noch unerkannter Ideologien konzeptualisiert wird.

Das ist aber noch nicht alles.

Man kann mit gutem Recht vorausschicken (angesichts der umfassenden…

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Brose, Thomas
311 |

Plädoyer für Zeitverschwendung

„Fast alle meine Handlungen waren vorläufig, unfertig und ohne ein allgemeines Ziel. Vielleicht hing ich an zu vielen Dingen und wollte nicht festgenagelt werden. Es gab lange Phasen der Einsamkeit und Langeweile.“, schreibt Paul Feyerabend (1924-1994) in seiner Autobiografie. Der Philosoph und Physiker hat seinem letzten Buch einen verblüffenden Titel gegeben: ZEITVERSCHWENDUNG.

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Egert, Andreas
309 |

Chamfort und Lichtenberg

Die Blüte des europäischen Aphorismus

Im folgenden Vortrag geht es um die Untersuchung des Aphorismus in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts anhand zweier prägender Protagonisten der Gattung. Nicolas Chamfort, der 1741 wie Blaise Pascal in Clermont-Ferrand zur Welt kommt, steht dabei schon in einer Tradition, die sich seit der Neuzeit vor allem in La Rochefoucauld, aber auch in Pascal und Montaigne manifestierte. Darauf folgten ein La Bruyère, Vauvenargues, Fontenelle und der Zeitgenosse Chamforts - Rivarol - anders in Deutschland, wo Georg Christoph Lichtenberg überhaupt erst den Grundstein der Gattungsgeschichte legt. Als Chamfort als Hauslehrer des Grafen von Eyck früh in die deutschen Lande nach Köln kommt, notiert er: „Ich wüßte nicht, wozu ich weniger taugte als zu…

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Giebenhain, Manfred
308 |

Viel Geld für Negativ-Marketing ausgegeben

Ex-Landrat Dietrich Kübler muss sich vor Gericht verantworten

Seit Anfang Juli 2017 muss sich der frühere Landrat des Odenwaldkreises, Dietrich Kübler, vor dem Schöffengericht am Michelstädter Amtsgericht verantworten. Die Anklage lautet auf Untreue im Amt.

Die Darmstädter Staatsanwaltschaft wirft dem heute 67jährigen vor, im Herbst 2011 nachweislich wiederholt widerrechtlich in das Vergabeverfahren zur Auswahl eines Bewerbers für einen Standortmarketingauftrag eingegriffen zu haben. Als die Manipulationen öffentlich bekannt wurden und einen politischen Wirbelsturm ausgelöst haben, blieb der Odenwaldkreis fünf Jahre später auf den Gesamtkosten sitzen.

Lesen Sie hier einen Zwischenbericht zum Prozess.

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Dörwald, Uwe
307 |

Hybris, Macht und Naivität

Kommentar zum Untreue-Prozess gegen Ex-Landrat Kübler (Odenwaldkreis)

Gegen Ende des fünften Verhandlungstages wegen Untreue gegen den Ex-Landrat des Odenwaldkreises, Dietrich Kübler (ÜWG), meinte ein Kreisausschussmitglied vor dem Amtsgericht in Michelstadt halb im Scherz und halb im Ernst zu mir: „Wenn Sie etwas zu diesem Prozess schreiben, dann schreiben Sie etwas gutes. Sonst lässt man Sie vielleicht nicht mehr in den Odenwald rein. Den Odenwald verteidigen wir alle!“ So etwas geht einfach nicht, auch nicht (halb) im Scherz. Als ob der Odenwaldkreis eine Insel wäre. Was hier zum Ausdruck kommt, ist nicht nur eine gewisse Enge, sondern sicher auch eine Art von Gruppenbewusstsein zu einem Club der Anständigen zu gehören und es beschreibt das Phänomen, wie der Mensch überhaupt zu dem Zauberkunststück in der…

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Steierwald, Ulrike
306 |

Was ist „gute” Lehre?

If it’s really really real …

Als sich die Leuphana, eine der kleinen und jungen Universitäten in Deutschland, vor etwa zwei Jahrzehnten neu definierte, stand der Wille zu besonderer „Qualität“ einer interdisziplinär ausgerichteten Lehre im Mittelpunkt. Der Bologna-Prozess wurde im Unterschied zu anderen Hochschulen modellartig gefasst und führte zu einer umfassenden Neustrukturierung der Lüneburger Universität. Nicht nur die vier Fakultäten Bildung, Kultur, Nachhaltigkeit und Wirtschaft, sondern insbesondere die fakultätsübergreifenden Schools – College, Graduate und Professional School – sollten eine interdisziplinäre wissenschaftliche Ausrichtung in Lehre, Forschung und Transfer sowie ein Zusammendenken dieser drei grundlegenden universitären Aufgabenbereiche in…

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Rainer, Ulrike
305 |

Life in the United States - 17

Vermont - Der spezielle Staat

Wie kommt es, dass aus einem Staat grundsätzlich konservativer Bauern einer der liberalsten Staaten wurde?

Schließlich ist der einzige sozialistische Senator in Washington Bernie Sanders, der 2016 als Außenseiterkandidat der Präsidentschaftswahl besonders von der Jugend begeistert gefeiert wurde. 2007 waren dreiviertel aller Vermonter gegen den Krieg im Irak, und 2000 war der Staat der erste überhaupt, der Civil Unions (Gleichberechtigung für gleichgeschlechtliche Partner) gesetzlich verankerte.

Und in den späten 1960iger Jahren brach eine größere Anzahl von stadtmüden Menschen auf, um in Vermont ein neues Leben zu beginnen. Kommunen von Künstlern und Aussteigern sproßen wie Pilze aus der Landschaft. Zurück zur Natur war das Motto. Alte…

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Dietz, Angela
304 |

NIBELUNGEN-FESTSPIELE WORMS 2017 (2)

Eine wüste Zugfahrt nach Bagdad

Es fährt ein Zug nach Bagdad. Vorerst steht er auf den Schienen in 70 Tonnen Sand vor dem Westportal des Wormser Doms. Ein gestrichener Baßton stimmt auf das drohende Unheil ein.

Dazu passt Bühnenbauerin Irina Schickedanz` schiefe Ebene hinter dem Bahnsteig, auf der „es kein Halten mehr“ gibt. Im zweiten Akt kommt sie als Spielfläche für den Tenor Bassem Alkhouri und die Sopranistin Nadja Michael zum vollen Einsatz.

Nach Gemetzel und Gold verlegen Autor Albert Ostermeier und Regisseur Nuran David Calis den dritten Teil ihrer Nibelungen Trilogie kurzerhand nach Arabien.

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
303 |

NIBELUNGEN-FESTSPIELE WORMS 2017 (1)

Neben der Spur: GLUT - Siegfried von Arabien.

Mit "GLUT. Siegfried von Arabien." findet die Trilogie von Albert Ostermaier bei den Nibelungen-Festspielen 2017 in Worms ihren Abschluss. Wie in den beiden letzten Jahren auch endet das Stück am Hof von König Etzel, auch diesmal wieder mit einem Gemetzel.

Eine historische Begebenheit inspirierte Albert Ostermaier, den Stückeschreiber, maßgeblich. Die Tatsache, dass eine militärische Operation stattfand, bei der die Beteiligten wirklich und als Theatergruppe verkleidet ins osmanische Reich reisten, war - so Albert Ostermaiers Erklärung -  der ideale Stoff, weil für ihn diese Reise in die Vergeblichkeit mit der Reise der Nibelungen an den Hof König Etzels vergleichbar war. Beide Reisen waren von Anfang an zum Scheitern verurteilt.

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SIRI 17
302 |

Depeschen aus der Kapitale - 5

Die doppelte Sibylle: Über die Fotografin Sibylle Bergemann.

Warum nur, frage ich mich, hat keine der Chefredakteurinnen der zahlreichen Frauenzeitschriften auf dem späteren gesamtdeutschen Zeitungsmarkt sich etwas von S. Bergemann abgekupfert? Warum müssen wir im Jahr 2017 immer noch in diese leicht dümmlichen Model-Gesichter schauen? Ganz zu schweigen davon, dass man mit Bergemanns Modefoto-Stil sicherlich Heidi Klum und ihr sexistisches, sozialdarwinistisches Germanys next Topmodel verhindert hätte.

Ganz im Gegensatz zu Fotos mit heutigen Models haben alle Frauen bei Sibylle Bergemann Selbstbewusstsein, Stolz, Kraft und trotzdem ein Geheimnis. Ach, was sage ich, man möchte gleich einen Roman schreiben, wenn man die beiden schönen Missmutigen auf Rügen betrachtet. Sofort bekommt Nina Hagens großer…

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Dörwald, Uwe
301 |

Voskuils Roman DAS BÜRO

Ein Ort ohne Abenteuer

Büros können seelenlose und freudlose Orte sein. Büros sind in der modernen Gesellschaft auch Orte, die manchmal mit einem Haufen von Tölpeln besetzt sind, die sonst nirgendwo mehr einen Job bekommen würden. In manchen Büros wird gemobbt und gefaulenzt. Es wird Arbeit verschoben oder gleich ganz liegen gelassen. Manchmal werden auch Dinge erledigt, vorzugsweise dann, wenn es brennt.

Voskuils Romanzyklus DAS BÜRO nimmt sich diesen Ort der Moderne, an dem unzählige Menschen arbeiten und viel Zeit verbringen, vor. Man bekommt intime Einblicke in die Abläufe einer (modernen) Arbeitsorganisation, wie man sie sonst nur bekommt, wenn man selbst Teil dieser Organisation ist und ein Dasein in einem ähnlichen geistigen Vakuum zwischen…

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Dörwald, Uwe
300 |

DER MARNER UND DER PRÄSIDENT

Von Strophen und Tweets: Eine kleine Polemik zur Lüge in postfaktischen Zeiten.

In dieser kurzen Polemik geht es um Strophen, Tweets und Alarmismus. Es geht um Aufgeregtheit, Gereiztheit, unterschwellige Aggression und Nervosität auf Social-Media Plattformen. Es geht aber auch um die Schönheit und die Klarheit und die Ausdruckskraft der mittelhochdeutschen Sprache. Denn wir begegnen dem MARNER, einem gebildeten Berufsdichter, der u.a. über die Lüge dichtete, wobei wir unwillkürlich an einen bestimmten Präsidenten und seinen Account bei Twitter denken müssen.

Und es geht um einen kleinen Abschied vom GRUNDRAUSCHEN.

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Dörwald, Uwe
299 |

Ungebremst gegen die Wand

Lobbyismus und Bildungsreformen

Schraipsd du widu schprichsd?

Mittels einer alten, aber politisch wirkungsvollen Berater- bzw- Lobbyistenweisheit - Man darf die Frösche nicht fragen, wenn man ihren Teich austrocknen will. - zeigt Josef Kraus in seinem Buch "Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt" (2017), wer die Treiber, die Nutznießer und die Opfer von Schulreformen sind und er beschreibt klar und deutlich, was Schulreformen bringen und was sie nicht leisten können.

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SIRI 17
298 |

Depeschen aus der Kapitale - 4

Über Obdachlosigkeit

Obwohl die Zahl der Obdachlosen in den vergangenen Jahren stetig gestiegen ist, führt die Bundesregierung selbst keine eigene Statistik über wohnungslose Menschen in unserem (reichen) Land.

Dies ist Grund genug, das Problem anhand eines Beitrags unserer Hauptstadt-Korrespondentin zu verdeutlichen.

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Dörwald, Uwe
297 |

Anmerkungen zum Pflege- und Gesundheitssystem

... es bleibt die Feststellung, dass in dem beschriebenen Fall die Unzulänglichkeiten überwiegen und dass man als Angehöriger mit Fragen (zu oft) alleine gelassen wird. Dies gilt auch für die Pflegekasse(n), bei der wegen jeder Kleinigkeit umfangreiche Formulare ausgefüllt werden müssen und bei der ich inzwischen mehr als 15 verschiedene Ansprechpartner habe, was auch für Mängel im bürokratischen und organisatorischen Ablauf spricht. Das fein gewobene bürokratische Netz aus Zuständigkeiten und Unzuständigkeiten zermürbt. Gesundheit und Pflege gehören nicht zu den Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, die man (nur) verwalten und nach betriebswirtschaftlichen Kriterien oder Kosten-Nutzen-Kalkülen organisieren kann. Kliniken und auch…

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Rainer, Ulrike
294 |

Life in the United States - 16

Rhode Island - Der kleinste Staat

Es ist selten, daß Dichter auch Städtegründer sind. Roger Williams war beides. Aber er war noch mehr: Er war Pastor und Linguist, einer der Wenigen, die die Sprache der Indianer lernten. Für ihn waren die Narragansetts und Wampanoags weder geringwertig noch unzivilisiert, sondern er glaubte fest, daß “die Natur keinen Unterschied in Ursprung, Geburt und Körper zwischen Europäern und Indianern kennt”. Mit dieser Einstellung erntete er das Vertrauen und die Freundschaft der Indianer aber die Feindschaft des Königs, weil er in einer Schmähschrift forderte, daß die Siedler für das Land der Indianer bezahlen müßten, anstatt es sich einfach unverschämt unter den Nagel zu reißen. Ihm selbst brachte die Freundschaft der Narragansetts Gewinn. Sie…

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SIRI 17
296 |

Depeschen aus der Kapitale - 3

REISEN MIT FLIXBUS

Seitdem der Fernbusverkehr in Deutschland 2013 liberalisiert wurde und es aufgrund des Personenbeförderungsgesetzes erlaubt ist, in Konkurrenz zur Deutschen Bundesbahn zu treten, gab es anfangs mehrere Anbieter auf dem Markt. Manche erinnern sich vielleicht noch an Mein Fernbus.de. Seit vier Jahren hat Flixbus den Markt komplett übernommen, so dass es sich fast schon um ein Deonym handelt, also um die Wandlung von einem Eigennamen zum Gattungsnamen, wie Tempotaschentuch oder Tesafilm.

Flixbus scheint also alles richtig gemacht zu haben, mit mehr als 60 Millionen Fahrgasten seit der Gründung im Jahr 2011 und über 300 Haltestellen europaweit. Trotzdem verwässert so ein Deonym natürlich die Tatsache, dass es sich bei Flixbus um ein…

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Dimmers, Jan
292 |

Tulpen aus der Türkei

Wahlergebnisse in der Vorfrühlingszeit

Ein von Twitterlauten und Tweets begleitetes Frühlingserwachen war von der extremen Rechten in den Niederlanden erwartet und erhofft worden. Der Untergang des sehr kleinen Stückchen Abendlandes an der Nordsee wurde in zahllosen, immer dasselbe wiederholenden Schlagzeilen heraufbeschworen.

Wartend auf die Barbaren zählte der Rechtsextremismus jeden Tag seine Segnungen.

Die Niederlande wurden in eine politische Arena umgewandelt. Da gab es 81 registrierte politische Parteien. Davon sagte eine Rekordzahl (28) einander letzten Endes den Kampf um 150 Sessel an. (...)

Holland ist nicht nur klein, es hat auf dieser kleinen Welt auch die allerkleinste Partei. Die Partei für die Freiheit (PVV) hat nur ein einziges offizielles Mitglied. Das ist…

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Hoppe, Felicitas
290 |

FELICITAS HOPPE SAGT

Ein Gespräch zur Filmpremiere

„Man muss bedrohlichen Zuständen mit Produktivität begegnen.“

Ein Gespräch mit Felicitas Hoppe anlässlich der Uraufführung des Films Felicitas Hoppe sagt

Der Film Felicitas Hoppe sagt ist eine Suche nach Antworten auf scheinbar einfache Fragen, es ist Hoppe in der ersten Person: Wie lebt man zwischen Produktion und Selbstreflexion, zwischen Gipfelsturm und möglichem Absturz, zwischen Selbstanschauung und Selbstvermarktung? Oliver Vogel, Hoppes Lektor, sprach mit der Autorin wenige Tage vor der Uraufführung des Films, die am 17. März im Sprengel Museum Hannover stattfinden wird.

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Kroitzsch, Friederike
288 |

GRUSSWORT

Manchmal dürfen wir Beiträge von anderen Blogs oder aus Zeitschriften übernehmen. So auch in diesem Fall. Der Beitrag GRUSSWORT von Friederike Kroitzsch bietet uns auch die Möglichkeit, auf ihren sehr schönen und lesenswerten LandLebenBloghinzuweisen.

Grusswort ist ein äußerst humorvoller Beitrag zur Unsitte langer und langweiliger Grussworte. Wie die Autorin habe auch ich, insbesondere im ländlichen Raum, unter Grussworten und Grusswort-Rednern gelitten. Ich habe die Politiker und auch Dezernenten hinter den Rednerpulten noch in lebhafter Erinnerung. Besonders natürlich jenen, der immer grinste und sich überaus wichtig vorkam. Oder den, der meinte, etwas von Sprache zu verstehen, aber nicht verstand. Grussworte sind mitunter Zumutungen…

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SIRI 17
286 |

Depeschen aus der Kapitale - 2

ZUM HUNDERTSTEN GEBURTSTAG VON JANE BOWLES

Heute möchte ich nicht über die Hauptstadt schreiben, sondern über meine Jane Bowles. Ja, genau, meine. Einige Seiten lang soll sie nur mir gehören. Am liebsten würde ich sie JB nennen oder sogar zärtlicherweise Janie. Denn es hat Jahre gegeben, in denen ich geradezu besessen von Jane Bowles war. Heute weiß ich nicht genau, ob man sie überhaupt noch kennt. Wenn ich in meinem Bekanntenkreis herumfrage, nennen einige ihren Ehemann, Paul Bowles, den Komponisten und Weltbestseller-Autor von Himmel über der Wüste. Manche Homosexuelle über 50 haben wegen Tennessee Williams und Truman Capote ihren Namen schon einmal gehört. Jane Bowles selbst ist in Vergessenheit geraten.

Am 22. Februar 2017 wäre sie 100 Jahre alt geworden. Zeit an sie zu…

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Rainer, Ulrike
283 |

And the Truth Keeps Marching on

Women's March Washington D.C.

Schon im Flughafen von Hartford, Connecticut, fällt mir auf, daß zwei Drittel der Passagiere rosa Katzenmützen tragen. Es herrscht Aufbruchstimmung. Großmütter, ihre Töchter und Enkelinnen machen sich auf den Weg, um gegen den neuen Präsidenten, dessen Namen wir nicht über die Lippen bringen, zu protestieren. Der kurze Flug nach Washington vergeht schnell, denn neben mir sitzt zufällig eine ehemalige Studentin meines Colleges, und wir kommen leicht ins Gespräch. Überhaupt reden alle mit allen, weil sich endlich jede, die bisher im eigenen Saft schmorte, in Gesellschaft Luft machen und kräftig schimpfen kann. Es gibt genug Gründe dafür. (...)

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Rainer, Ulrike
281 |

Paradiese?

Kaum steige ich in Puerto Rico aus dem Flugzeug, schlägt mir die warme Luft entgegen. Vor knapp vier Stunden trug ich noch die Winterjacke. Während ich auf die kleine Propellermaschine warte, die mich weiter nach St. Thomas bringen wird, bewundere ich zwei niedliche Hunde, die friedlich neben einem Ehepaar mittleren Alters sitzen. Wie immer, wenn man Hunde bewundert, kommt man sofort mit ihren Besitzern ins Gespräch. Da erfahre ich, daß sie mit uns in der engen Sardinenbüchse mitfliegen werden, denn sie seien psychische Therapiehunde. Und richtig: sie haben entsprechende Mäntelchen, die sie als solche kennzeichnen. Was es nicht alles gibt. Ich staune nicht schlecht.

Der Pilot merkt wohl mein Unbehagen und meint beruhigend, daß er diese…

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Red.
279 |

#GRUNDRAUSCHEN - Q1/2017

Eigentlich ist unser Grundrauschen wie ein moderates Hintergrundrauschen.

Diesmal kommt es heftiger daher. Es gleicht eher dem Prasseln und Trommeln eines Platzregens auf einer Fensterscheibe. Überall und hochgetaktet Trump, Trump, Trump - ob in den Zeitungen, im Radio und im TV, ob bei Facebook oder Twitter.

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Dörwald, Uwe
278 |

Kunst als Geschichtsschreibung

Zur Aktualität von Adornos Ästhetischer Theorie

Warum gerade jetzt Adorno lesen? In diesem Beitrag geht es darum, was man versäumt, wenn man sich mit der Ästhetischen Theorie Adornos ohne Bezug zu ihrer und unserer Geschichte (und Gegenwart) auseinandersetzt. Man kann sagen, daß Adornos Werk – und nicht nur seine Theorie über die Kunst (der Moderne) - in bewußter Abgrenzung zum Faschismus entwickelt worden ist. Weil für die Kritische Theorie gerade diese Abgrenzung von Bedeutung ist, hat sie auch eine Bedeutung in unserer Gegenwart; denn besonders in Zeiten, in denen Politiker wie Erdogan, Orban oder Trump, also (gefährliche) Populisten, nicht nur die Sprache, das freie Wort (Journalisten) oder Kunst und Wissenschaft diskreditieren, angreifen und bedrohen, ist es wichtig, ein Mittel…

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SIRI 17
276 |

Depeschen aus der Kapitale - 1 (2017)

Breitscheidplatz

... Obwohl ich auch in der Bibliothek die Berliner Tageszeitungen der letzten Wochen durchsuchte und in zahlreichen Artikeln über den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt viele Informationen bekam, wunderte ich mich, dass es nur einen Gedenkgottesdienst in der Gedächtniskirche gegeben hatte. Ich dachte, ich hätte etwas Wichtiges überlesen, forschte weiter und fand nichts....

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Brose, Thomas
274 |

Die Kunst, ein Leben zu erzählen

„Ich bin nicht verrückt, ich kann nur nicht sprechen!“ Als Günter de Bruyn im Frühjahr 1945 schwer am Kopf verwundet wurde, schrieb ein Sanitäter auf ein Schild: „Kopfverletzung – nicht auskunftsfähig.“ Erst langsam realisierte der lallende Soldat, dass nicht bloß sein Sprachzentrum betroffen war, sondern dass er auch die Fähigkeit verloren hatte, sich schriftlich überhaupt zu äußern – aus der erhofften „Gegendarstellung“ wurde deshalb nichts. Von der Verzweiflung, die ihn darauf ergriff, berichtet der Schriftsteller in seiner Zwischenbilanz (1992). Der Leser kann darin miterleben, wie er damit beginnt, sich Geburtsjahre von Dichtern ins Gedächtnis zu rufen oder Namen von Karl-May-Figuren aufzuzählen. Als er dieses literarische Pensum…

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Dietz, Harald
272 |

Der vermeintliche Untergang des Bürgertums

Eine verfrühte Grabrede von Panajotis Kondylis?

In seinem 1991 erschienen Buch „Der Niedergang der bürgerlichen Denk- und Lebensform“ analysiert Panajotis Kondylis zutreffend den Untergang des klassischen bürgerlichen Denkens und seine Abdankung zugunsten einer postmodernen Beliebigkeit, die sich vom (bürgerlichen) Objektivitäts- und Wahrheitsbegriff verabschiedet hat. Wie Kondylis haben auch wir uns nicht von einer objektiven Erkenntnis zugunsten von bloßen Perspektiven verabschiedet und setzen im Folgenden voraus, dass Erkenntnis objektiv ist (ansonsten gäbe es auch nichts zu streiten, wenn alles bloß Perspektive ist!)

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
270 |

Wohl dem, der niemals fliehen muss!

Ich wurde auf ein kleines Büchlein aufmerksam und eigentlich war es der Titel, der mich sofort ansprach: Katakomben der Seele– Eine Reportage über Westdeutschlands Vertriebenen- und Flüchtlingsproblem 1950, geschrieben von Ré Soupault, 1901 in Bublitz/Pommern geboren. Später geht sie nach Frankreich, arbeitet als Modistin, als Fotografin und Journalistin. Sie weiß, was Flucht bedeutet; denn sie musste 1942 zusammen mit ihrem Mann vor General Rommels Nazitruppen aus Tunis fliehen. Sie lebte dann in den USA, reiste aber 1950 nach Bayern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein, um sich selbst einen Überblick über die Lage der Flüchtlinge und Vertriebenen zu machen. Sie sprach mit Lagerverantwortlichen, Politikern, Geflüchteten und Vertriebenen.

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Lederer, Sylvia
268 |

Lichtkunst in Amsterdam

Leuchtende Tulpen, Fahrräder und Grachten

Vom 1. Dezember 2016 bis zum 22. Januar 2017 findet zum fünften Mal das jährliche Amsterdamer Lichtfestival statt.

Mehr als 35 Kunstwerke von internationalen Künstlern, Designern und Architekten beleuchten die Stadt. Man hat zwei Möglichkeiten die Lichtskulpturen zu bewundern, entweder über die Wanderroute „Illuminade“ oder gemütlich per Boot auf den Amsterdamer Grachten die „Water Colors“-Schiffsroute entlang.

Thema dieses Jahr ist „Biomimicry“, die Wissenschaft, in der die Muster und Strategien der Natur verwendet werden, um menschliche Probleme zu lösen.

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SIRI 16,
266 |

Depeschen aus der Kapitale - 3

Folge 3

In ihrer neuen Depesche aus Berlin erinnert sich SIRI 16 an den Prinz von Theben und an David Bowie, begegnet einem höflichen Kellner, betätigt sich als Touristenführerin und verschwindet am Ende auf geheimnisvolle Weise durch eine mysteriöse Tapetentür.

Nebenbei erfahren wir etwas über Wilmersdorfer Witwen und das nicht mehr existente Romanische Café. Ein Wartesaal für Talente scheint nicht mehr in die Zeit zu passen.

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Jan Dimmers, Endre Kiss, Jitka Perina, Katharina Worring
264 |

VOICES TO TRUMP

Teil II

Immer noch ist Trump in aller Munde. Donald Trump hat es inzwischen ja auch auf die Titelseite vom TIME MAGAZINE geschafft als PERSON OF THE YEAR 2016.

Auch vor diesem Hintergrund bringen wir unseren zweiten Teil der VOICES TO TRUMP. Diesmal sind es Stimmen aus den Niederlanden, Ungarn, der Schweiz und eine künstlerische Stimme aus Trier.

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Harald Dietz, Ulrike Rainer, Mathew D. Rose
262 |

VOICES TO TRUMP

Teil I

Das Wahlergebnis in den USA ist eines mit großem Einfluss. In den vergangenen Wochen konnte man die unterschiedlichsten Einschätzungen zum Ergebnis der Wahl und zum zukünftigen Präsidenten D. Trump in den Medien lesen, hören und sehen.

Für uns ist dies Grund genug, unsere Autoren zu Wort kommen zu lassen. Wir bieten (in zwei Teilen) ein breites und differenziertes Spektrum an Stimmen zur Wahl - Stimmen mit unterschiedlichem Hintergrund und aus verschiedenen Ländern, um möglichst viele Perspektiven und Aspekte zu zeigen.

Wir danken unseren Autorinnen und Autoren, die einen Text zu VOICES TO TRUMP beigesteuert haben.

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Rainer, Ulrike
260 |

USA WAHL 2016

Between a Rock and a Hard Place

Nach einer beispiellosen Schlammschlacht und Inszenierung im Wahlkampf werden wir am Mittwoch wissen, wer ins Oval Office in Washington einziehen wird: Trump oder Clinton. Nach der SHOW des Wahlkampfs gilt: Politik must go on.

Peter Weiss, dessen 100.tem Geburtstag man am Wahltag gedenken kann, hätte den Stil des Wahlkampfs vielleicht mit einem Satz aus seinen Notizbüchern (1971-1980, Bd.2) kommentiert: "die Verrohung der Menschen allzuweit fortgeschritten, als daß Argumente der Vernunft noch helfen könnten"

Hoffentlich ist Trump bald Geschichte - Politik must go on!

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HORST, Falk
258 |

Einige Grundpositionen im Werk von Panajotis Kondylis

Im Jahr 2004 ist schwarz-auf-weiss mit einer Besprechung zu Panajotis Kondylis Buch "Planetarische Politik nach dem Kalten Krieg" gestartet.

Heute präsentieren wir einen Beitrag, den uns Falk HORST vom Freundeskreis Panajotis Kondylis e.V. dankenswerterweise zur Publikation überlassen hat. In seinem Beitrag gibt Falk Horst einen Überblick über Leben und Werk eines außergewöhnlichen Intellektuellen, der sich mit theoretischen Fragen zur Gesellschaft und zur Politik befasste. Die Analysen von Kondylis sind brilliant, seine Argumente fundiert und durchdacht.

Wir hoffen, dass Panajotis Kondylis, der sein Hauptwerk "Das Politische und der Mensch" wegen seines zu frühen Todes nicht beenden konnte, neue Leser findet. Seine Bücher sind heute…

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SIRI 16,
256 |

Depeschen aus der Kapitale - 2

Folge 2

SIRI 16 hat sich mit einem neuen Beitrag aus Berlin gemeldet.

Diesmal geht es um ein besonderes Café, die letzte Ruhestätte von Rio Reiser und den Gebrüdern Grimm, aber auch um den Hartzer-Roller. Was es mit diesem auf sich hat, erfahren sie hier.

 

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Dimmers, Jan
254 |

FLANDERN & DIE NIEDERLANDE ZU GAST AUF DER BUCHMESSE 2016

Irrungen und Wirrungen in zwei weiten Feldern

>>In jedem Literaturgebiet hat man die großen Kathedralen. Ein ganzes Zeitalter haben sie in ihrem Griff: Proust, Balzac, Thomas Mann, Dickens, Thomas Hardy, Dos Passos. Die Konkurrenz mit der Geschichtsschreibung ist groß. In den Niederlanden und Flandern gibt es aber nicht nur die Kathedralen. Es gibt auch die anspruchslose Schönheit der kleinen Häuschen und die Stille der Innenhöfe. In den Niederlanden kann das Kleine groß sein.

Literatur relativiert die nationale Selbstherrlichkeit und kann gesehen werden als Erwachen aus dem Alptraum der Geschichte.<< (J.D.)

Unser Autor Jan Dimmers (Amsterdam) befasst sich in seinem Essay anläßlich der Frankfurter Buchmesse mit einer ganzen Reihe empfehlenswerter Autoren und lesenswerten Büchern in…

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Dörwald, Uwe
252 |

KONZEPT : MALEREI

Drei besondere Malerinnen im Kunstverein Frankenthal

Am 9. Oktober wurde im Kunstverein Frankenthal die Gemeinschaftsausstellung der drei Malerinnen Martina Diederich (Trier), Irmgard Weber (Pirmasens) und Katharina Worring (Trier) mit dem Titel KONZEPT : MALEREI eröffnet.

Drei Malerinnen und drei Räume im Kunsthaus – da könnte man meinen, jede Malerin stellt ihre teils groß-, teils mittel- bis kleinformatigen Bilder in einem eigenen Raum aus. Dem ist jedoch nicht so. Martina Diederich, Irmgard Weber und Katharina Worring haben sich für ihre Ausstellung in Frankenthal ein ganz besonderes Konzept einfallen lassen.    

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Rainer, Ulrike
250 |

Life in the United States - 15

North Carolina: Der arme Staat

Wenn die geografische Lage Schicksal ist, so trifft dies für NORTH CAROLINA ganz besonders zu. North Carolina ist in drei Regionen geteilt - Berge, Vorlandhügel und Küste -, die ihn gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich trennen.

Weshalb man NORTH CAROLINA als die erste WHITE TRASH Kolonie bezeichnen könnte, lesen Sie hier.

 

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SIRI 16
249 |

Depeschen aus der Kapitale - 1

Folge 1

Berlin steht für Weltoffenheit. Berlin steht aber auch für Projekte, die wie zum Beispiel der neue Flughafen nicht fertig werden, oder für eine städtische Bürokratie, die aufreibend langsam ist und schlampig arbeitet.

Auch Kunden des Jobcenters sind von dieser Schlampigkeit betroffen, wie in Folge 1 unserer neuen Serie Depeschen aus der Kapitale berichtet wird.

SIRI wird sich regelmäßig bei uns melden und aus der Hauptstadt berichten.

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Rainer, Ulrike
246 |

Life in the United States - 14

NEW YORK - NEW YORK

Heute, zum 15 Jahrestag von 09/11, erscheint in der Reihe LIFE IN THE UNITED STATES der vierzehnte Beitrag. Und diesmal befasst sich Ulrike Rainer mit NEW YORK - als Stadt und als Staat.

Wenn eins sicher ist, dann dies: Schnelligkeit sowie die Fähigkeit zur Veränderung und zum Wandel sind die herausragenden Eigenschaften in der Geschichte einer faszinierenden Stadt.

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Red.
295 |

#GRUNDRAUSCHEN - Q3/2016

Auch im dritten Quartal 2016 hat es wieder mächtig und ausdrucksstark im Blätterwald und in den Medien gerauscht. Es gilt aber weiterhin der Satz: Nichts ist älter ist als die Zeitung von heute.

Welche Schlagzeilen in unser GRUNDRAUSCHEN aufgenommen wurden, finden Sie hier.

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Dörwald, Uwe
293 |

Der gestohlene Garten

Malerei von Fabian SEYD im Museum Heylshof (Worms)

Die Ausstellung "Malerei von Fabian Seyd", die momentan im Museum Heylshof (Worms) zu sehen ist, ist unser Sommerkulturtipp für regnerische Tage.

Jetzt, da die Nibelungenfestspiele vorbei sind, lohnt sich ein Ausflug ins vermeintlich unscheinbare Museum Heylshof in der Nähe des Wormser Doms, das neben wechselnden Ausstellungen natürlich auch eine sehenswerte Sammlung zu bieten hat.

Die Ausstellung von Fabian Seyd ist noch bis Anfang September 2016 zu besichtigen.

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Klein, Naomi
291 |

Change Everything or Face A Global Katrina

In einem seiner einflussreichsten Essays schrieb Milton Friedman: "only a crisis produces real change". Er meinte damit, dass es darauf ankomme, Krisen als Chancen zu begreifen und für einen tiefgreifenden gesellschaftlichen Umbau zu nutzen. Und mit Umbau war der Umbau hin zu einer neo-liberalen Gesellschaft gemeint.

Die realen Umbauten haben vielen Gesellschaften mit Beginn der Ära Thatcher u.a. den Abbau von sozialen Standards, Verschlechterungen im Bildungs-, Gesundheits- und Rentensystem gebracht. Diese Prozesse beschreibt Naomi Klein in dem hier vorliegenden Beitrag.

Inzwischen scheint angesichts der Einsicht, dass mit wachsender Armut kein oder weniger Wachstum zu generieren ist, auch der IWF umzudenken (Neoliberalism: Oversold? -…

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Hoppe, Felicitas
289 |

ES GAB KEINE SIEGER

KÖPFE ZÄHLEN. Ein Interview zwischen Tilman Spreckelsen und Felicitas Hoppe

Der F.A.Z. Redakteur Tilman Spreckelsen und die Schriftstellerin Felicitas Hoppe führten vor einiger Zeit ein Gespräch zu den Nibelungen, das uns freundlicherweise und anläßlich des Starts der 15. Nibelungen-Festspiele von Felicitas Hoppe zur Verfügung gestellt wurde. Das Gespräch wurde zuerst 2013 in die horen (Heft 252) publiziert.

Es ist, auch was die aktuelle Aufführung in Worms betrifft, erhellend. Denn es thematisiert die Schwierigkeiten in der Auseinandersetzung mit einem großen Stoff der Literatur. Insofern ist dieses Gespräch mehr als eine ideale Ergänzung zu unserer Premierenkritik der 15. Wormser Nibelungen-Festspiele.

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Dörwald, Uwe
287 |

15. NIBELUNGEN-FESTSPIELE IN WORMS

Kein Gold für GOLD

Mit der Premiere am 15.07. starteten die Nibelungen-Festspiele ihr Jubiläumsprogramm.

Mit GOLD. Der Film der Nibelungen bekommen die Besucher in diesem Jahr die zweite Inszenierung unter der Intendants von Nico Hofmann zu sehen. Ob das Theaterstück hält, was das Programmheft verspricht, erfahren sie in unserer Premieren-Kritik.

 

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KINDER MACHEN - KINDERLEICHT?

Die Geschichte der Reproduktionstechnologie

Die Reproduktionstechnologie und -medizin wirft nicht nur Fragen auf, sie polarisiert und verstört zum Teil, andererseits verhilft sie vielen Menschen zur Erfüllung ihres Kinderwunsches.

Andreas Bernard befasst sich mit seinem Buch KINDER MACHEN mit der Vielfalt an Techniken, die es heute möglich machen, dass scheinbar jeder, der unbedingt möchte, auch Kinder bekommen kann - egal wie und egal um welchen Preis.

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Red.
284 |

FELICITAS HOPPE ERHÄLT EHRENDOKTORWÜRDE

Am 06. Juli verlieh die Fakultät Bildung der LEUPHANA UNIVERSITÄT LÜNEBURG Fe­li­ci­tas Hop­pe die Eh­ren­dok­torwürde (Dr. phil. h.c.).

Ausgezeichnet wurde FELICITAS HOPPE>>für ihr Werk in sei­ner her­aus­ra­gen­den li­te­ra­tur­wis­sen­schaft­li­chen, poe­to­lo­gi­schen wie bil­dungs­theo­re­ti­schen Be­deu­tung.

Mit die­ser Eh­ren­pro­mo­ti­on würdigt die Leu­pha­na Uni­ver­sität Lüne­burg erst­ma­lig eine Schrift­stel­le­rin und zu­gleich Wis­sen­schaft­le­rin in ih­rer höchs­ten sprach­li­chen Sou­veränität. Ihr Schrei­ben re­flek­tiert die für Wis­sen­schaft wie Bil­dung glei­cher­maßen re­le­van­ten epis­te­mo­lo­gi­schen Fra­gen nach Wahr­neh­mung und Über­set­zung, Be­we­gung, Ent­wurf und Pra­xis. Ihre Tex­te wur­den…

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SPIEGEL, Sigrid und Günter
282 |

THE FLOATING PIERS

Interesseloses Wohlgefallen für den Augenblick

Ob die Reichstagsverhüllung in Berlin, ob die Wrapped Trees in der Schweiz, ob die Gates in New York oder ob jetzt die FLOATING PIERS - immer sind es Kunstwerke für den Augenblick, die weder Zweck noch Nutzen haben und die von Christo und Jeanne-Claude geschaffen wurden.

Christos jüngstes Projekt THE FLOATING PIERS kann man noch bis zum 3. Juli 2016 am Lago d'Iseo erleben.

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Brose, Thomas
280 |

In der Löwengrube des Lebens

Anmerkungen zum Werk von Hilde Domin

Zu Anfang von Hilde Domins Gedicht Bitte "erscheint es geradezu als anthropologische Konstante, dass der Mensch anonymen Mächten ausgeliefert ist: Er wird in die Löwengrube gestoßen, in den feurigen Schlund geworfen. Nichts an ihm bleibt unversehrt und heil. Mit Haut und Haaren wird der Mensch hinabgerissen in die Tiefe - ein Sog, dem er sich nicht zu entziehen vermag." Aber trotz oder wegen ihrer existenziellen Erfahrungen von Verfolgung, Verlust und Heimatlosigkeit - aktuelle Themen auch heute - findet die Autorin Worte der Hoffnung.

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Dörwald, Uwe
277 |

ZWEI WELTEN

Im Gespräch mit Felicitas Hoppe und Timo Bracht

Die Idee zu einem Gespräch mit Felicitas Hoppe und Timo Bracht kam dadurch zustande, dass es vielleicht Schnittmengen zwischen Prozessen im Leistungssport und beim Schreiben eines neuen Buches gibt, Schnittmengen also zwischen Sport und Literatur.

Beide Welten, die der Literatur und die des Sports, haben Gemeinsamkeiten wie zum Beispiel Ausdauer, Fleiß, Leistungsbereitschaft oder schlicht Leidenschaft für die Sache. Aber auch Einsamkeit ist ein Thema - sowohl beim Schreiben, als auch beim Training.

Was meine Gesprächspartner zu diesen und anderen Themen zu sagen haben, kann man hier lesen.

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Rainer, Ulrike
275 |

Life in the United States - 13

Virginia: Der Stolze

Nicht nur das Pentagon und der Luftwaffenstützpunkt Langley befinden sich in Virginia, sondern auch 9 Armeestützpunkte, 7 der Küstenwache, 13 der Marine/Navy. Wir wissen nur allzu gut, dass das Ende des Kalten Krieges keinen Frieden brachte, und Virginia bleibt weiterhin Heimat eines enormen Militärapparates einschließlich der CIA. Die Kehrseite der Medaille zeigen uns die zahlreichen Gedenkstätten, allen voran Arlington National Cemetery. ....

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Rainer, Ulrike
273 |

Life in the United States - 12

New Hampshire: Der Eigenwillige

LIVE FREE OR DIE - New Hampshire hat viel mehr zu bieten als Granit oder die vier Jahreszeiten: "fast Winter, Winter, immer noch Winter und Straßenbau". Auch nicht der Umstand, dass es in New Hampshire "keine Mehrwertsteuer, keine Sitzgurtpflicht und keine Motorradhelmpflicht" gibt, machen den Staat attraktiv.

Hier und jetzt lesen Sie mehr über die Geschichte New Hampshires, einem relativ kleinen Staat mit einer phantastischen Landschaft.

 

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Red.
271 |

#GRUNDRAUSCHEN - Q2/2016

Es ist wieder Zeit für das GRUNDRAUSCHEN. Im Blätterwald und auch in den sozialen Netzwerken gab es wieder famose und kuriose Überschriften, die hier als Nachhall und Echo ihren Niederschlag finden.

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RoG, Reporter ohne Grenzen
269 |

Im Fadenkreuz

Journalisten weltweit unter zunehmendem Druck

Türkei oder Ägypten oder Syrien - es sind nur traurige Beispiele, die stellvertretend für viele Länder stehen. Journalisten haben weltweit mit zunehmendem Druck und Repressalien zu rechnen. Dies belegen die Recherchen und Zahlen von >>Reporter ohne Grenzen<<.

Auch in Deutschland haben sich die Arbeitsbedingungen verschlechtert bzw. ist das Bedrohungspotential gegenüber Journalisten gewachsen. Dies ist ein Zustand, der nicht hinnehmbar ist: nirgendwo.

Wir danken REPORTER OHNE GRENZEN dafür, dass wir die Beiträge übernehmen konnten; denn wir finden, diese Berichte brauchen eine weite Verbreitung.

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Dörwald, Uwe
267 |

70 Jahre International Court of Justice

Macht ohne Recht ist tyrannisch

Recht ist manchmal eine trockene, immer aber eine wichtige Angelegenheit. Recht und Rechtsstaatlichkeit sind ebenso existenziell für das Zusammenleben von Nationen wie von Privatpersonen.

Dies wurde in der feierlichen Sitzung zum 70. Jubiläum des Internationalen Gerichtshofes am 20. April 2016 im Friedenspalast, Den Haag, deutlich.

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Mausfeld, Rainer
265 |

Warum schweigen die Lämmer?

Der Vortrag von Rainer Mausfeld (Universität Kiel) zeigt, welche Strategien und Techniken manipulativer Art in unserer Gesellschaft wirkmächtig sind, um echte Demokratie nicht entstehen zu lassen. Er zeigt, wie diese Techniken zum Beispiel des Meinungsmanagements funktionieren.

Er zeigt aber auch, dass das Wissen um diese offenen und subtil verdeckten Strukturen wichtig ist und dass eine Abwehr indoktrinärer Strukturen (innerhalb der Gesellschaft) darin besteht, dass "wir uns entschließen, uns unseres Verstandes zu bedienen und unsere induzierte moralische Apathie überwinden, und nicht mehr bereit sind, die Illusion der Informiertheit, die Illusion der Demokratie, die Illusion der Freiheit ... " hinzunehmen.

 

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Dimmers, Jan
263 |

Interview mit HEINRICH HEINE

Über die Bedeutung des Lachens in unserer Zeit

" ... Für die heutige Zeit ergibt sich eine wichtige Warnung. Ihr glaubt an die Demokratie, aber man kann die Demokratie nicht in ein Land hineinbombadieren. Das ist die Komödie, die man im Westen mit sich selbst und auch mit anderen spielt. Man spielt den Welterzieher und man vergisst, dass nichts komischer anmutet als die Erziehungsansprüche selbst. ... "

" ... Donald Trump und die Wutbürgerphilisterei ohne Humor hinter ihm macht mir Angst. Es ist die unheimliche Kombination des Komischen und des Mangels an Humor, der vielen Diktatoren anhaftet. ... Überall in der Welt hat Trump und besonders auch seine Mentalität Doppelgänger. ... "

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Dörwald, Uwe
261 |

Leben ist das Problem

Jedes Buch ist ein aufgeschobener Selbstmord

Anstelle eines Nachrufs zum heutigen Tod des Literatur-Nobelpreisträgers (2002) Imre Kertész bringen wir eine Kritik aus dem Jahr 1993, die anläßlich der Veröffentlichung der deutschen Übersetzung seines Galeerentagebuchs in der Rheinpfalz erschienen ist. Was seinerzeit zu Kertesz gesagt wurde, gilt heute erst recht.

Kertész' Stimme wird in Erinnerung bleiben. Er hinterläßt ein großes Werk in der Geschichte der Weltliteratur.

 

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Brose, Thomas
259 |

Auf der Höhe der Zeit?

Krieg und Frieden im "Hochland" 1914 - 1918

"Hochland" - unter diesem Titel erschien im Oktober 1903 die erste Ausgabe einer Münchener "Monatsschrift für alle Gebiete des Wissens, der Literatur und Kunst". Ihr Gründer und langjähriger Chefredakteur war Carl Muth, der das Periodikum bis zum Verbot durch das NS-Regime im Jahr 1941 auch herausgab.

Unter Muths Federführung entwickelte die Zeitschrift einen offenen, essayistischen und interdisziplinären Publikationsstil ...

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Rainer, Ulrike
257 |

Life in the United States - 11

South Carolina: Der Abtrünnige

Vor der Revolution war South Carolina eine der, wenn nicht die reichste Kolonie. So sah es zumindest für die obersten Fünftausend aus einer Bevölkerung von 20.000 Weißen aus. Der Gouverneur James Glen schätzte, daß weitere 5000 sich “mancher der Bequemlichkeiten des Lebens” erfreuen, 10.000 “das Notwendigste” und 5000 bis 6000 “kaum ihr Auskommen” haben. Die Reichen wie Gabriel Manigault, Charles Pickney, Andrew Rutledge und Henry Laurens äfften den Lebensstil des englischen Landadels nach. Besucher der Kolonie fanden die Menschen unverantwortlich und vergnügungssüchtig. 

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Kiss, Endre
255 |

Von der Omnipotenz der ethischen Wertung

Nietzsches Luther-Interpretation

Die ethische Wertung leitet in Nietzsches Augen das menschliche Verhalten. Sie hat deshalb Konsequenzen, die auf Leben und Tod gehen. Somit hat ethische Wertung auch eine unvergleichliche Verantwortung.

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Dörwald, Uwe
253 |

Transformationsprozesse

Teil 1 - Arbeit

Wir leben in einer Zeit der vielfältigen Transformationen, in der ein Befund klar zu sein scheint: Die Finanzmärkte geben den Takt in den meisten Gesellschaften und in der Politik vor. Das Stichwort hier heißt: Ökonomisierung des Politischen.

Im Zuge dieses Prozesses werden soziale Errungenschaften abgeschafft oder ausgehöhlt, Kosten sozialisiert und Gewinne privatisiert. In der Massendemokratie hat die Sorge um die Wirtschaft Priorität und es geht mehr um Konsum als um Werte.

 

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Red.
251 |

#GRUNDRAUSCHEN - Q1/2016

DADA zum Hundertsten

Unter dem Hashtag Grundrauschen bringen wir immer zur Quartalsmitte einen Zusammenschnitt von Mediensplittern, die uns ins Auge gefallen sind.

Das Grundrauschen des 1.ten Quartals in 2016 steht aber auch noch unter einem anderen Stern. In dieser Woche wird DADA 100 Jahre alt und das wollen wir auf unsere Weise würdigen.

Happy Birthday - DADA

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Dörwald, Uwe
248 |

Vom Foto zum Bild

Jeder ist ein Knipser, aber nicht jede eine Malerin - Ein Atelierbesuch bei Martina Diederich

Der Umgang mit dem Material, das handwerkliche Können, die Bildidee, die Größe einer begrenzten Fläche, die Wahl der Farben und des Motivs sowie der Wille zur Form - all diese Dinge sind mit entscheidend dafür, ob am Ende ein Bild entsteht, bei dem man von Schönheit oder von Kunst sprechen kann.

Die (großformatigen) Gemälde von Martina Diederich aus Trier jedenfalls berühren auf eigene und spezielle Weise. Sie herauszuheben kann kein Fehler sein.

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Perina, Jitka
247 |

Die Frage nach der Wirklichkeit

Karen Gloy zeichnet das Realitätsproblem auf und stellt die Fragen: Was ist wirklich? Gibt es nur eine einzige Wirklichkeit? Welches ist die Beziehung der Vorstellung von der Welt zur realen Welt? Ob und unter welchen Bedingungen können sich unsere Vorstellungen überhaupt auf reale Objekte beziehen? Alle Menschen haben nicht die gleiche Wahrnehmung und sehen die einzelnen Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven. Der Multiperspektivismus betrifft nicht nur das Einzelne, sondern die Welt im Ganzen.

 

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Hurm, Gerd
245 |

Die Rhetorik des Details

Barthes, Brecht und die epochale Fotoausstellung >>The Family of Man<<

In unserem Beitrag 214 haben wir die Ausstellung The Family of Man in Luxemburg vorgestellt. In dem hier ko-publizierten Beitrag von Gerd Hurm (Amerikanistik / Universität Trier) wird anhand eines Teils der Rezeptiongeschichte noch einmal der Stellenwert und die herausragende Bedeutung der von Edward Steichen initiierten Ausstellung, die um die Welt ging, deutlich.

Wir danken dem Autor und dem Wissenschaftlichen Verlag Trier für die freundliche Genehmigung, den Beitrag auf schwarz-auf-weiss publizieren zu können.

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Rainer, Ulrike
244 |

Life in the United States - 10

Maryland: Zwischen Nord und Süd

Der zehnte Beitrag zu unserer Reihe Life in the United States beschäftigt sich mit Maryland, dem Staat zwischen Nord und Süd. Sichtbar wird in dem Beitrag von Ulrike Rainer, dass Geschichte immer gegenwärtig ist. Insbesondere betrifft dies den gesellschaftlichen Umgang mit Einwanderern. In dieser Hinsicht hat der Beitrag auch einen Bezug zu unserer Gegenwart.

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Dörwald, Uwe
243 |

ALTE MEISTER IN ROTTERDAM

van Bosch tot Bruegel

Noch bis Mitte Januar 2016 findet in Rotterdam, im Museum Boijmans Van Beuningen, die Ausstellung From Bosch to Bruegel - Uncovering Everday Life statt. Diese Ausstellung ist in doppelter Hinsicht bemerkenswert, einerseits weil die Alten Meister schon an sich sehenswert sind und andererseits weil einige der in Rotterdam gezeigten Gemälde Leihgaben aus Brüssel (Museum der schönen Künste), Paris (Louvre) und aus Madrid (Prado) sind, die Zusammenstellung der in der Ausstellung versammelten Gemälde also einzigartig ist. - van BOSCH tot BRUEGEL ist also in jeder Hinsicht empfehlenswert.

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Red.
242 |

#GRUNDRAUSCHEN

Der Apparat der sozialen Medien und der Massenmedien läuft und er hält zum "Nulldenken" (A. Glucksmann) an. Das Grundrauschen, ein Wort, das uns in den letzten Tagen häufiger begegnete, ist eine kleine Darstellung wert, mit einem Null-Text, der Dringlichkeit vorgaukelt und die narzißtische Tendenz des sozialen Mediums facebook in einer Momentaufnahme zeigt. Aufgereiht zu einem Textblock zeigen einzelne Postings in ihrem unverbundenen Nebeneinander das Grundauschen auf dem Rummelplatz der Kommunikation: Der Welttoilettentag steht neben dem Welttag der Philosophie und ein antikes Epos ist in 15 Minuten zu haben.

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Dörwald, Uwe
241 |

FAMILY OF MAN

SCHLOSS CLERVAUX in Luxemburg - ein HIDDEN CHAMPION der Museumslandschaft

Gelegenheiten muss man beim Schopfe packen.

Anke Reitz, die Hüterin der fotografischen Sammlung The Family of Man führte uns - Felicitas Hoppe (Schriftstellerin), Gerd Hurm (Amerikanistik Professor aus Trier), der sich stark für die Sammlung engagiert, und mich - in der vergangenen Woche durch die historische Foto-Ausstellung Family of Man, die prominent, wenn auch etwas abseits von den großen Kunst-Metropolen, im Schloss von Clervaux (Luxemburg) eine Bleibe auf Dauer gefunden hat.

Der Besuch der Ausstellung (Weltdokumentenerbe der UNESCO) mit ihren fast 500 (schwarz/weiß) Fotografien ist nicht nur für uns von schwarz-auf-weiss ein Muss, sondern für jeden, der sich mit der Fotografie und ihrer Geschichte beschäftigt.

Einige Worte und…

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Dörwald, Lukas
227 |

Heiß, kalt, sandig, eisig, riesig

Ein Blick auf die Wüsten dieser Welt

"Die größte Sehenswürdigkeit, die es gibt, ist die Welt - sieh sie dir an!" schrieb der Schriftsteller Kurt Tucholsky. Der Fotograf und Geograph Michael Martin kommt dieser Aufforderung seit über 30 Jahren nach und liefert nun mit seinem neuen Bildband "Planet Wüste" einen faszinierenden Blick auf die Wüsten dieser Welt.

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Jana Müller (Fotos) und Felicitas Hoppe (Text)
224 |

3668Ilfpetrow: Ein Kleinplanet reist weiter (4)

Letzte Lieferung

Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten ist eine Gerade.

In diesem Sinne hätte der Weg unserer die USA bereisenden Künstlergruppe zwischen Boston und New York auch kürzer sein können. Künstler aber benötigen Erfahrungen und Eindrücke, um etwas gestalten zu können. So entstand auf den Spuren des russischen Journalisten-Duos Ilf und Petrow die Idee, die historische Route nachzureisen.

Hier nun der letzte Stand der Reise - kurz vor Kirch und Turm.

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
221 |

Ein Ort der Stille

Der JAPANISCHE GARTEN in Kaiserslautern

Wenn man sich auch nur ein wenig für Gartenkultur interessiert, dann ist ein Besuch in diesem Garten ein MUSS! Der Garten besticht durch einen alten Baumbestand und das formgebende minimalistische Konzept japanischer Gärten: ZEN-Garten und Teehaus laden ein zur Besinnung.

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Dörwald, Lukas
219 |

Wie Enten hausen

Elvis Ducksley lässt es schnattern

Wer Gequake, Gewatschel und Geschnatter mag und wer wissen will, was die ENTE für die Welt bedeutet, dem sei der Besuch der DUCKOMENTA im Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim wärmstens empfohlen.

Auf geht's ! Quak !

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Jana Müller und Felicitas Hoppe
216 |

3668Ilfpetrow: Ein Kleinplanet reist weiter (3)

OVER THE HILL

Die als Kleinplanet Reisenden haben uns ein UPDATE ihrer USA-Reise geschickt.

Erfahren Sie mehr über den Kilometerstand und die Stationen der Reise. Diesmal mit wunderbaren Fotos der KünstlerinJana Müller, deren Arbeiten und Webseite wir an dieser Stelle empfehlen wollen.

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213 |

Ein Fest für das Auge

Farbe, Form und Licht. Ein Atelierbesuch bei Katharina Worring

Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit. Kunst regt zum Denken an. Kunst bereichert unser Leben. Kunst bringt Farbe ins Sein. Kunst entfaltet ihre Wirkung im Auge des Betrachters. Kunst ist abstrakt, figurativ, konkret, realistisch und vieles andere mehr wurde schon über Kunst gesagt.

Wir wollen hier nicht (er)klären, was Kunst ist. Wir wollen kurz eine Malerin vorstellen, die uns beeindruckt (hat) und der wir mehr Bekanntheit wünschen.

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Felicitas Hoppe und Uwe Dörwald
211 |

3668Ilfpetrow: Ein Kleinplanet reist weiter (2)

HOPPE meets GRETZKY

This is the road and we are still on it: 3668 IlfPetrow ist inzwischen von Boston nach Kanada weitergereist und, nach einem Stop in Montreal, in Brantford (Ontario) bei Hoppes Traumschwiegervater Walter Gretzky gelandet ...

Erfahren Sie mehr über die reale Reise in Texten und Bildern.

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Neudeck, Rupert
209 |

Wie Politik und Wirtschaft das Klima anheizen, Natur vernichten und Armut produzieren

"Aus kontrolliertem Raubbau"

Zu Beginn des Buches sagt die Autorin, wie verlogen die Bilanz in Sachen „Nachhaltigkeitsexzellenz“ aussieht. „Zwischen 2004 und 2012 hat Deutschland den Transport von Waren mit dem Flugzeug, dem klimaschädlichsten Fortbewegungsmittel, um mehr als 50 Prozent gesteigert. Der Export der deutschen Industrie ist zwischen 2007 bis 2013 auf 43 (von 35) Prozent gestiegen, parallel dazu natürlich der CO2 Ausstoß. Die neue Zauberformel heiße „Green Economy“. Die Idee wurde geboren, „Wachstum und Naturverbrauch mit Hilfe neuer Technologien zu entkoppeln“.

Das Buch zeigt, wie diese Formen der neuen technologischen Versuchungen alle gescheitert sind und scheitern werden. 

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Hoppe, Felicitas
206 |

3668 Ilfpetrow: Ein Kleinplanet geht online

Imperien schauen sich an: Das eingeschossige Amerika

schwarz-auf-weiss begleitet in den nächsten Wochen eine nicht alltägliche Reise durch die USA mit Texten und Bildern. 

»3668 IlfPetrow« heißt ein geheimnisvoller, von der sowjetischen Astronomin Ljudmila Georgijewna Karatschkina entdeckter Kleinplanet, getauft auf die Namen des Schriftstellerduos Ilja Ilf und Jewgeni Petrow, die Mitte der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts, auf dem Höhepunkt des stalinistischen Terrors und der Great Depression, im Auftrag der Prawda vier Monate lang die USA bereisten. Unter dem Titel »Das eingeschossige Amerika« haben die beiden Satiriker einen faszinierenden Reisebericht in Wort und Bild verfasst.

80 Jahre später tritt die Schriftstellerin Felicitas Hoppe, zusammen mit den bildenden Künstlern Alexej…

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
203 |

Schön vermessen oder Die Gnade der frühen Geburt

Selfies und Apps

Alles, was nicht gemessen wird, ist nicht. Das Schöne an den Zahlen ist ihre Objektivierbarkeit. Bei den Soziologen heißt dieses Phänomen Objektivierungs-Suggestion. Es wird der Eindruck erweckt, dass die numerische Darstellung einen höheren Wahrheitsgehalt hat, also verlässlicher ist als das, was wir wahrnehmen, empfinden und fühlen, ohne daraus ableitbare Daten generieren zu können. Außerdem erzeugt dieser Blick auf die eigenen Daten eine Distanz zum eigenen Körper. Alles geht in eine distanzierte Selbstbetrachtung über, garniert durch eine umfangreiche Sammlung von Selfies, die die visuelle Kontrollinstanz zu den Daten darstellt.

Wozu findet diese Selbstoptimierung überhaupt statt? Wir wissen, dass der Mensch den Vergleich zu seinen…

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Brose, Thomas
201 |

Im Leben geht mancher Schuss daneben

"Der Freischütz" am Erfurter Dom als Plädoyer für "Fehlerfreundlichkeit"

Sommer ist Festspielzeit. Bayreuth mit Wagner oder Salzburg mit Mozart sind die großen Highlights.

Doch auch kleinere Festspielorte haben sommerliche Unterhaltung zu bieten. So wie Leuk mit der kurzweiligen Operette "Die Zirkusprinzessin" oder die Nibelungenstadt Worms mit dem Stück "Gemetzel". Neben dem Unterhaltungswert der Festspiele spielt natürlich die touristische Vermarktung eine große Rolle. Manchmal fragt sich der geneigte Zuschauer, ob das Beiprogramm wichtiger ist als das Stück selbst. In jedem Fall sind die Kulissen sehenswert: egal ob es sich um die Burg in Leuk, den Dom in Worms oder den Dom in Erfurt handelt.

Eine Aufführung der Oper "Der Freischütz" von Carl Maria von Weber nimmt Thomas Brose zum Anlass, sich über die Zerb…

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Dörwald, Uwe
199 |

Klimawandel global

Die Kohle muss im Boden bleiben

Am 7. August 2015 veröffentlichte die Nachrichtenagentur Reuters einen Beitrag zum Thema Klimawandel mit dem Titel „The reality of global warming: We’re all frogs in a pot of slowly boiling water“. Darin finden sich Fakten wie zum Beispiel die bis jetzt messbare Erwärmung, der langfristige Trend der Temperaturentwicklung an Land und über dem Wasser sowie eine Statistik über die wärmsten Jahre seit 1880. Roz Pidcock stellt in seinem Beitrag fest „it’s clear that as temperature rises, so do the risks“ und er kommt zu dem Schluss: „The science is solid enough that whatever we choose, we can’t tell future generations that we didn’t know the risks (of global warming).“

In der gleichen Woche, in der Reuters seinen Artikel publizierte, war der…

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
198 |

Die Durchsichtigen

Lebenskünstler in Luanda

Phantastisch - träumerisch - ironisch und poetisch zugleich.

So präsentiert sich Ondjakis Roman Die Durchsichtigen, der dem europäischen Leser durch die Beschreibung des Lebens in Luanda ein Stück von Afrika zeigt.

Satellitenstädte und Hochhaussiedlungen prägen maßgeblich das Bild von Luanda. Die Bewohner der Stadt und der vertikalen Armensiedlungen haben mit den Widrigkeiten des Alltags zu kämpfen und teilen ihre Sorgen und Nöte.

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Dörwald, Uwe
197 |

STAHL UND KUNST

Zeitgenössische Kunst in einem Industriedenkmal

Industriekultur hat ihren ganz eigenen Charme. Auch den der Worte; denn was Hund, Fuchs und Ofensau im Kontext eines Hüttenwerks bedeuten, weiß heute kaum noch jemand. ...

Eines dieser großen und rostigen Industriedenkmäler der Stahlindustrie, die Völklinger Hütte, ist Unesco Weltkulturerbe und richtet seit 2011 alle zwei Jahre auf dem Gelände der Hütte die UrbanArt Biennale aus. Kunst und Industriedenkmal verbinden sich an der Saar zu einem einmaligen Ensemble, das zu einem Besuch des Hüttenwerks und zu einer Kunstentdeckungsreise einlädt.

 

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Dörwald, Uwe
196 |

Ein Lob des Handwerks

Warum Manufakturen wichtig sind

Es ist sicher möglich, ohne Hingabe durchs Leben zu kommen. Ob ein Leben ohne Hingabe und ohne Leidenschaft für eine Sache am Ende aber glücklich macht, bleibt zumindest fraglich.

Der Bereich des Handwerks, der Manufakturen, die spezielle Produkte herstellen können, ist einer, in dem Hingabe und Leidenschaft noch einen Wert darstellen. Diese Manufakturen, in denen bedingungslos Qualität vor Quantität geht, zu fördern, kann eine lohnenswerte und erfüllende Aufgabe für Unternehmer sein.

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Rainer, Ulrike
194 |

Life in the United States - 9

Massachusetts: Der Rebellische

Wir wissen bereits, welche wichtige Rolle Massachusetts im Revolutionskrieg spielte. Die berühmt-berüchtigte Boston Tea Party war erst der Anfang. Ihre 180 Teilnehmer würden heute manche als Hooligans bezeichnen, denn zwei Drittel von ihnen waren unter zwanzig Jahren und nicht unbedingt an größeren politischen Zusammenhängen interessiert.  Die Verkleidung einiger als Indianer war nicht dazu gedacht, den Eingeborenen die Tat in die Schuhe zu schieben, sondern diente dem Selbstschutz. Das Zerstören von Tee fiel unter die Rubrik Hochverrat und darauf stand die Todesstrafe. Zwei der Anführer, John Adams und sein Cousin Samuel Adams, sind uns schon bekannt. John Adams, später der zweite Präsident der vereinigten Kolonien, war zusammen mit John…

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Dörwald, Uwe
195 |

Statt eines Nachrufs auf Günter Grass

Die wirkmächtige Stimme Oskar Matzeraths aus der BLECHTROMMEL, die Kochrezepte aus dem BUTT, manche politischen Statements und Einwürfe, einige Gedichte und ausgewählte Stiche werden sicher in Erinnerung bleiben.

Statt eines Nachrufs auf einen großen Erzähler bringen wir drei alte Rezensionen, die u.a. in der RHEINPFALZ publiziert wurden.

Günter Grass war für mich als Schüler ein Auslöser, mich überhaupt mit so etwas wie Literatur zu befassen.

 

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Die heilige Jungfrau vom Nil kann keine Wunder

Ein Guckloch in afrikanische Geschichte

Von Anfang an durchzieht den Roman, wie eine unheilvolle Ahnung, die Geschichte Ruandas, die sich nicht ablegen lässt, die sich nicht heilen lässt, die nicht zur Ruhe kommen will und die für Außenstehende vielleicht auch niemals verständlich wird.

 

 

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Brose, Thomas
192 |

Günter de Bruyn

Im Spannungsfeld von Literatur, Macht und Wahrheit

Warum im Jahr 2015 ein Beitrag zu Günter de Bruyn? Das kann man sich fragen. Die Antwort scheint einfach. Günter de Bruyn stellt wichtige Fragen, die auch heute Geltung haben.

- Wie reagiert man auf politische Heilsversprechen, die es immer geben wird?

- Welche Denkverbote halten uns (auch heute) von Reformen ab?

- Wie gegenwärtig sind autoritär vorgeprägte Charaktere (in der Gesellschaft, in Institutionen, in Firmen, etc.), die mit Gesten der Machtanbetung und Untertanen-Mentalität auf Machtstrukturen reagieren?

Thomas BROSE macht am Beispiel Günter de Bruyns klar, das Spannungsfeld aus Literatur, Macht und Wahrheit ist immer eines der Gegenwart.

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SCHROM, Michael
191 |

Die schwarze Taube über Paris

"Unterwerfung" - eine politische Fiktion

>>Am selben Tag, an dem das Buch in Paris vorgestellt wurde, ermordeten Dschihadisten viele Redakteure und Karikaturisten von "Charlie Hebdo". Houellebecq selbst steht unter Polizeischutz. Der vom Autor stets bestrittene Vorwurf, "Unterwerfung" sei ein islamophobes Werk, ist nicht haltbar.

Es gibt keine gotteslästerlichen Passagen, keinen Satz über Mohammed, dafür umso mehr kritische Anfragen an die säkulare laizistische Gesellschaft des Westens hinsichtlich ihres Umgangs mit dem kulturellen und christlichen Europa.<<

Wir danken Michael SCHROM und der Wochenzeitschrift CHRIST IN DER GEGENWART für die Abdruckgenehmigung. Der hier publizierte Text ist im Original erscheinen in:

Nr.7/2015, Freiburg i.Br., www.christ-in-der-gegenwart.de

 

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Dörwald, Uwe
190 |

FOTOS VOM KRIEG

>>AT WAR<< - Fotos von Anja Niedringhaus im Museum Pfalzgalerie in Kaiserslautern

Fotografien spielen in unserer bildorientierten und von Bildern besessenen Welt eine immer größere Rolle. Auf der einen Seite zurecht, weil unsere Erinnerung Bilder braucht, damit sie nicht blass bleibt; auf der anderen Seite ist ein Bild für sich allein nicht immer aussagekräftig. Erst der Text, der das Foto in einen zeitlichen und räumlichen Zusammenhang stellt, erschließt den Kontext des Augenblicks.

Mit Fotografien kann man beschönigen und lügen und man kann darstellen und zeigen, was ist. Bilder erzählen Geschichten.

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Redaktion
189 |

Mission Statement

Anschläge wie auf "Charlie Hebdo" haben das Ziel, einen freien Geist und die Toleranz zu vernichten sowie Angst zu schüren. Wir wollen und werden unser Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit nicht aufgeben.

Deshalb stehen wir für die Freiheit des Wortes und des Publizierens ein.

Wir unterstützen die Kampagne zur Pressefreiheit der Zeitschriftenverleger sowie die Solidaritätsaktion "Wir sind Charlie" des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels.

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Brose, Thomas
188 |

METROPOLIS als Dokument der Moderne

Über Glaube, Gesellschaft und Großstadtleben

Metropolis, der berühmteste aller deutschen Filme, ist ein einzigartiges Dokument der Moderne. Er inszeniert eine Zukunftswelt, bezieht sich im Kern jedoch auf die jüdisch-christliche Tradition und zeigt dabei, dass sich das Schicksal urbaner Ballungsräume und Agglomerationen nicht zuletzt im ethisch-religiösen Bereich entscheidet. In den Megacitys von heute und morgen geht es ums Ganze.

Wie ein Magnet hat der Film Metropolis die geistigen Energien einer ganzen Epoche an sich gezogen, miteinander reagieren lassen und dabei die Vision einer gewaltigen Megalopolis hervorgebracht. In ihr ragen Wolkenkratzer gen Himmel, Flugzeuge kreisen über der City, Autos durchfluten die Straßen, Hochbahnen schlängeln sich über gewagte…

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Dörwald, Uwe
187 |

Digitalien wird überbewertet

Besprechung zu Valentin Groebner: Wissenschaftssprache digital.

"... diejenigen, die frei sind, reden nicht davon. Die machen einfach ihr Zeug."

Mit diesem Statement endet das Buch von Valentin Groebner, der sich als Historiker und damit aus einer Langzeitperspektive mit dem Nachteil und Nutzen der digitalen Informationskanäle befasst. Dabei wirft er immer auch einen Blick auf das Verhalten der Nutzer und auf den Weg der Informationsgewinnung im Netz.

Und er zeigt, dass die Minimierung der Informationsgewinnungskosten durch den Gebrauch der digitalen Informationskanäle ein nicht eingelöstes Versprechen einer neuen Technologie ist.

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Rainer, Ulrike
186 |

Life in the United States - 8

Connecticut - der erfinderische Staat

Vielleicht ist es das extrem launische Wetter, das für den sprichwörtlichen Erfindergeist der Connecticut Yankees verantwortlich ist, wie schon Mark Twain feststellte.

Wir haben es auf alle Fälle mit einem Staat zu tun, in dem ein gutes Klima für Erfinder zu herrschen scheint. Erwähnt seien Goodyear (Reifen), William Gray (Münztelefon) oder die Herren Smithand Wesson.

Connecticut ist ein Staat, der gut am Flugzeug-, Hubschrauber und U-Boot verdient(e).

Und im Bildungssektor ist die YALE UNIVERSITY in New Haven eine Art Leuchtturm.

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Dimmers, Jan
185 |

Auf der Suche nach der verlorenen Unschuld

Über DER FALL von Albert Camus

"Als Mitarbeiter aus den Niederlanden schreibe ich jetzt über DER FALL von Albert Camus. Der Grund dafür ist, dass das Buch in Amsterdam spielt. Ich wohne dort seit 42 Jahren. Im Buch wird Amsterdam mit Dantes Hölle verglichen. Höchste Zeit also für eine Auseinandersetzung. - Die beste Gelegenheit dazu ist der 10.te Geburtstag von schwarz-auf-weiss"

Mit diesen Worten beginnt Jan Dimmers seinen Essay zu Camus, aus dem wir neben anderen Erkenntnissen auch die entnehmen, dass ein Wachloder ein Lichtblick in der Düsternis des Lebens sein kann und dass man in der Kneipe anders redet als im Auditorium.

Texte sind also nicht nur für (altkluge) Literaturkritiker, sondern in erster Linie für Leser da.

 

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
184 |

WEIT VOM STAMM

Wenn Kinder ganz anders als ihre Eltern sind

In WEIT VOM STAMM befasst sich Solomon in zehn Kapiteln ausführlich mit zehn unterschiedlichen Formen der Andersartigkeit von Kindern und damit, wie Familien mit dieser zurecht kommen.

Gehörlosigkeit, Kleinwuchs, Down-Syndrom, Autismus, Schizophrenie, Behinderung, Wunderkinder, Vergewaltigung, Kriminalität und Transgender sind die Phänomene, die eingehend und in ihrer Vielfalt beschrieben werden.

Durch die genauen und offenen Berichte werden die Behinderungen erlebbar und machen uns, als Leser, bescheidener, scheint doch ein gesundes Leben plötzlich äußerst leicht.

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Hoppe, Felicitas
183 |

Vergissmeinnicht

Vom Bleiben und Verschwinden im digitalen Zeitalter

„Ich bin dann mal weg!“ Davon träumt im Sommer kurzfristig jeder. Aber auch der Sommer hält längst nicht mehr, was er verspricht. Sommerpause, Sommerfrische, Sommerhäuser und Sommergäste – das alles ist, falls es jemals mehr war, inzwischen schöne Literatur geworden. Dort allerdings, in der Nische des Schönen, haben die alten Phantasien vom guten bürgerlichen Leben nach wie vor Hochkonjunktur.

Denn sie beflügeln unseren Wunsch nach dem richtigen Dasein, unsere Vorstellung von Freiheit und Atemholen, von Eigenleben und Privatsphäre, unseren Glauben daran, es wäre noch möglich, einfach die Läden herunterzulassen, sich aus dem Staub zu machen, um ans Meer, in die Berge, ins Umland zu verschwinden. Endlich ungestört sein, kurzfristig für…

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Rainer, Ulrike
182 |

Life in the United States - 7

Imperium des Südens: Georgia

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart versuchte man mit ziemlichem Erfolg, den Staat, in dem die Landwirtschaft vorherrschte, zu modernisieren. Die Häfen Savannah und Brunswick wurden erneuert.  Militärstützpunkte sind gut für das Geschäft. Der 1980 fertiggestellte William B. Hartsfield Internationale Flughafen  und das World Congress Center locken Menschen aus aller Welt an. Billige Immobilien und niedrige Steuern taten das ihre. Atlanta wurde zur Metropole für Versicherungen, Makler und Banken. 1996 war die Stadt stolzer Gastgeber der Olympischen Sommerspiele.

2008 gingen die 16 Wahlmänner an John McCain und 2012 an Mitt Romney. Für einen schwarzen Präsidenten reichte es eben doch noch nicht.

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Hoppe, Felicitas
181 |

The German Tragic

Über Rattenfänger, Helden und Heilige

Am 13.03.2014 hielt Felicitas HOPPE am GOETHE-INSTITUT in BOSTON die Keynote Address zum Auftakt der Konferenz "Tragedy and the Tragic in German Literature, Art, and Thought."

Das Buch 'The German Tragic' erscheint voraussichtlich im Herbst 2014 bei CANDEM HOUSE. Herausgeber des Buches sind Steven Dowden und Thomas Quinn.

Der hier publizierte deutsche Text der KEYNOTE ADDRESS von Felicitas HOPPE erscheint im Buch in der englischen Übersetzung von Steven Dowden.

Was die Büchner-Preisträgerin 2012 zum Tragischen zu sagen hat, lesen Sie jetzt bei uns.

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Schulte, Christoph
240 |

Die Lehrmeisterin

Was ergibt sich für uns heute aus den Erfahrungen der Geschichte(n)?

Christoph Schulte geht der Frage nach, ob und wie wir aus den Erfahrungen der Geschichte lernen (können). Nutzen uns Vergleiche mit früher überhaupt, um heute verantwortlich handeln zu können? Gibt es überhaupt die "Geschichte an und für sich"? Geschichte wiederholt sich nicht, Geschichte ist Vergangenheit. Trotzdem wird Geschichte immer wieder neu und auch in Bezug auf die Gegenwart (aus)gedeutet. Was ist, wenn Geschichte eine Modelliermasse ist? Wie verlässlich ist sie dann noch und kann man aus ihr lernen?

Mit freundlicher Genehmigung von Christ in der Gegenwart und Christoph Schulte bringen wir den Beitrag "Die Lehrmeisterin".

Quelle: CHRIST IN DER GEGENWART (Nr. 8/2014, www.christ-in-der-gegenwart.de)

 

 

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Egert, Andreas
239 |

Von der Historie des aphoristischen Denkens

Zur Gattungsproblematik des Aphorismus

Der Aphorismus als [...] Stiefkind der literarischen Gattungen, als ästhetischer Wider-Spruch, gerät [...] immer weiter unter die Räder einer fortschreitenden intellektuellen Bankrotterklärung, bei der eine nahezu barbarische Forschungsspezialisierung  nicht mehr über bloße Einzelinteressen und Froschperspektiven herauskommt, im Nützlichkeitsdenken befangen bleibt und folgerichtig unter dem Diktat des homo oeconomicus darbt:

wo Universitäten waren, sind nur noch Fachhochschulen, wo Bildung war, ist nur noch Ausbildung, wo Journalismus war, ist PR oder IR (heute noch wichtiger: investors relationships), wo literarische Gattungen waren, ist nur noch der Roman.

Hier leistet der Aphoristiker auch über seinen Zenit hinaus Widerstand und hält…

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Rainer, Ulrike
238 |

Life in the United States - 6

Der Geteilte: New Jersey

Wie sieht es mit New Jersey heute aus? - Nehmen wir einfach den Pendlerzug vom westlich gelegenen Morristown für ungefähr eine Stunde Fahrt bis zur Pennsylvania Station in Manhattan. Die Passagiere sind solide Mittelklasse, Schüler von Privatschulen, Professoren, Geschäftsleute, ab und zu das dunkle Gesicht eines Kindermädchens aus Jamaica oder des Gärtners aus Guatemala. Auch in den folgenden Städtchen Convent Station, Madison, Chatham und Summit herrschen  Einfamilienhäuser vor. In den gepflegten Gärten wachsen Eichen, Ahorn, wilde Apfelbäume mit ihren zarten Frühlingsblüten, Buchen, Rhododendren und Azaleen. Im Vorbeifahren kurze Blicke auf alte Villen und Güter aus dem 19. Jahrhundert, die damals von Großindustriellen gebaut wurden und…

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Rainer, Ulrike
237 |

Life in the United States - 5

Der Reiche: Pennsylvania - Vom Reichtum zum Rostgürtel

Die Behandlung, die die Einheimischen von den Einwanderern erfuhren, verlief in all den Kolonien auf ähnlich deprimierende Weise.typo3/ Der uns bereits bekannte Quaker William Penn war die Ausnahme, indem er mit den Indianern verhandelte und Land kaufte, aber seine Nachfahren waren weitaus skrupelloser. Auch als Gründer Philadelphias, der größten und reichsten Stadt der Kolonien, trat er schon in Erscheinung.

Gesegnet mit fruchtbarer Erde und Bodenschätzen wurde der Staat während der Kolonialperiode und bis spät ins 19. Jahrhunderts beliebtes Ziel der Europäer. Obwohl ursprünglich die meisten immer noch aus den angelsächsischen Ländern kamen, war anfänglich die zweitgrößte Gruppe aus dem deutschsprachigen Raum. Sie kamen aus Baden-Württemberg,…

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Gloy, Karen
236 |

Albert Camus und das Absurde

Zum hundertsten Geburtstag von A. Camus

Camus, der als einer der bekanntesten und bedeutendsten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts gilt und der 1957 für sein publizistisches Gesamtwerk den Nobelpreis für Literatur erhielt, wäre am 7. November in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden.

Das Absurde, die (permanente) Revolte und der Gedanke, dass Sisyphos ein glücklicher Mensch gewesen sein muss, sind die Schlagworte, die man direkt mit Camus in Verbindung bringt, neben den Fotos, die manchmal an James Dean erinnern.

Dass der Mythos des Sisyphos kein bloßer Kommentar zu Der Fremde, sondern auch heute noch ein äußerst aktueller Text ist, diesen Gedanken verfolgt die Luzerner Philosophin Karen GLOY in ihrem hier vorliegenden Text:

"Angemessener wäre es, den Mythos des Sisyphos…

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Dörwald, Uwe
235 |

BRASIL * BRASIL

Betrachtungen zur lateinamerikanischen Literatur

Es kann sein, dass der folgende Text HEUTE, im Herbst 2013, etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheint. Gleichwohl hat mich zumindest eine kritische Leserin des Textes dazu ermuntert, den Text, der einmal als Vortrag gedacht war, anläßlich der Frankfurter Buchmesse 2013, die BRASILIEN als Gastland hat, auf schwarz-auf-weiss zu veröffentlichen.

Der Text beschäftigt sich mit brasilianischer bzw. lateinamerikanischer Literatur, die in den späten 1980iger und frühen 1990iger Jahre ins Deutsche übersetzt wurde und bei vielen Lesern eine Art „Rausch“ auslöste. Denn diese Literatur war auf eine bestimmte Art und Weise vital. Und sie beschäftigt(e) sich mit den großen literarischen Themen wie Liebe, Tod, Gewalt, Macht, Gleichgültigkeit oder…

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
234 |

SOMMER - SONNE - SCHWEDEN

"Ferien auf Saltkrokan"

Was war das für ein Sommer, heiß und viel zu kurz. Wer sich diesen Sommer noch etwas verlängern möchte, dem empfehle ich das Buch „Ferien auf Saltkrokan“ von Astrid Lindgren. Dieses Buch lässt einen in einen zweiten Sommer eintauchen , ob abends im Bett oder auf dem Sofa, auf dem Balkon, in der Bahn, wo auch immer, es ist DAS Sommerferienbuch und Astrid Lindgren gelingt es, die Welt der Schären zu entfalten; und dies geschieht in ihrem bekannten unnachahmlichen Stil, mit klaren Worten und liebevoller Beschreibung ihrer Charaktere in ihrem beschaulichen Alltag.

Aber natürlich geht es nicht nur um Sommerferien, es geht um Kinder, Tiere, Eltern, Freundschaft, Träume und um das Glück, wenn ein Traum in Erfüllung gehen darf.

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Rainer, Ulrike
233 |

Life in the United States - 4

Der Erste Staat - Delaware

Man mag sich fragen, warum es nach der errungenen Unabhängigkeit so lange dauerte, bis endlich eine allgemeine Verfassung zustande kam. Kaum war man die Engländer los, fingen die Streitereien und Rivalitäten zwischen den Staaten wieder an. Jeder zimmerte seine eigene Constitution und verteidigte sie argwöhnisch gegen alle anderen. Man schickte zwar Abgeordnete in die vorübergehende Hauptstadt New York, doch man gestand ihnen keine Macht zu, denn auch gegen die selbst gewählte Autorität war das Mißtrauen enorm. Die zentrale Regierung sollte der Kontrolle der Staaten untergeordnet sein, was zur Folge hatte, dass sie ihre Arbeit nicht leisten konnte.

Jetzt war aber dieser neue Staat mit seinen drei Millionen Menschen kaum eine Weltmacht. Das…

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Dimmers, Jan
232 |

VERTIGO

Über das Werk von Montaigne, Shakespeare und Hitchcock

Jede Konfrontation mit einem Kunstwerk ist eine Fahrt mit unbekanntem Zweck und ein blind date zugleich. Damit korrespondieren die ersten drei Worte des Hamlets: Who’s there?typo3/ Im Hamlet wird die Frage Who’s there? beantwortet mit dem Gebot: Stand and unfold Yourself. Das ist die Grundstruktur des unterschwelligen Zwiegespräches zwischen Autor und Publikum und des Selbstgespräches in den Werken der Autoren, die ich bespreche.

Hat das Kunstwerk eine Seele? Blöde Frage? Nicht ganz und gar! Das Konzept Seele oder Innenwelt ist vielumfassend und breitgefächert. Man hat das religiöse Konzept der untersterblichen Seele. Es gibt aber auch die Idee des virtuellen Innenraums, wo die Interessen der modernen Ästhetik, Neurologie und Philosophie öfters…

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Hahl, Michael
231 |

Sankt-Florian-Prinzip

Killerformel gegen Bürgerbeteiligung?

Wer von einem "Sankt-Florian-Prinzip" spricht, unterstellt anderen Menschen das Bewusstsein, irgendwelchen Veränderungen zwar grundsätzlich zuzustimmen, sie aber nicht vor der eigenen Haustür zulassen zu wollen. Falls jemand tatsächlich nach dem allzu eigennützigen Motto "Heiliger Sankt Florian, verschon' mein Haus, zünd' andre an ..." urteilen würde, müsste man ihm natürlich ethisch verwerfliches Handeln ankreiden, denn es wäre – wenn auch fraglos sehr „menschlich“ - gesellschaftlich nicht respektabel, einen potenziellen Schaden, um sich selbst zu schützen, anderen an den Hals zu hängen.

Aktuell scheint es sich jedoch einzubürgern, mit der Wortkeule „Sankt-Florian-Prinzip“ nicht allein eine sozial bedenkliche not-in-my-backyard-Position,…

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Hoppe, Felicitas
230 |

Wie lobt man richtig?

Relecture eines strapazierten Klassikers

Willkommen und Abschied - mit diesem lyrischen Titel von Goethe verabschiedet sich schwarz-auf-weiss  von der Büchnerpreisträgerin 2012, Felicitas Hoppe, die in dieser Woche Staffel und Kranz an ihre Nachfolgerin, die soeben frisch gekürte in Stuttgart geborene und gleichfalls in Berlin lebende Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff weitergegeben hat: Herzlichen Glückwunsch!

Der Preis geht damit, bis jetzt einmalig in der Geschichte der Deutschen Akademie, zweimal in Folge an eine Frau.

In dem hier erstmals veröffentlichten Text, einem Vortrag zum Thema WIE LOBT MAN RICHTIG, den Felicitas Hoppe im April anlässlich von Büchners zweihundertstem Geburtstag auf Einladung der Justus Liebig Universität Gießen hielt, wo auch Büchner studierte,…

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Nachtwey, Oliver
229 |

Abstiegsgesellschaft

Die Krise, die haben die anderen.

"In Europa liegt die Arbeitslosigkeit auf Rekordniveau, in Deutschland gibt es so wenige Arbeitslose wie seit 20 Jahren nicht mehr. Und: Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik hatten so viele Menschen Arbeit.

Auf eine zynische Art und Weise ist das genau das Problem. Denn hinter den schönen Zahlen verbirgt sich ein fundamentaler Wandel der Gesellschaft. Aus der Aufstiegsgesellschaft der alten Bundesrepublik ist eine Abstiegsgesellschaft geworden."

Wir publizieren den Beitrag mit freundlicher Genehmigung des Autors und der freitag, wo der Text zuerst und in 2012 publiziert wurde.

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Raulwing, Jutta
228 |

Berliner Kolumne: Arm aber sexy - 1

Laib und Seele

"Berlin ist arm, aber sexy" - dieser berühmte Ausspruch stammt vom Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit (Quelle: Interview mit Focus Money, November 2003).

Die HARTZ-"Reformen" begannen 2003 und HARTZ IV trat zu Beginn des Jahres 2005 in Kraft. Als Teil der Agenda 2010 wurden die Arbeitsmarktreformen umgesetzt.

Für die von den Hartz-"Reformen" Betroffenen, deren Qualifikationen entwertet wurden, weil jede nicht sittenwidrige Arbeit zumutbar ist, und die sich als gut ausgebildete Fachkräfte von Fallmanagern Worte wie Akademikermüll anhören und gefallen lassen müssen, stellen sich natürlich auch vielfältige Fragen in Bezug auf den Slogan "ARM ABER SEXY". Wie sexy darf man aussehen, wenn man arm ist?

Diesen Fragen geht Jutta Raulwing in…

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Hoppe, Felicitas
226 |

Und weil sie nicht gestorben sind ...

"Das Märchen ist die reinste Gegenwart."

Erzähl mir doch keine Märchen! Denn wer Märchen erzählt, ist nostalgisch, auf alte Zeiten aus, die nur die besseren waren, weil es sie sowieso niemals gab, auf verlässliche Ordnungen, überkommene Hierarchien, auf die Hand der Prinzessin, auf die Kutsche des Königs, auf Zauberspruch und Magie und auf den Wunsch nach dem guten Ende, mit anderen Worten: Auf Wirklichkeitsflucht.

   In Wahrheit verhält es sich aber anders. Zweihundert Jahre nach Erscheinen der Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm macht das Wiederlesen deutlich, dass hier so gut wie gar nichts in Ordnung ist, von Romantik zu schweigen. Denn wer Märchen erzählt, erzählt, gegenläufiger Meinung zum Trotz, keine Märchen, sondern die Wahrheit.

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Der Text von…

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Rainer, Ulrike
225 |

Life in the United States - 3

Wir zahlen keine Steuern, wenn wir nicht mitreden dürfen!

Anfänglich deutete nichts darauf hin, dass die Bewohner der dreizehn Kolonien sich je auf irgendetwas einigen könnten. Sie waren ein zänkisches Volk, das nichts lieber tat, als einander vor Gericht zu schleppen und sich in religiösen Pamphleten, des wahren Glaubens unfähig, zu beschimpfen. [...] Aber wenn man nicht gerade stritt, baute man Bibliotheken, widmete sich der Verbesserung der Landwirtschaft und des Strafgesetzes, versuchte öffentliche Trunkenheit auszumerzen und Immigranten zu helfen.

Hier sehen wir bereits die Tendenz, sich selbst, den Nachbarn und am besten gleich die ganze Welt bessern zu wollen, die sich bis heute hält und Außenstehende (manchmal) nervt.

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Schulte, Christoph
223 |

1913 - 2013

Ein Blick in die Geschichte und auf die Gegenwart

Ausgehend von dem neuen Buch - "1913 - Der Sommer des Jahrhunderts" - des Journalisten und Kunsthistorikers Florian Illies befasst sich Christoph Schulte in seinem Text mit Phänomenen unserer Zeit wie zum Beispiel dem durch die neuen Medien, SMS und Twitter bedingten "Aktionismus-Rhythmus der Gesellschaft".

Schultes Text ist eine Aufforderung, sich nicht nur angesichts von Beschleunigung und fehlender Work-Life-Balance über unsere Zeit Gedanken zu machen. Er geht der Frage nach, was uns - auch im Rückblick auf 1913 - heute Sorgen machen sollte. Und er macht bewußt, dass ein Blick zurück, ein Blick in die Geschichte wichtig ist für unser Leben und unsere Zeit, die zuweilen weder für Reflexion noch für Kontemplation etwas übrig zu haben…

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Rainer, Ulrike
222 |

Life in the United States - 2

Auf diesen unseren gebeugten Rücken: zum Reichtum und Wohlstand einer Nation

Sklaverei ist unabänderlich mit der Geschichte der Vereinigten Staaten verbunden. Historiker haben ganze Arbeit geleistet, um von unterschiedlichsten Gesichtspunkten aus diese immerhin fast 300 Jahre anhaltende Institution zu erforschen.

Im Anfang war der Sklavenhandel fest in portugiesischer und spanischer Hand. Er begann 1501, als die ersten Afrikaner in Santo Domingo ankamen, um auf den Zuckerplantagen zu schuften. Doch England ließ nicht lange auf sich warten, denn schon 1562 konnte John Hawkins mit seiner menschlichen Fracht hohen Gewinn verbuchen. Zwischen 1500 bis 1550 verschleppten die Europäer ungefähr 2000 Afrikaner pro Jahr, eine Zahl, die sich in den folgenden fünfzig Jahren verdoppelte. Die Nachfrage nahm zu, und um 1700 waren…

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Kiss, Endre
220 |

Globalisation und Globalisationstheorie in der Philosophie der Gegenwart

In diesem Beitrag geht es um die Globalisierung und die Theorie der Globalisierung. Es geht um die Frage, wie eine solche Globalisierungstheorie aussehen kann.

Es geht auch darum, dass angesichts neuer geschichtlicher Gegebenheiten wie der Globalisierung Theorien und "ganze methodologische Richtungen und Familien (...) ihre Glaubwürdigkeit auf einen Schlag einbüssen (können), auch wenn sie einzeln überhaupt nicht zur Verantwortung gezogen werden können, während auf der anderen Seite bisher unerprobte, marginale oder sogar für zweifelhaft gehaltene Ansätze ins Zentrum des methodologischen Interesses rücken können."

Sicher ist aber, dass es einer philosophischen Theorie der Globalisierung bedarf, die beides umfasst - die ökonomischen wie…

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Gloy, Karen
218 |

Gross National Happiness

Drei Aussagen mit Verfassungsstatus zum GLÜCK.

  • „The State shall strive to promote those circumstances that will enable the successful pursuit of Gross National Happiness.”
  • „The Pursuit of Happiness“
  • „Das Ziel der Gesellschaft ist das allgemeine Glück.“

Glücksvorstellungen und Glücksinterpretationen sind je nach Kultur unterschiedlich. Nicht nur im Augenblick der ökonomischen Krise, in der man z.B. in Spanien schon von einer verlorenen Generation spricht, lohnt es sich zu schauen, ob materieller Wohlstand ausreicht, um glücklich zu sein.

Vergleicht man das Modell in BHUTAN mit unserem Gesellschaftskonzept stehen sich, verkürzt und in Schlagworten gesagt, Einfachheit und Raffgier sowie Wertschätzung des Geistigen und Priorisierung des…

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Rainer, Ulrike
217 |

Life in the United States - 1

Wie alles anfing

In unserer neuen Reihe "Life in the United States", die wir heute beginnen, schreibt Ulrike RAINER über die Vereinigten Staaten von Amerika.

Die Redaktion von schwarz-auf-weiss freut sich, diese Reihe publizieren zu können. Vielleicht trägt die Reihe zum Verständnis unterschiedlicher kultureller Gegebenheiten bei.

Es wird um die Geschichte des Landes und einzelner Staaten gehen und auch um das alltägliche Leben sowie (nicht nur) zwischen den Zeilen um Mentalitäten und Mentalitätsunterschiede.

Im ersten Teil geht es um die Besiedlung des Landes: "Im Anfang waren es Mythen, was sonst. Im Westen lag das Land der Seligen, der Garten der Hesperiden, Atlantis, Tir-na-Og (Irisch: das Land der ewigen Jugend), die sieben Städte Antillias. Dabei…

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Rainer-Dimmers-Gramlich-Bode
215 |

Es lebe der Negerkönig und der Schrecken der Meere!

Halten wir unsere Kinder für dumm oder wo liegt Taka-Tuka-Land?

Neger- oder Südseekönig?

In die Diskussion um die sprachliche Bereinigung von Kinderbüchern möchten wir uns mit einem kleinen Beitrag einmischen und einbringen.

Wir haben bei einigen „unserer“ Autoren und bei einigen Lesern unserer Internetseite nachgefragt, was von den Änderungen in Kinderbüchern zu halten ist. In diesem Beitrag bringen wir die ersten bei uns eingetroffenen Stimmen von: Ulrike Rainer (Professorin für Germanistik u. Vergleichende Literaturwissenschaft am Dartmouth College), Jan Dimmers (Lehrer, Amsterdam), Jule Gramlich (Buchhändlerin, Dossenheim) und Jürgen Bode (Ethnologe und Lehrer, Heidelberg)

Wir freuen uns natürlich über weitere Meinungen und Stellungnahmen zum Thema und zur Diskussion, die wir an dieser Stelle…

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Dörwald, Uwe
214 |

Von der Kolonie zu WWW.COM

KONGO – Mehr als ein journalistischer Blick auf ein faszinierendes Land

Ich bin weder Afrika- noch Kongo-Experte. Dennoch kann ich das umfangreiche Buch „KONGO – Eine Geschichte“ des in Brügge geborenen Journalisten David Van Reybrouck nur empfehlen.

Warum? Nun, man lernt viel über schlechte Politik, Nepotismus und Korruption. Man bekommt ein Gespür dafür, was es bedeutet in einer korrupten Gesellschaft leben zu müssen. Man lernt ebensoviel über gut recherchierten Journalismus und auf harte Fakten gestützte Geschichtsschreibung. Schon diese Punkte sollten uns auf die Lektüre neugierig machen.

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
212 |

Status: Soziophobikerin

- Glosse -

Mit einer Diagnose lebt es sich doch gleich viel angenehmer, denn das etwas mit mir nicht so richtig stimmen kann, den Verdacht hege ich schon eine ganze Weile.

Dass ich mich unter den Soziophobikern wieder finden würde, hätte ich allerdings nicht vermutet, zumal ich mich beruflich lange mit Angststörungen befasst habe und schon dort auf die Soziophobie gestoßen bin und nie auf die Idee gekommen wäre, dass ich selbst mit dieser Angststörung zu tun haben würde.

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Jahn, Dirk
210 |

Augenöffner "Film"

Das unterschätzte Medium und seine didaktischen Möglichkeiten

Filme ermöglichen ästhetische Erfahrungen. Sie regen auf geradezu unerhört emotionale Weise zur Reflexion an. Darin liegt ihr didaktisches Potential: Augenöffner Film. Leider fristet der Filmeinsatz an Schulen eher ein Schattendasein. Gerade jedoch im Wirtschaftsbereich gibt es aber eine Vielzahl an Spielfilmen, die sich hervorragend für die Förderung verschiedener Kompetenzen eignen. Themen wie beispielsweise Nachhaltigkeit, Unfairer Handel, Globalisierung oder Schattenseiten des Wettbewerbs werden im Film auf eindringliche Weise verarbeitet und vielschichtig aufbereitet.

In diesem Aufsatz wird deshalb der Versuch unternommen, die didaktischen Potentiale des Spielfilms für die Lehre herauszuschälen und praktische Empfehlungen für den…

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Prätz, Kathrin
208 |

Schnelle Medizinische Hilfe

- das einheitliche System der mobilen medizinischen Soforthilfe in der ehemaligen DDR und die Umstrukturierung des Rettungsdienst der neuen Bundesländer

 

Mit der Facharbeit "Schnelle Medizinische Hilfe" eröffnen wir unsere neue Rubrik E-Books. Bei der vorliegenden Arbeit von Kathrin Prätz handelt es sich um eine Rarität, die wir exklusiv auf schwarz-auf-weiss publizieren. Wir wollen die Arbeit aber nicht nur einer am Thema interessierten (Fach)-Leserschaft zu einem fairen Preis zur Verfügung stellen.

Die Arbeit über "Schnelle Medizinische Hilfe" soll einen Überblick über die Herausbildung und Entwicklung der Notfallmedizin in ihren engen Wechselbeziehungen zu den jeweiligen gesellschaftlichen Strukturen schaffen. Im Mittelpunkt der Darstellungen steht die Entwicklung der Notfallmedizin in der damaligen DDR und, nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten, in den neuen Bundesländern.…

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Kelly, Steven
207 |

Der Kaiserstuhl - auf Vulkan gebaut

Baden mit Schutzschicht

Guter Wein und gutes Essen gehören zusammen!

Der bekannte Sommelier Steven W. Kelly hat ein paar gute Empfehlungen - gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten.

Viel Gestein, ein bisschen Löss und Lehm sowie reichlich Burgundersorten. Am Kaiserstuhl entstehen Weine mit außergewöhnlichem Charakter!

Dass der Kaiserstuhl etwas Besonderes ist, sieht man schon von Weitem. Das Bergmassiv erhebt sich aus der Badischen Flachheit. Wer sich mit der Entstehungsgeschichte und der Geographie auseinandersetzt ist vom Gebirgszug schon vor der Ankunft begeistert. Der Kaiserstuhl ist ein dem Erdzeitalter des Tertiärs entsprungener, erloschener Vulkan. Die Jahresdurchschnittstemperaturen sind hoch. Und die hohe Vielfalt an Orchideen ist mit mehr als 30 Arten…

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Hoppe, Felicitas
205 |

BÜCHNER-PREIS-REDE 2012

Ende Oktober 2012 wurde der Schriftstellerin Felicitas Hoppe in Darmstadt von der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung im Rahmen eines Festaktes der Georg-Büchner-Preis2012 verliehen.

Mit freundlicher Genehmigung der Autorin bringen wir die Dankrede von Felicitas Hoppe.

Gleichzeitig möchten wir es nicht versäumen darauf hinzuweisen, dass der Fischer-Verlag anläßlich der Preisverleihung einen Band herausgebracht hat, der neben der Preisrede auch die wunderbare Laudatio von Hubert Spiegel (FAZ) enthält.

Die Redaktion von schwarz-auf-weiss gratuliert der Preisträgerin herzlich.

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Wolf, Hubertus
204 |

Neue Ökonomie: Ökonologisch

Die Geschichte von der tieferen Natur des Homo oeconomicus und schneller Veränderung

Nachhaltigkeit ist die Herausforderung, die Problemseiten der Ökonomisierung durch eine neue Wirtschaftsweise zu überwinden, ohne dabei unter Zwang (ständig neue Krisen und Überraschungen, Wettbewerb, Gesetze und Auflagen usf.) zu geraten. Sie kann dringlicher kaum sein.

Studien aus den unterschiedlichsten Forschungsbereichen belegen, dass Nicht-Nachhaltigkeit stetig wächst (u.a. Studien des Max-Plank-Institut, PIK Potsdam, Wuppertal Institut, zu jüngsten Wetterextremen, zu sozialen Dysbalancen, zum Artensterben u.v.m.). Erst kürzlich erreichte allein der CO2-Ausstoß weltweit neue Höchststände. Das Besondere und Dramatische ist, dass alle diese Entwicklungen gleichzeitig stattfinden und sich in ihren Folgen potenzieren.

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Gäbler, Bernd
202 |

Hohle Idole

Was Bohlen, Klum und Katzenberger so erfolgreich macht

Manchmal gibt es Sternstunden und man findet im Internet Studien, die einem aus der Seele sprechen. "Hohle Idole" ist eine solche Studie.

Bernd Gäbler hat es - unterstützt von der Otto-Brenner-Stiftung - in "Hohle Idole" geschafft, das Niveau zu analysieren, auf dem sich die medialen "Marken" bzw. "Labels" Bohlen, Klum und Katzenberger bewegen. Er zeigt, wie in diesen Sendungen Werte wie Egoismus und überwunden geglaubter Sexismus propagiert werden und macht deutlich, dass die genannten Show-Master einem ausgeprägten Narzissmus frönen. Dies wird deutlich an der Art und Weise, wie, auf welchem (auch verletzendem) Niveau, in diesen Sendungen miteinander umgegangen und kommuniziert wird. Der Stil der Sendungen scheint es zu sein, keinen…

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Max-Neef, Manfred
200 |

From Knowledge To Understanding: Navigations And Returns.

- Essay -

Heute veröffentlichen wir den Essay "From Knowledge To Understanding" des deutschstämmigen chilenischen Ökonomen Manfred Max-Neef. 1983 erhielt der Autor, der bis 2003 aktives Mitglied im Clube of Rome war, den Right Livelihood Award (Alternativer Nobelpreis).

Um grenzenloses Wachstum in die Richtung einer nachhaltigen Ökonomie zu lenken, ist neben einem anderen Umgang mit uns und der Welt auch eine andere Sprache nötig "A new language that opens the door of understanding; that is, not a language of power and domination ..."

Max-Neef ist kein realitätsferner Träumer, sondern ein Pragmatiker und er "will im Chor der Alternativen eine Stimme sein. Er ist eine störrische und stark tönende." Eine Stimme, die Bedeutung hat.

 

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Kiss, Endre
180 |

Traktat über die Sozialphilosophie des postsozialistischen Systemwechsels

Ein Weg zum Nachdenken

Der vorliegende Text des ungarischen Philosophen Endre Kiss ist zwar etwas älter, aber keineswegs veraltet!

Der Text macht auch heute noch deutlich, dass "eine Demokratie gegenüber dem realen Sozialismus ein welthistorischer Sieg ist, eine am Mangel am Konsensus in die Krise geratende Demokratie im postsozialistischen Raum ist aber eine welthistorische Niederlage."

 

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Kelly, Steven
179 |

Geheimnisse und Alltag eines Sommeliers

Eine Einführung

Degustation ist ein Komplex mehrerer Phasen. Die Sinneseindrücke werden zeitlich gestaffelt.

Und: Die unverrückbare Grundreihenfolge ist: AUGE - NASE – GAUMEN!

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Dörwald, Uwe
177 |

Einbaum und Schreibtisch

Kulturüberschreitende Philosophie als Spiegel und Erkenntnis von Gesellschaften und Kulturen

Es gibt Autoren deren Bücher einen Leser ein Leben lang begleiten. Zu diesen Autoren gehört für mich die Philosophin Karen Gloy. Ihr neues Buch „Kulturüberschreitende Philosophie“, wie auch die Forschungsreisen, die zum Buch geführt haben, ist geprägt durch die wissenschaftlichen Tugenden Neugierde und Forschergeist und wird ergänzt durch eine gute Portion Abenteuerlust, wie die Autorin selber in einem der Filme sagt, die dem Buch als DVD beigelegt sind.

Karen Gloy richtet ihren nach Erkenntnis suchenden und forschenden Blick auf weitgehend unbekannte Kulturen, indigene Völker und Ethnien und öffnet damit gleichzeitig unseren Blick auf die Welt und damit quasi nebenbei und als Rückkopplung den Blick auf unsere eigene Kultur, Zivilisation…

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Rainer, Ulrike
176 |

Wahlkampf und Alltag in den USA

Zwischen den Nominierungskonventen und der Präsidentschaftswahl in den USA

Was machen die Bürger nach dem Kaspertheater der offiziellen Nominierungen und vor der endgültigen Entscheidung? Sie gehen ihre gewohnten Wege, denn all das Drumherum bedeutet letzten Endes wenig.

Die Delegierten verleihen der Veranstaltung den Schein und Lärm, als ob etwas Wichtiges im Gange wäre, aber der Einfluß auf die Wahl ist gleich Null.

Seit bekannt ist, daß die Politiker in Washington 27% ihrer Zeit damit verbringen einander zu beschimpfen, wundert es wenig, dass die Wähler nicht immer begeistert zur Urne stürmen. Die Beteiligung derer, die eine Stimme abgeben können, ist für eine Demokratie nicht optimal.

 

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Egert, Andreas
175 |

Schopenhauer: Aphoristiker oder Moralist?

Philosophieren wider den Mainstream

Schopenhauer, der sich selbst einmal als "Kaspar Hauser" der Philosophie charakterisierte und der zuweilen den Teufel an der Wand sehr schwarz malte, wo es ein gutes Grau auch getan hätte, setzt auch heute noch philosophische Maßstäbe.

Schopenhauer ist, - fast ist man geneigt zu sagen: wie alle guten Philosophen -, ein unbequemer Querdenker, der sich mutig der herrschenden Meinung, dem "Mainstream" widersetzt.

Seine Philosophie eignet sich bestens zu einer Grundschule des Denkens, wie unser Autor zeigt!

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Kiss, Endre
174 |

Über die Gegenwart der Globalisierung

Angst, Theorie der Demokratie und die Methodologie der Theoriebildung

Globalisierung und Neoliberalismus haben unsere Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten nachhaltig verändert. Die Transformationen der Gesellschaft haben u.a. eine Abwertung des Politischen zur Folge, was gleichzeitig eine Abwertung des Sozialen bedeutet(e).

Auch das Denken (und Urteilen) hat sich strukturell geändert. Ein Zeichen hierfür ist das Aufkommen des dezisiven und des reaktiven Denkens. Besonders das dezisive Denken und mit ihm auch das politische Handeln, das Entscheidungen auf verschiedenen Ebenen und in vielen Fällen nicht mehr (nachvollziehbar) begründet, sondern zunehmend einfach (und natürlich formal demokratisch legitimiert) setzt und mitteilt, scheint ein Symptom unserer Gegenwart zu sein.

Insofern ist es "nicht…

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Schulte, Christoph
173 |

Ungarns traurige Denker

Pessimismus ist allgegenwärtig. Über die Zusammenhänge zwischen kultureller und politischer Situation.

Seit Orbáns Amtsantritt hat sich einiges im politischen Gefüge Ungarns geändert. Dies zeigt sich insbesondere in dem restriktiven Mediengesetz, das Ende 2010 beschlossen wurde. Die staatliche Kontrolle von Presse, Fernsehen, Internet und Hörfunk ist an der Tagesordnung und die Grundprinzipien der Pressearbeit, etwa Redaktionsgeheimnis und Informantenschutz, wurden abgeschafft.

Wie die ungarischen Intellektuellen mit diesen Restriktionen umgehen, wie sie die nationale Politik Orbáns reflektieren, zeigt der lesenswerte Beitrag "Ungarns traurige Denker" von Christoph Schulte.

Es tut einer Gesellschaft nicht gut, wenn Freiheitsrechte beschnitten werden und es ist mehr als bedenklich, wenn in "Ungarns neuem Grundgesetz ein bedeutender…

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
172 |

Ein Schlag ins Wasser

Geschichte schreiben in London bei Olympia

Geschichte schreiben gehört sicherlich zu einer der wichtigsten Sekundärdisziplinen der olympischen Spiele in London 2012.

Angefangen bei den immer aufwendigeren Eröffnungsfeiern, über die Neubauten, die sich an den Sportstätten finden lassen, auch wenn sie Mängel aufweisen, wie die große Schwimmhalle, in der sich die Besucher gegenseitig nicht sehen können. Warum machte einer der vielen Moderatoren daraus eine Bemerkung, schließlich will man ja die Sportler sehen, aber egal.

Geschichte schreiben ja auch gerade die deutschen (Becken-) Schwimmer einschließlich der Nachberichterstattung. Die erste große Kerndisziplin der Spiele ist jetzt endlich geschafft, vom kühlen Nass wird der Blick nun mehr auf die Leichtathleten gelenkt. Doch das…

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Was die Welt zusammenhält

ist dieser Tage das Großereignis in London, genau, es sind die olympischen Spiele!

Und auch für am Sport Uninteressierte, wie ich es bin, ist doch genug visueller Stoff dabei. So setze ich mich also hier und da dazu, wenn ein sportbegeisterter Mensch aufmerksam und gespannt der ununterbrochenen Dauerberichterstattung beiwohnt. Falls etwas verpasst wurde, ist ja auch alles im Netz nachlesbar und anschaubar. Gesegnet sei die 24/7 Berichterstattung!

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Rainer, Ulrike
170 |

Was ist los mit Arizona?

Die Heuchelei der Republikaner

Wie vorauszusehen war, hat Mitt Romney die republikanische Nomination gewonnen. Der bis ins Lächerliche sich hinziehende Zirkus der “Vorwahlen” ist vorbei. Ein Zeichen, dass es so lange dauerte, bis sich der Gewinner herausstellte, ist, dass man mit diesem Kandidaten nicht so recht glücklich war. Ihm fehlt es an ausgeprägter Persönlichkeit, und zur Zeit hängt er sein Fähnchen nach dem übelsten Wind:

“Es ist unmöglich, wenn ich es so sagen darf, den moralischen Schaden zu berechnen, den geistiges Lügen in der Gesellschaft mit sich bringt. Wenn ein Mensch die Keuschheit seines Geistes so weit korrumpiert und prostituiert hat, daß er seinen bekundeten Glauben an Dinge unterzeichnet, an die er nicht glaubt, hat er sich darauf vorbereitet,…

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Dörwald, Uwe
169 |

Angst, Lüge und kommunikative Verzerrung

Mobbing hat strukturelle Gründe

Angst, Lüge und schlechtes Management, - auch neurotische, cholerische und psychopathische Chefs -, sind die Zutaten, die Mobbing in Unternehmen gedeihen lassen.

Die Grenze des Ertragbaren ist dabei eine höchst individuelle, etwas, was auf die betroffene Person verweist, die durch Mobbing gebrochen wird und allzu oft dauerhaft erkrankt. Meist fühlen sich die Betroffenen (mit)schuldig, wenn es zum Verlust des Arbeitsplatzes kommt.

Was aber weniger im Fokus der Diskussion ist, sind die strukturellen und die institutionellen Ursachen, die Mobbing begünstigen.

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Woynowski, Boris
166 |

Nachhaltigkeit und Suffizienz statt Wachstum um jeden Preis

Qualität statt Quantität - Weniger kann Mehr sein

An dieser Stelle möchten wir das von Boris Woynowski u.a. herausgegebene Buch "Wirtschaft ohne Wachstum?! - Notwendigkeit einer Wachstumswende" empfehlen.

Es geht darauf ein, dass es neben dem Dreiklang Wirtschaft-Wachstum-Wohlstand noch einen anderen Dreiklang aus ökologischen, sozialen und ökonomischen Problemfeldern in unserer Gesellschaft gibt, nämlich den Dreiklang Klimawandel-Hartz IV-Finanzkrise. Das Buch versammelt namhafte und kompetente Wissenschaftler wie z.B. Nico Paech, Hans Christoph Binswanger oder Ernst Ulrich v. Weizsäcker, die sich zu den Themen äußern und nach der Diagnose der gegenwärtigen Krise auch andere Therapieansätze als die gängigen (an)bieten.

Wichtig an diesem Buch ist, dass Stimmen des Wandels und Change…

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Kühn, Hagen
164 |

Auf dem Weg in die Postdemokratie

Der vorliegende Text - "Auf dem Weg in die Postdemokratie" - des Soziologen Hagen Kühn, den wir mit freundlicher Genehmigung der Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik und des Autors übernehmen durften, zeigt auf gut recherchierte Weise, wohin sich unsere demokratische Gesellschaft in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten entwickelt hat und welcher Weg ihr - vermeintlich "alternativlos" - noch bevor steht. Elemente der Postdemokratie, also eine deutliche Tendenz zur Ent-Demokratisierung unserer Gesellschaft, werden deutlich.

Der Text stellt heraus, dass und wie Politik ihre Handlungshoheit an die Ökonomie verloren hat, und er beschreibt, wie es kommen konnte, dass der Gestaltungswille der Politik(er) gegenüber der Wirtschaft und…

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Unmüßig, Barbara
162 |

Kritik der grünen Ökonomie

Impulse für eine sozial und ökologisch gerechte Zukunft

RIO+20 gerät fast schon wieder in Vergessenheit. Wirtschaftsthemen bestimmen wieder den politischen und medialen Alltag. Umso wichtiger ist es, an einen Satz von K. Polanyi zu erinnern: "Eine Gesellschaft hat eine Ökonomie, sie ist  jedoch keine Ökonomie." (S.42)

Dieser Satz erinnert auch daran, dass man nicht über "gesellschaftlichen Wohlstand sprechen kann, wenn die Ungleichheit fortlaufend zunimmt und der Reichtum der Einen durch die Armut der Vielen erkauft wird." (S.43) Dies ist alles andere als nachhaltig. Wenn man Nachhaltigkeit will und wenn man Wohlstand in Vielfalt will, dann muss man nachdenken über neue Gesellschaftsmodelle oder über das, was eine (gerechte) Gesellschaft in Zukunft ausmachen soll. Ohne eine Diskussion des…

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Ein Spielball der Interessen

Der Fürst von morgen oder Ein Leben zwischen herrschen und beherrscht werden

John Christopher legte bereits 1970 den ersten Teil seiner Trilogie „Der Fürst von morgen“ vor. Die drei Teile mit den Titeln „Der Fürst von morgen“, „Hinter dem brennenden Land“ und „Das Schwert der Geister“ passen gut in die Landschaft der Fantasy- oder Abenteuertrilogien, die in Deutschland um das Jahr 2000 mit der Verfilmung von Tolkiens „Herr der Ringe“ geradezu einen Boom erlebt hatten. Zu dieser Zeit feierte „Harry Potter“ seine Erfolge, ebenso wie Cornelia Funkes Tintenherztrilogie, „Eragon“ von Christopher Paolini oder „Der goldene Kompass“ von Philipp Pullman, um hier nur einige wenige Titel und Autoren der Fantasy-Ära zu erwähnen.

Diese Trilogien waren zu dieser Zeit bei Jugendlichen fast so etwas wie Pflichtlektüre. Die Bücher…

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Rainer, Ulrike
158 |

Der Ruhm als Dichter bleibt

Sie schreibt und schreibt ...

Ich mag Verwandlungen. Sie bezeugen mir, dass nichts in Stein gemeißelt ist, und auch die ewige Wiederkehr sich nie im gleichen Kleid präsentiert. Seltsamerweise ist Virginia Woolfs überaus witziger, humorvoller, ironischer Roman, den sie scherzhalber “Biografie” nannte, von all ihren Werken eine Art Stiefkind. Nicht, dass er keine kritische Beachtung gefunden hätte, aber kaum zu vergleichen mit den Arbeiten über, z.B., Mrs. Dalloway oder To the Lighthouse. Teilweise liegt es daran, dass man den Text lange für “zu leicht” befunden hatte, als ob der Scherz nicht durchaus tief ernst sein kann. Zum anderen stieß man sich an der Form des Werks, das sich jeder Genrezuschreibung verweigert.

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Egert, Andreas
155 |

Aphorismus und Pointe als Erkenntnisschöpfer

Im folgenden Vortrag geht es um zwei elitäre und widerspenstige Geschwister im Geiste, den Aphorismus und die Pointe, und darum, wie die beiden Kulturtechniken als Gattung und als Stilfigur einen sich gegenseitig befruchtenden Pakt schließen. Ziel dieser kleinen Koalition: Irritieren, Erschüttern, Korrigieren, Provozieren - Einspruch erheben gegen Denkfaulheiten, Vorurteile, Konventionen, Dogmen, Dünkel, Phrasen, Schulweisheiten,vermeintliche Patentrezepte und andere ewige Gewissheiten...

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Hennig, Carsten
154 |

Stille und Freiheit

Wir befinden uns in Neuseeland, dem unscheinbaren Flecken am anderen Ende der Welt. Aotearoa ist der Name Neuseelands in der Sprache der Ureinwohner, der Maori und wird meistens mit „dem Land der langen weißen Wolke“ übersetzt. Ich persönlich finde diese Übersetzung ziemlich treffend, denn Wolken haben schon des Öfteren eine besondere Rolle während meines Aufenthaltes gespielt,...

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Das Psychogramm einer Doppelidentität

Ein sprachgewaltiger Tabubruch

Der Abstand zur Geschichte und die Erkenntnisse der Psychologie, die uns menschliches Verhalten immer differenzierter zu erklären versucht, macht "Der Nazi und der Friseur" von Edgar Hilsenrath zu einem Buch über eine gelingende Verdrängung und die Lebenslüge, die der Selbsterhaltung dient, um zu verhindern, dass man an sich selbst zerbricht.

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Moor, Imagination, Märchen und Aberglaube

Die Faszination am Gruseln bei gut erzählten Geschichten – wer kennt sie nicht...

Schon der Untertitel von „Haus hinter Mitternacht“ verweist auf das Element des Erzählens, welches hier eine besondere Rolle spielt. Ebenso ist die Atmosphäre, in der erzählt oder vorgelesen wird, für packende Spuk- und Geistergeschichten von großer Bedeutung. Gruselgeschichten leben von ihrem Erzähler oder Vorleser und von der Fantasie des Zuhörers und eine ideale Fundgrube für Gruselgeschichten ist dieses Buch allemal!

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Regnault, Kevin
148 |

Education is a Right

On Tuesday, May 22, approximately 350,000 protesters marched in Montréal, Québec, in defiance of Bill 78, a new provincial law which renders such protests illegal.  Many called this the largest act of civil disobedience in Canada’s history. Four days later, the record was shattered when around 500,000 Québécois from all walks of life took to the streets.  Students have been on strike since February 13, boycotting classes and participating in regular protests.

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Dörwald, Lukas
145 |

"Ich glaube an Gott und an die Orgel"

Die 7000 Pfeifen des Monsieur Grandmaison

Die Orgel und ich: Wir sind wie Batman und Robin.

Der berühmte Organist Pierre Grandmaison (Montréal) im Gespräch mit Lukas Dörwald. Das Interview wurde geführt im besten Büro der Welt.

"Man muss immer üben und muss sehr diszipliniert sein. Es ist wie bei einem Athleten, wenn du nicht trainierst, kannst du auch an keinem Wettkampf teilnehmen."

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Dörwald, Uwe; Hoppe-Dörwald, Dorothea
144 |

Felicitas Hoppe erhält Georg-Büchner-Preis 2012

Wir, die Macher von schwarz-auf-weiss, gratulieren - Felicitas Hoppe - zum Georg-Büchner-Preis 2012.

Wir freuen uns mit der Autorin über diesen Preis, der unseres Erachtens eine Auszeichnung ihrer klaren Sprache und ihrer Fähigkeit, Geschichten zu erfinden und diese auch formal auf neue und mutige Weise zu erzählen ("Hoppe"), ist.

"Hoppe Cuts to the Chase" titelten wir unsere Besprechung zu "Hoppe" - Mit diesem Preis haben "Fly" und Felicitas Hoppe gepunktet – mit Leuchtpuck und Sprache.

Wir sind stolz darauf, dass wir Beiträge von Felicitas Hoppe auf unserer Internetseite publizieren konnten.

Was für Sportler die Hall of Fame - ist für Schriftsteller der Georg-Büchner-Preis.

HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH - und keep on writing!

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Thielemann, Ulrich
141 |

Der Wettbewerb und die "Effizienz".

Vom ethischen Scheitern des Neoliberalismus

Der Wettbewerb taugt nicht zum Prinzip der guten und gerechten Ordnung von Wirtschaft und Gesellschaft. Eine Wirtschaftsethik, die sich ihrer eigenen praktisch-politischen Grenzen bewusst ist und sich folglich auf transzendentale Kritik (Aufzeigen der Verletzung des Moralprinzips) und Werterhellung (statt Wertentscheidung) beschränkt, bringt daher die Option einer Begrenzung des Wettbewerbs ins Spiel. Die Gründe, diese Option praktisch-politisch nicht aus-, sondern einzuschließen, sind vielfältig.

Im Zusammenhang mit diesem Beitrag empfehlen wir auch die DENKFABRIK FÜR WIRTSCHAFTSETHIK

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Dörwald, Uwe
139 |

Hoppe Cuts to the Chase

Felicitas Hoppe zieht uns in ein Abenteuer, das Hoppe heißt, vorgibt eine Biographie und ein Roman zu sein, und die Geschichte eines abenteuerlichen Leben ist. - Mit allen Risiken und Nebenwirkungen!

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Dörwald, Uwe
136 |

Ein Meister und seine Form - zu den Essays von Montaigne

Lesen ist (und bleibt) ein Fest des Intellekts

Mit seinem Hauptwerk, den Essais, die 1580 in zwei und 1588 in drei Büchern erschienen, wurde Montaigne zum Begründer des Essays als Form. Er behandelt in seinen Essays sehr frei und unter Verwendung der antiken Überlieferung moral- und lebensphilosophische Themen. Sein Hauptthema ist der Mensch und die Frage nach dem richtigen Leben.

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Vorausschauende Träume

zu "Emma James und die Zukunft der Schmetterlinge"

Wenn man als Mädchen Emma James heißt, dann muss man schon recht selbstbewusst sein, um bei diesem Doppelnamen gelassen zu bleiben. Aber Emma James bekommt das sehr gut hin, denn schließlich gilt es, in ihrem Leben ganz andere Dinge zu meistern. Beispielsweise das Leben mit einem schwerkranken kleinen Bruder, mit dem sie nie wirklich spielen kann, ...

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Rainer, Ulrike
130 |

Steile Karriere!

Jim Yong Kim, der Präsident des renommierten Dartmouth College, wechselt höchstwahrscheinlich zur Weltbank.

Inzwischen weiß es ein Großteil der Welt: der (noch) Dartmouth Präsident Jim Yong Kim wird höchstwahrscheinlich der nächste Präsident der World Bank. Ich, die ich mich eher dem wunderbaren Kinderbuchautor Dr. Seuss,  einem ehemaligen Studenten dieses Colleges nahe fühle, freue mich, vor allem natürlich für den Mediziner Dr. Kim, aber noch mehr, dass er nun nicht mehr “unser” Präsident ist. Das hat nichts mit den objektiv gesehen beachtlichen Fähigkeiten und Leistungen des Manns zu tun, sondern mit der Tatsache, dass er einen Typus repräsentiert, der mit humanistischen und künstlerischen Anliegen wenig bis nichts am Hut hat, obwohl der Sinn eines Liberal Arts Colleges gerade, auch historisch gesehen, darin besteht, junge Menschen zu…

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Gloy, Karen
128 |

Das Verhältnis zwischen Wirtschaftssystem und Lebenswelt

"Meine Aufgabe als Philosophin, als Vor- und Querdenkerin, als jemand, der einen Schritt zurücktritt und eine Sache als Ganzes zu überblicken sucht, ist es, Strukturen freizulegen und ihre Tendenzen aufzuzeigen, zu fragen, woher wir kommen und wohin wir gehen." (Karen Gloy)

Wirtschaft geht uns alle an, weil sie Teil unserer Lebenswelt ist. Wer noch bis vor kurzem glaubte, sich ruhig in seinem Lehnstuhl zurücklehnen zu können, weil er seinen Arbeitsplatz für sicher hielt, weil er seine Rente für gesichert wähnte, weil er vorsorglich  - wie die meisten Deutschen  – ein Sparbuch als Rücklage und Notgroschen angelegt oder in Fonds und Aktien investiert hatte, der sah sich plötzlich durch die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise  eines…

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Dörwald, Uwe
168 |

Die Komplexität der Wahrnehmung

Über die Komplexität der Wahrnehmung und der Welt

Wir nehmen die Welt wahr mit allen unseren Sinnen. Meinen wir. So wie wir unsere Umwelt und Mitwelt wahrnehmen, ist es die richtige und die passende Art und Weise. Meinen wir. Wie eingeschränkt und andere Wahrnehmungsrealitäten ausschließend unser (westlicher) Blick auf die Welt ist, wie „die Totalität möglicher übereinandergeschichteter Wahrnehmungswelten“ aussieht, „statt reduktionistisch allein auf die Sachqualitäten (der Dinge, U.D.) abzuheben“, zeigt Karen Gloy in ihrem Buch >>Wahrnehmungswelten<<. Die inzwischen emeritierte Professorin für Philosophie und Geistesgeschichte zeigt damit auch „die Defizite fest eingeschliffener, traditioneller Vorstellungsgewohnheiten“.

Wie alle Bücher von Karen Gloy, - die Philosophie, Germanistik,…

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Rainer, Ulrike
167 |

Happy Birthday, Dr. Seuss

Am 2. März feiert man in den USA den Geburtstag des berühmten Kinderbuchautors Ted Geisels (1904-1991), alias Dr. SEUSS, auf ganz besondere Weise. Es gibt landesweit Read-Across-America Events. Das bedeutet, dass in Schulen, Bibliotheken und im Fernsehen Kinder und Erwachsene sich dem Lesen widmen.

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
163 |

Von einem Luftkutscher, der keine Luftnummer ist

"Wie die Wörter tanzen lernten" ist auch ein ideales Nachschlagewerk

Leicht und nicht als Lehrbuch, sondern verspielt und beglückt, lässt uns Harig an seinem Leben mit der Poetik teilhaben. Sprachlich kommt ihm immer wieder ein verschmitztes Lächeln über die Lippen. Hier schreibt ein Mann, dessen Handwerk mit Feder und Tinte, mit Bleistift und Leim ausgeführt wird. Und mit viel Lesen! Für Poetikkenner ist dieses Buch sicherlich ein literarischer Leckerbissen. Für Poetikeinsteiger vielleicht ein Buch, das Lust auf vertiefende Lektüre macht. Und für Schüler - Dank des hervorragenden Glossars, welches alle Begrifflichkeiten der Poetiklehre erklärt, vom Alexandriner bis hin zum Vers - ein ideales Nachschlagwerk.

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Dörwald, Uwe
161 |

Hubertus Wolf im Interview

Über die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit, Strategie und gute Unternehmensführung

In der Tat, der Begriff Nachhaltigkeit ist ein sehr problembehafteter Begriff, ich möchte sagen sehr fiktiv, sehr widersprüchlich, vielfach missbräuchlich, verlogen und anderes. Die FAZ sprach mal in einem Kommentar zur gescheiterten Klimakonferenz von Kopenhagen von einem „bürokratischen Wieselwort“. Es ranken sich um diesen vermeintlichen Begriff des Guten und Besseren für die Welt („Welt in Balance“) endlose, teils versponnene und idealistische Initiativen. Das ist alles kaum mehr überschaubar und eher verwirrend als wegweisend. Und entscheidend: Vom Reden und Appellieren, von immer neuen Kodizes und Ethik-Formeln wird nichts besser. Aber alles das eignet sich enorm gut für Augenwischerei.

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Kiss, Endre
159 |

Die Normlosigkeit ist die Norm

Der TOTO-Skandal im Medium von Soziologie und Geschichte.

Das Beispiel einer Korruption vor dem Einbruch der Globalisierung

Auch wenn der hier beschriebene TOTO-Skandal schon einige Zeit zurückliegt, so zeigt er, wie sich Korruption in einer geschichtlichen Perspektive gewandelt hat.

Dieser Skandal erfolgte in den 1980er Jahren, im historischen Augenblick vor dem Einbruch der Globalisierung. Gerade deshalb zeigen sich auch markante Unterschiede zu den Arten der Sportskandale unserer Tage.

Die heutigen Skandale generieren sich nicht aus dem (negativen) Mangel im alten Sinne, sondern aus dem (positiven) Hunger nach dem großen Geld. Sie sind nicht eingeschüchtert von der Allmacht eines Establishments, sondern sind von dem in ihrer Nähe zirkulierenden cash flow fasziniert. Sie wollen nicht eine Stagnation beleben, sondern nehmen auch die Zerstörung von…

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Dörwald, Uwe
157 |

Die Vermessung der fiktiven Welt

Ein ATLAS besser als jedes GPS

Mercator, dessen 500.ten Geburtstag wir in diesem Jahr Anfang März begehen (können) und dessen Karten und Globen die Welt erschlossen und den Menschen Orientierung gaben, hätte an diesem Buch wahrscheinlich seine Freude gehabt.

Im >>Atlas der fiktiven Orte<< begeben sich Werner Nell (Texte) und Steffen Hendel (Illustrationen) auf „eine Entdeckungsreise zu erfundenen Schauplätzen“ der Weltliteratur. Es sind Orte der Phantasie, die bereist, beschrieben und kartografiert werden. Insgesamt 30 Orte liegen auf der ausgedehnten Reise- und Abenteuerroute der Autoren. Es geht von Atlantis und dem Auenland über Entenhausen und Lilliput nach Lummerland, Schilda, ins Schlaraffenland und am Ende, unter dem Buchstaben Z, bis hoch hinauf in die dünne…

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Dimmers, Jan
156 |

Die Autonomie des Schönheitsempfindens

Über Snobismus und Kitsch

Der Snob hält den Schein aufrecht. Er will der die Hochkultur oder eine Hochkultur vertretenden Gruppe angehören. Er stattet sich deswegen mental aus mit der Statussymbolik dieser Gruppe. Demzufolge imitiert er, bis in alle Einzelheiten, diese Gruppe in ihrem Aufwand des guten Geschmacks: die Schätzung der Kunst und den dazu gehörenden Lebensstil. Damit ist eine in sich verflochtene, verwickelte, aber auch sich trotzdem locker und lustig präsentierende Dramaturgie der verbalen und nicht verbalen Anstrengung, Aufbietung und Darstellung gemeint. Sie ist die Expression einer imitierten Authentizität, in der man sich die Kultur des Kunstgenusses in ihrem innersten Zusammenhang zu eigen gemacht hat. Der Snob verbringt damit eine glänzende, aber…

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
153 |

That’s definitly not Russia

"Das eingeschossige Amerika"

Ich war noch nie in Amerika und bin mit meinen Vorstellungen über diesen Kontinent vielleicht auch genau auf dem Stand wie es 1935 Ilf und Petrow waren, als sie gemeinsam Amerika bereisten. Die zwei berühmten russischen Autoren, die ihren Durchbruch mit dem Doppelroman „Zwölf Stühle/Das goldene Kalb“ hatten, unternahmen die Reise als Korrespondenten der Zeitung Prawda. Noch nie habe ich einen so fantastischen Reisebericht gelesen, der mit viel Humor und Zugewandtheit Amerika beschreibt.

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Rainer, Ulrike
151 |

Kandidatenkür der Republikaner in den USA

Obama's Gegner bringen sich in Stellung. Ihr einziger Programmpunkt heißt: Weg mit Obama!

In einem Jahr wissen wir, ob wir hier die Hände vor Verzweiflung ringen oder erleichtert aufseufzen. Das kann vorläufig niemand vorhersehen. Noch ist alles offen. Da die Republikaner das schamlos prahlerisch zugegebene einzige Programm vertreten, Obama aus dem Amt zu jagen, komme was wolle und egal, was es im Land dringend an echten, ernsten  Problemen zu lösen gäbe, verkommt der sogenannte Wahlkampf seit mindestens letztem Frühjahr zum Komödiantenstadel. Die Comic Zeichner haben Hochkonjunktur. [...] Es gibt zudem ein trauriges Phänomen, dass die Armseligkeit der Presse in immer grelleres Licht rückt. Täglich erscheinen Kandidaten, egal welchen Unsinn sie verzapfen, im Fernsehen und werden von der eitlen Wichtigtuerei der Interviewer…

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149 |

Mathew D. Rose im Interview

Über Korruption, Sponsoring und Finanzierung von Parteien

In Beitrag 107 >>Die Macht des Lobbyismus<<  hat schwarz-auf-weiss  das Buch von Mathew D. Rose besprochen und vorgestellt.

Unser Fazit war: Kaufen und Lesen! Denn: "Korrupt liest sich wie ein Polit-Krimi, nur ist das Thema von Mathew D. Rose nicht die Fiktion, sondern die Realität und die Gegenwart." - Der in Berlin lebende Journalist Mathew D. Rose wurde 1954 in New York geboren, ist Historiker und arbeitet seit Jahren in Deutschland.

schwarz-auf-weiss hatte Gelegenheit, ein ausführliches Interview mit dem Autor zu führen.

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Hoppe, Felicitas
147 |

Lösung: Liebe

Heinrich von Kleist zum 200sten Todestag

Heute vor 200 Jahren nahm sich der Schriftsteller Heinrich von Kleist zusammen mit Henriette Vogel am Kleinen Wannsee zwischen Berlin und Potsdam das Leben.

Das wird offenbar und exzessiv zum Anlaß genommen, zahlreiche Gedenkveranstaltungen und Lesungen zu zelebrieren, wie man einer Pressemeldung des internationales literaturfestival berlin entnehmen kann. Dort heißt es: "am 21. November 2011 liegt die Selbsttötung von Heinrich von Kleist 200 Jahre zurück. An diesem Tag wird Heinrich von Kleist mit einer weltweiten Lesung geehrt. Zu der außerordentlichen Initiative des worldwide readings, zu der die Heinrich-von-Kleist-Gesellschaft in Kooperation mit dem internationalen literaturfestival berlin aufgerufen haben, sind bereits mehr als 130…

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Rainer, Ulrike
146 |

Lachen garantiert

Besprechung zu GRÜNES EI MIT SPECK

Wenn ich frage, ”und wer kennt Dr. Seuss”, schießen sofort alle Hände in die Höhe, denn den kennt fast jedes amerikanische Kind. Immerhin haben sich über 222 Millionen seiner Bücher verkauft. Kein Wunder, denn die Texte, Verse und dazugehörigen farbprächtigen Illustrationen dieses begnadeten Künstlers sind sowohl für Kinder als auch Erwachsene unwiderstehlich.

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Dörwald, Uwe
143 |

Die Macht des Lobbyismus

Vom Ausverkauf demokratischer Werte

Korrupt liest sich wie ein Polit-Krimi, nur ist das Thema von Mathew D. Rose nicht die Fiktion, sondern die Realität und die Gegenwart.

Die Missstände und die für eine demokratisch organisierte Gesellschaft zersetzenden Strukturen mit klaren Worten und guten Belegen zu beschreiben, ist ein klares Verdienst des vorliegenden Buches. Es geht um ein effektives "Netzwerk von Kreuzbeteiligungen und Verflechtungen"; gemeinhin heißt dies Filz.

Es geht um den >>prize of souls<<... thou art virtue, fame, honour, and all things else...und um die Frage, inwieweit wir unser Handeln contrecoeure ausrichten können. Denn: Mit Gold kann man die Seele kaufen, [...], also nicht nur die Menschen zwingen, etwas gegen ihren innersten sittlichen Antrieb zu tun,…

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van Berkel, Jan
142 |

X-Terra WM 2011: Ist das ein echter Sieger?

Abwägungen zwischen juristischen und sportlich-gesellschaftlichen Wertvorstellungen.

Nach dem Sieg von Michael Weiss (AUT) bei der X-Terra WM in Maui (Hawaii) mehren sich die emotionalen Kommentare. Eine Statusaufnahme der sportlich-gesellschaftlichen sowie juristischen Elemente. 

Juristische Würdigung des Falles - Michael Weiss hat die Ziellinie in Maui als erster regelkonform überquert. Es liegen momentan keine, weder im Vorfeld noch im Zielbereich durchgeführte, positive Dopingbefunde vor. Er gilt somit, vorbehaltlich der Resultate der Dopingtests im Ziel, als offizieller Sieger des Rennens. Michael Weiss ist X-Terra Weltmeister.

Ist doch alles eine klare Sache, oder? Warum dann die Aufregung?

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
140 |

Von Menschen und Notizbüchern

HARRIET - Spionage aller Art

Harriet wächst wohl behütet auf. Sie ist Einzelkind und lebt mit ihren Eltern, ihrem Kindermädchen Ol' Golly und der immer etwas mürrischen Köchin in einem großen Haus in New York. Harriet ist elf Jahre alt und hat sehr genaue Vorstellungen von ihrer Zukunft. Sie will Schriftstellerin oder Spionin werden. Spionage betreibt sie bereits jetzt gründlich und ausdauernd, ein ständiger Begleiter ist hierbei ihr kleines Notizbuch, welches sie immer bei sich führt und in das sie alles aufschreibt, was ihr auffällt und was ihr wichtig erscheint.

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Dörwald, Uwe
138 |

"Unternehmen Wahnsinn"

Blinder Aktionismus und leere Worte

Aktionismus und hohle Worte scheinen heute und in vielen Unternehmen zum Standardrepertoire zu gehören. Zeit zum (Nach- und Durch-) Denken gibt es immer weniger, obwohl „der mündige Bürger die Sehnsucht nach Führung eigentlich begrenzen“ sollte. Die Management- und Organisationsberaterin Theresia Volk, die eine geisteswissenschaftliche Ausbildung hat, was sich wohltuend bemerkbar macht, beschreibt in ihrem Buch, das intelligent, klug und nicht nur lesenswert, sondern auch lesbar geschrieben ist, die Differenz, die vielfach zwischen Wunsch und Wirklichkeit in der Welt der Unternehmen besteht.

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Dimmers, Jan
137 |

Über "Atemschaukel" von Hertha Müller

Hermeneutik in einer hermetischen Welt

In diesem Essay bin ich nicht dabei, eine Kritik der Atemschaukel zu schreiben. Ich schreibe nicht, um für mich selbst und anderen klar zu machen, wie gut oder schlecht ich das gelesene Buch finde. Hier wird mehr der Akt des Lesens als Lesestrategie und Leseabenteuer hervorgehoben. Ich wandere nur durch eine textuelle Landschaft hindurch, wo ich Angst und Einsamkeit kennenlerne.

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
135 |

Einfältige Vielfalt – vielfältige Einfalt

Die Bachelorisierung des Studienangebots

Teildisziplinen werden zu eigenständigen Fächern, somit kann man endlich orientiert an den eigenen Neigungen studieren, ohne sich mit den anderen ärgerlichen Pflichtauflagen herum zu quälen. Bald wird es sicherlich möglich sein, Informatik gänzlich ohne Mathematik zu studieren, vielleicht auch Deutsch ohne Grammatik. Auch Pädagogik wird es irgendwie ohne Didaktik geben, denn sonst könnte man ja auch gleich Didaktik studieren. Viel besser sind aber die noch konkreteren und anregenden Studiengänge wie beispielsweise 'Abenteuer- und Erlebnispädagogik', 'Alternde Gesellschaften', 77 betriebswirtschaftliche Bindestrich-Varianten, Caritaswissenschaft, E-Learning und Medienbildung.

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Bauer, Joachim
134 |

Aggressivität und Gewalt in der Schule

Was kann man tun?

Der „zuverlässigste“ Auslöser von Aggression ist die Zufügung von Schmerzen. Wer die Schmerzgrenze tangiert, wird Aggression ernten. Ein entscheidender Durchbruch zum Verständnis der menschlichen Aggression war die erst vor wenigen Jahren gemachte Entdeckung, dass die Schmerzzentren des menschlichen Gehirns nicht nur auf körperliche Schmerzen, sondern auch auf soziale Ausgrenzung und Demütigung reagieren. Dies erklärt, warum nicht nur körperliche Schmerzen Aggression auslösen, sondern auch Ausgrenzung und Demütigungen.

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Dimmers, Jan
132 |

Doppelspionage

Summa Theologiae der Doppelspionage

Die olympischen Götter haben, in der Langeweile ihrer Unsterblichkeit, unbändig gelacht. Ein seriöses Gespräch im Himmel, wie zum Beispiel über Hiob, Odysseus und Faust, hat es über mich aber nicht gegeben. Der letzte Veranstalter so eines Gespräches, der entschlafene Harry Mulisch, konnte auch nach seiner Entdeckung des Himmels nichts für mich tun.

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Dörwald, Uwe
131 |

Vom lebendigen Geist zum gebrochenen Herz

Aus Anlass von Richard Münchs Studie "Akademischer Kapitalismus"

Vom lebendigen Geist zum gebrochenen Herz - so könnte man - augenzwinkernd und leicht pathetisch - sowie kurz und bündig die Entwicklung der Universität seit dem Start der Bologna-Reform beschreiben, wenn die Lage nicht ernst und ein Verlust zu beklagen wäre.

Ohne Not, wie viele und insbesondere Geisteswissenschaftler bemerken, entwickelt sich die Universität weg von einer Institution, in der die Freiheit der Forschung als eigenständiger Wert hoch gehalten wurde, hin zu einem Unternehmen, das Bildung und Bildungszertifikate verkauft.

Bedenkenswert ist diese Reform deshalb, weil es "keinen >>wissenschaftlichen<< Beweis dafür gibt, dass bei der Einführung ökonomischer Steuerungsmodelle in nichtökonomische Felder tatsächlich offene Märkte…

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Kiss, Endre
129 |

Die mögliche Geschichte der Globalisierung

Die mögliche Geschichte der Globalisation in den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts

Es versteht sich von selbst, dass die partikulären Interessen von China unter keinen Umständen universal genannt werden dürfen. Es fällt aber auf, dass diejenige Formulierungen, die in der Literatur in Verbindung mit Chinas internationalen Schritten auftauchen, auf das „gegenseitige Vertrauen”, auf die „Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten” von anderen, sowie auf die Realisierung von „gegenseitigen Vorteilen” begründet sind. In die entsprechenden Zusammenhänge gestellt, weisen diese an sich partikulären Zielsetzungen bereits auch universale Elemente auf, da sie die Momente des offen Ideologischen, der Neudefinition der Begrifflichkeit der internationalen Politik, des Identitätstranfers, der Missionierung bewusst nicht enthalten,…

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Münch, Richard
127 |

Sieger und Besiegte

Wie der ökonomische Wettbewerb um Geld und Prestige zunehmend den wissenschaftlichen Wettbewerb um Erkenntnisfortschritt kolonisiert

|RICHARD MÜNCH| Kernstück der Reformen in der Gegenwart ist die Umgestaltung von Hochschulen in Unternehmen, die untereinander um Geld und Prestige konkurrieren. Dabei wird systematisch übersehen, dass der verschärfte Wettbewerb um Ressourcen die Funktionsbedingungen des genuin wissenschaftlichen Wettbewerbs um Erkenntnisfortschritt außer Kraft setzt. 

schwarz-auf-weiss dankt Richard MÜNCH für die Überlassung des Textes.

Bibliografischer Hinweis: Der Text ist zuerst erschienen in: Forschung & Lehre, Jahrgang 18, Heft 7/11, S. 512-514 (Juli 2011)

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Grenzland

oder eine Geschichte des Erwachsenwerdens

Agnes ist intelligent und fleißig, die kleinen Schwestern nerven - auch das ist ganz normal. Die Langeweile, ein seltsames Gefühl stellt sich manchmal ein, etwas woran ich mich selbst sehr gut erinnere, die Phase der Tagträume und die langen Blicke aus dem Fenster, anstatt die Vokabeln zu lernen. Agnes beginnt, nachts schlecht zu schlafen, sie versucht diese Wachphasen heimlich mit Fernsehen zu überbrücken. Sie zappt sich wahllos durch die Programme und wählt blind den Kanal 87 der eigentlich unprogrammiert ist. In dieser einen Nacht ist es anders.

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Kiss, Endre
125 |

Die Philosophie der Krise

Ein Beitrag zu einer Theorie der Globalisierung

Die Momente der Staatsverschuldung und der Weltwirtschaftskrise aktualisieren gleicherweise die Problematik des modernen Staates. [...] Diese ganze Problematik ist in der Tat eine historische. Zu ihrer Vergegenwärtigung ist eine Portion historischen Denkens unerlässlich notwendig.

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Rainer, Ulrike
124 |

The Underground Railroad

Der Weg in die Freiheit

Vergessen wir nicht, dass sich damals die Feder mächtiger als das Schwert erwies. 1852 wurden innerhalb eines Jahres in Amerika dreihunderttausend Exemplare von Sklaven verkauft. In England waren es über eine Million.

Zehn Jahre später, so sagt die unbestätigte Überlieferung, soll Abraham Lincoln Harriet Beecher Stowe mit den Worten empfangen haben: “Ist das die kleine Frau, die diesen großen Krieg veranlasst hat?"

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Rainer, Ulrike
123 |

Attentate - Waffen - Meinungsfreiheit

Was gibt’s sonst Neues aus den USA? Déjà vu und wie gehabt

Die Motive für die Ermordung von 33 Amerikanern im öffentlichen Amt, einschließlich der vier Präsidenten, reichen von Rivalität und politischer Gegnerschaft bis zu den Handlungen Wahnsinniger. Sidney Dorsey, Sheriff in Georgia ließ 2000, nachdem er die Wiederwahl an Derwin Brown verloren hatte, diesen durch seinen Deputy erschießen. Präsident William McKinley wurde durch eine Kugel aus dem Revolver des Anarchisten Leon Czolgosz getötet. Kongressmitglied Leo Ryan (California) wurde 1978 von Mitgliedern der Sekte “Peoples Temple” auf dem Flugplatz von Jonestown, Guyana, niedergemäht. Tatsache ist, dass 29 der durch Attentate Umgekommenen erschossen wurden.

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Bontrup, Heinz-J.; Massarrat, Mohssen
122 |

Arbeitszeitverkürzung und Ausbau der öffentlichen Beschäftigung jetzt!

Manifest - zur Überwindung der Massenarbeitslosigkeit

Die Thematik des auch an dieser Stelle publizierten Beitrags empfinden wir als wichtig. Denn es muss "Kümmerer" geben, die die Dinge ansprechen und beschreiben, wie sie sind, und die sich einsetzen für die Menschen am Rand, die entweder nur eine kleine oder keine Lobby in unserer Gesellschaft haben, zumal die im MANIFEST beschriebenen Probleme unsere Gesellschaft und ihre Verfassung als ganze betreffen.

Wenn dies dazu beiträgt, die Zukunft der Gesellschaft in eine gerechtere Richtung zu gestalten, dann kann dies nicht falsch sein. Die hier angesprochenen Themen gehören ebenso auf die politische Agenda und sind mindestens ebenso dringlich wie die Debatten über die erforderliche Energiewende oder über den Klimaschutz.

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Dörwald, Uwe
121 |

Alternativlos bleibt die Kritik

Zum Memorandum 2001

Alternativlos hieß das Unwort des Jahres 2010. Folgt man dem Germanisten H.D. Schlosser bedeutet alternativlos: „es lohnt sich nicht mehr, darüber zu reden. Das ist in der Politik gefährlich.“

In diesem Zusammenhang ist es wichtig zu sehen, dass es „in den Unternehmen und Verwaltungen immer weniger Mitbestimmung gibt. Autokratische und paternalistische Führungsstile sind an der Tagesordnung.“ Solange sich an diesen Verhältnissen und an der Tendenz zu einer Re-Feudalisierung der Gesellschaft (Stichworte sind hier: Lobbyismus, Korruption und Vetternwirtschaft) nichts ändert oder bewegt,  solange wird die Wirtschaft mit ihrer Ideologie des Neoliberalismus der Politik erfolgreich Vorgaben machen.

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Der süsse Brei

oder: Der Fluch der Endlosschleife

Süßer Hirsebrei, wie in dem bekannten Grimmschen Märchen, ist heute wohl kaum noch das Lebensmittel der Wahl, und man muss kein Gourmet sein, um bei Hirsebrei das Gesicht zu verziehen. Aber trotz allem sind wir heute mehr denn je von süßem Brei umgeben, von einem medialen klebrigen Einheitsbrei, der sich ausbreitet, als sei der Ausschalteknopf abhanden gekommen. In unserer Berieselungswelt rollt der süße Konsumbrei auf allen Kanälen über uns hinweg, um uns herum und droht, uns zu ersticken. Die Fülle und Dicke und Zuckerwattensüße droht jeden kritischen Geist früher oder später zu verkleben. Der Unterschied zum Märchen allerdings besteht darin, dass es nicht zu schaffen ist, sich durch den Brei hindurchzulesen, ...

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Den Dunklen zu hell - den Hellen zu spanisch

Wie es ist, wenn man die "falsche" Hautfarbe hat

Eines Nachts machen sich die Freunde auf den Weg und trampen nach Wisconsin, 1000 Meilen von New York entfernt. Für die zwei New Yorker scheint sich eine neue Welt aufzutun. Hier gibt es Bäume und Vögel und Sterne, die man nachts ganz wahnsinnig hell leuchten sehen kann. Es ist eine Ruhe und ein komplett anderes Dasein, es ist kaum begreiflich, dass diese andere Welt nur 1000 Meilen von New York entfernt existiert. Die Sorgen fallen von Rico langsam ab.

Ein Jahr bleibt er bei Gilberto auf der Hippiefarm, der Preis ist hart, denn neben einem Job als Nachttankwart ist er es, der die Plumsklos der Farm reinigen muss.

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Kiss, Endre
108 |

Neoliberalismus und Postmoderne

Die Symmetrie von Neopositivismus/Neoliberalismus und Postmoderne als Herausforderung für neue Ansätze in der Wissenssoziologie

Was aber in der Allgemeinheit noch problemlos ausschauen kann, erweist sich auf der Ebene der Einzelheiten, aber auch auf derselben des methodischen Vergleichens als problematisch, wenn nicht gerade als extrem. In der ganzen philosophischen Tradition lassen sich nämlich diese beiden symmetrischen Neuregelungen als Phänomen in dieser Form nicht ausweisen. Diese an die klassischen Ideologien erinnernde Suggestion der einzig richtigen Verfahrensweise, der Wille, die eigene Begriffskonstitution nicht in der Richtung der möglichen kommunikativen Diskursbildung voranzutreiben, vielmehr jegliche andere mögliche Begriffskonstitution zu marginalisieren, wenn eben nicht intellektuell zu kriminalisieren, kann in der gesamten philosophischen Tradition…

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Dörwald, Uwe
106 |

Love it, change it or leave it!

Veraltete Strukturen und verstaubte Systeme

In manchen Verwaltungsstrukturen sind demokratische Verhältnisse sowie innovative Konzepte der Mitarbeiterführung, in denen der Mitarbeiter als Erwachsener mit eigenen Zielen und Ideen geachtet wird, weder angekommen noch erwünscht. Offenheit und Modernität stehen hier nur in Imagebroschüren. Insbesondere die junge Generation, die man gerne (be-)halten und an die strukturschwachen und durch die demographische Entwicklung bedrohten Regionen binden möchte, und gut ausgebildete Fachkräfte kehren diesen Regionen, die langweilig, nicht innovativ und unterschwellig intolerant sind, den Rücken, sobald sich eine passende Gelegenheit bietet.

Eine schöne Landschaft und das Eigenheim im Grünen reichen eben als alleinige Bindung für innovative und…

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Paech, Niko
105 |

Produkte und Technik in einer Postwachstumsökonomie

Ideen für nachhaltige Entwicklungs, Produktions- und Nutzungsstrategien

Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass es nicht gelingen kann, ökonomische Wertschöpfung systematisch von ökologischen Schäden und materiellen Ressourcenverbräuchen zu entkoppeln (vgl. Paech 2009a, 2010). Als einzige Alternative verbleibt daher eine „Postwachstumsökonomie“ (Paech 2009).

schwarz-auf-weiss dankt Niko Paech und Werner Zentner vom BdWi-Verlag (www.bdwi.de) für die Überlassung des Textes.

Bibliografischer Hinweis: BdWi-Studienheft 7: BdWi, fzs, GEW, ÖH, NatWiss (Hg.): Wege und Irrwege in die Wissensgesellschaft. Forschungspolitik zwischen Standortsicherung und gesellschaftlicher Verantwortung, Marburg 2011

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Alt, Franz
103 |

Die erneuerbaren Energien brauchen Vorfahrt und Mutmacher 3

Arbeitgeber Umwelt

Franz ALT stellt schwarz-auf-weiss dankenswerter Weise drei lesenswerte Beiträge zur Verfügung, die sich mit der Zukunft der erneuerbaren Energien und der Notwendigkeit einer Energiewende befassen. Diese Wende kann nur dann gelingen, wenn alte und verkrustete Strukturen (und politische Allianzen mit den großen Stromversorgern) aufgebrochen werden.

Wie der im Herbst 2010 verstorbene SPD-Politiker Hermann SCHEER, der ein mutiger Streiter und Vorkämpfer für die erneuerbaren Energien war und der das überaus lesenswerte Buch "Der energethische Imperativ" geschrieben hat, ergreift auch der Jounalist Franz ALT in seinem Buch "Gute Geschäfte" Partei für den Ausbau der erneuerbaren Energien und für eine öko-soziale Marktwirtschaft.

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Alt, Franz
101 |

Die erneuerbaren Energien brauchen Vorfahrt und Mutmacher 2

Die Stadt von Morgen

Franz ALT stellt schwarz-auf-weiss dankenswerter Weise drei lesenswerte Beiträge zur Verfügung, die sich mit der Zukunft der erneuerbaren Energien und der Notwendigkeit einer Energiewende befassen. Diese Wende kann nur dann gelingen, wenn alte und verkrustete Strukturen (und politische Allianzen mit den großen Stromversorgern) aufgebrochen werden.

Wie der im Herbst 2010 verstorbene SPD-Politiker Hermann SCHEER, der ein mutiger Streiter und Vorkämpfer für die erneuerbaren Energien war und der das überaus lesenswerte Buch "Der energethische Imperativ" geschrieben hat, ergreift auch der Jounalist Franz ALT in seinem Buch "Gute Geschäfte" Partei für den Ausbau der erneuerbaren Energien und für eine öko-soziale Marktwirtschaft.

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Alt, Franz
100 |

Die erneuerbaren Energien brauchen Vorfahrt und Mutmacher 1

So ist unsere Erde zu retten

Franz ALT stellt schwarz-auf-weiss dankenswerter Weise drei lesenswerte Beiträge zur Verfügung, die sich mit der Zukunft der erneuerbaren Energien und der Notwendigkeit einer Energiewende befassen. Diese Wende kann nur dann gelingen, wenn alte und verkrustete Strukturen (und politische Allianzen mit den großen Stromversorgern) aufgebrochen werden.

Wie der im Herbst 2010 verstorbene SPD-Politiker Hermann SCHEER, der ein mutiger Streiter und Vorkämpfer für die erneuerbaren Energien war und der das überaus lesenswerte Buch "Der energethische Imperativ" geschrieben hat, ergreift auch der Jounalist Franz Alt in seinem Buch "Gute Geschäfte" Partei für den Ausbau der erneuerbaren Energien und für eine öko-soziale Marktwirtschaft.

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Dörwald, Uwe
98 |

Die Spätzle-Connection

Seilschaften und Gutsherren

"Die moderne Freiheit ist wesentlich Freiheit von der Politik." (H. Ritter)

Baden-Württemberg, das „Musterländle“, ist ein schönes Fleckchen Erde unter dem bestirnten Himmel. Hier gibt es wunderbare Landschaften auf der einen Seite und auf der anderen Seite – verteilt über das Land – eine große Anzahl mittelständischer Unternehmen, die man mit ihren spezifischen Produkten getrost in die exklusive Riege der Weltmarktführer einordnen kann. Das Land ist geprägt von fortschrittlichen Unternehmen und weltoffenen Unternehmern, die sich behaupten müssen und können, wie von Strukturen, die aus einer anderen Zeit zu stammen scheinen, die aber nicht mehr in die heutige Zeit passen.

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anonym
97 |

Synergieeffekte der Arbeitsmarktpolitik

Wie Bildungsträger das Personal zum eigenen Klientel machen

Personal beim Bildungsträger ist (fast) immer befristet angestellt oder direkt nach Auftragslage unverbindlich auf Honorarbasis beschäftigt.

Bildungsträgerpersonal erhält auf diese Weise und bei bildungsträgerkonformer Führung alle paar Monate neue Arbeitsverträge, sofern es neue Aufträge gibt. (Gibt es diese nicht, muss sich der Arbeitnehmer beim Konkurrenz-Bildungsträger bewerben, denn irgendein Bildungsträger hat die Aufträge erhalten). Dies hat für Bildungsträger den Vorteil, Arbeitnehmer sehr schnell freisetzen zu können, wenn er weniger Personal benötigt, weil er vielleicht die eine oder andere Ausschreibung nicht gewonnen hat. Für den Arbeitnehmer hat es erhebliche Nachteile, nicht nur privat - keine Planungssicherheit, keine…

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Dörwald, Uwe
95 |

Philosophie ist kritisches und lebendiges Denken

Über Freiheit, Kritik u. Denken

"... aber der Mensch, der nicht denken gelernt hat, der aus den kurzen, den üblichen Verbindungen des Vorstellens nicht herauskommt, fällt ins ewig Gestrige. Er wiederholt, was andere wiederholt haben, er treibt im Gänsemarsch der Phrase. ..."

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Kiss, Endre
94 |

Politik in Ungarn

Postsozialistische Politik als Narrativum in Ungarn

Der Abstand zwischen Politik bzw. politischer Klasse und Lebenswelt vergrößert sich zunehmend. Dafür sind viele Gründe verantwortlich: Lobbyismus, das Bestreben der politischen Klasse ihre Macht zu erhalten, ein Mangel an Transparenz von Entscheidungen, ein Mangel an Mut Entscheidungen zu treffen u.v.a.m. Endre Kiss beschreibt und analysiert in seiner kleinen Studie die (politischen) Strukturen Ungarns in der jüngsten Vergangenheit.

 

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Rainer, Ulrike
92 |

Hiob

Und die Morgensterne brachen aus im Lied, und die Engel jauchzten vor Freude

Unter der schönsten Lyrik in der Literatur, die ich kenne, ist die Stimme Jahwes, die Hiobs Fragen nach dem Sinn der menschlichen Existenz unbeantwortet lässt und bloß Fragen gegen Fragen stellt.

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Kiss, Endre
90 |

Quark gab es immer

Moskauer Eis – oder der wohl beste Roman über die postkommunistische Transformation

Die Gestalt Klaus Kobes verkörpert die Geschichte einer Lebenswelt. Durch seine Figur wird aber auch eine realistische, philosophische, absurde und letztlich auch ironische Dimension sichtbar -  der Mensch ist doch, was er tut, etwas prosaischer ausgedrückt: er wird durch seine Arbeit mit seiner kleineren und grösseren Umwelt verknüpft.

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Dörwald, Uwe
89 |

Widrigkeiten des Alltags

Über die zermürbende Macht von Systemen und Strukturen

Es sind (mitunter) die Strukturen, die (uns) zermürben. Die Macht liegt in Systemen und Strukturen. Und "umfangreiche Kompendien des Ordnungsrechts sowie Verwaltungsvorschriften sind ihre Stütze und ihr Raster. Macht übt aus, wer besagte Instrumente als Mittel nutzen kann, um Verfahrensdruck zu erzeugen und zu erhöhen. Die Erhöhung des Drucks, die sich für Mitarbeiter in Institutionen insbesondere durch chronischen Zeitmangel zeigt, ist dabei besonders wichtig. Denn Zeitdruck verhindert systematisch das kritische Nachdenken und eine ausgiebige Beschäftigung mit einem Thema. Dieser Zeitdruck schleift auch Querköpfe rund und erzieht zur Angleichung, wenn nicht sogar zur Anpassung an das jeweilige System. Offenheit, eine offene Gesellschaft…

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Westerhoff, Nikolas
87 |

Kreativitätsmythen auf dem Prüfstand

Unfug oder Kreativität?

Streich zehn Freunde aus Deiner Facebook-Liste und Du bekommt einen „Doppel Whopper“ gratis! Mit diesem Einfall überraschte die Fast-Food-Kette Burger King vor einiger Zeit die Social-Network-Community. Was ist diese Idee nun: idiotisch, kindisch, kreativ? Das lässt sich – vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet – schwer beurteilen.

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
85 |

Achtung! Comic!

Such dir was aus, aber beeil dich! Kindsein in zehn Kapiteln (Texte u. Bilder / Nadia BUDDE)

Dieses schwungvolle Buch im wilden - schrillen  - gelben Pappschuber mit den irrwitzigsten Figuren darauf verrät schon von außen: hier geht es nicht zimperlich zu, auch nicht unbedingt im landläufigen Sinn schön, denn nein, die Figuren sind wirklich nicht das, was man unter Märchenprinzessinnen und Prinzen versteht.

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Haaf, Leonhard
83 |

Das magische Dreieck der Energietransformation

Neue Technologien, Neue Kultur und politische Gestaltung.

Nur bei Berücksichtigung aller 3 Elemente kann das Energiesystem schnell genug verändert werden, um noch größere Verwerfungen durch den Klimawandel, durch Ressourcenkriege oder zivilisatorische Katastrophen zu vermeiden.

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Rainer, Ulrike
81 |

Zwischenwahl am 2. November 2010 in den USA

Es geht um die Wurst

Obwohl der Präsident immerhin weitgreifende Veränderungen zum Guten durchgesetzt hat, nicht selten gegen schwere Opposition, haben wir es seit Monaten mit einem Vorwahlkampf zu tun, der weder Fakten noch Vernunft gelten lässt, sondern mit der Verbreitung von irrationaler Furcht und unverfrorenen Lügen arbeitet. Es scheint, dass - wenn man Lügen oft genug wiederholt - sie irgendwann “Wahrheit” werden.

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Kiss, Endre
79 |

Globalisierung und Gesellschaftstheorie

Mögliche Konsequenzen der Globalisierung auf die Theorie der Gesellschaft

1989 publizierte Francis Fukuyama seine auf einen Schlag weltberühmt gewordene Studie über das "Ende der Geschichte". Zu dieser Zeit existierte noch die Sowjetunion als Megastaat. Fukuyama machte hier den ersten Versuch, um jenen historischen Prozess in einen universalgeschichtlichen Rahmen zu stellen, den man seit 1985 als "Glasnost" und später schon als "Perestrojka" kennengelernt hatte.

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Ackermann, Ulrike
77 |

Die individuelle Freiheit

Das kostbarste Gut unserer Zivilisation

Vor gut zwanzig Jahren, 1989, kämpften die Bürger in Ostmitteleuropa nicht nur für Bürgerrechte, sondern auch für Eigentumsrechte. Sie wollten politische, wirtschaftliche und individuelle Freiheit, Demokratie und Kapitalismus. Sie wollten die Wahlmöglichkeiten, ihr Leben von eigener Hand zu gestalten und damit ihre bis dahin staatlich enteigneten Biographien zurückerobern. Von diesem Aufbruch in die Freiheit ist heute nichts mehr zu spüren. Mit der Wirtschaftskrise ist auch die Freiheit in die Krise geraten.

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Rainer, Ulrike
75 |

Ovids Metamorphosen

Griechische Götter und Verwandlungen

Die griechischen Götter sind keinen Deut besser als die Menschen, bloß Verbrecher, die der Strafe entgehen.

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Türme, Paläste, Kathedralen

oder eine manchmal langatmige, aber immer lehrreiche Zeitreise durch die Geschichte der Architektur

Ich melde mich erst jetzt wieder, weil ich von einer sehr langen und turbulenten Reise zurückkehre. Ich habe mit den Zwillingen Iris und Martin eine Zeitreise durch die Geschichte der Architektur gemacht. [...] Nun also geht es durch die archetektonischen Sehenswürdigkeiten. Die Reisenden beginnen bei der Cheops-Pyramide, gelangen dann zum Turm von Babylon, weiter zum Palast von Knossos, dann zur Akropolis, um anschließend das Kolosseum und das Pantheon zu bewundern.

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Rainer, Ulrike
70 |

Obamas Jahresbilanz (Teil 2)

Smarte Frauen, wuchernde Pfunde und schnelle Nonnen mit Flip-Flops

Es muss für Obama Tage geben, in denen er sich sowohl mit Sisyphus als auch mit Herkules identifizieren möchte. Stein, Stall oder beides. Während die groß angelegten Reformen wie, z.B. zurzeit die des Bankwesens, ihre Zeit brauchen, wenden wir uns näher liegenden Dingen zu.

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Böttcher, Wolfgang
68 |

Chancenungleichheit als Herausforderung

Oder: Wie an einem Problem vorbei agiert wird

Dieser Beitrag skizziert ausgewählte pädagogische und bildungspolitische Maßnahmen, von denen man begründet eine Reduktion der Chancenungleichheit erwarten kann. Dies geschieht vor dem Hintergrund eines Bezugsrahmens, den ich als das „ökonomische Programm der Schulreform" bezeichne.

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Die Langerud Kinder

oder eine (scheinbar) unbeschwerte Kindheit

Wer Bullerbü gelesen und geliebt hat, der muss  „Die Langerud Kinder“ genauso lieben. Diese oder ähnliche Aussagen werden sich sicherlich finden lassen, wenn man über die Langerudkinder spricht.

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Rainer, Ulrike
64 |

Obamas Jahresbilanz (Teil 1)

Der Hase läuft

In seiner Wahlkampfrede (1912) sagte Theodore Roosevelt: ”Hinter der sichtbaren Regierung sitzt auf dem Thron eine unsichtbare Regierung, die dem Volk keine Treue schuldet und keine Verantwortlichkeit anerkennt. Diese unsichtbare Regierung zu vernichten, den gottlosen Bund zwischen korruptem Geschäft und korrupter Politik zu lösen, das ist die Aufgabe des Staatsmannes.”  Hundert Jahre später hat sich an dieser Herausforderung an den Präsidenten nichts geändert.

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Kiss, Endre
63 |

Ein Revolutionär mit Genauigkeit und Seele

Otto Bauer im Dritten Jahrtausend

 

„Nicht die große geologische Katastrophe hat die Welt umgebildet, nein die kleinen Revolutionen, im unmerklichen, nicht einmal mehr mit dem Mikroskop studierbaren Atome, die ändern die Welt, die erzeugen die Kraft, die sich dann in einem Tage in einer geologischen Katastrophe auslöst. Das Kleine, das Unmerkliche, das wir Kleinarbeit nennen, das ist das wahre Revolutionäre.“

 

Auch Otto Bauer wurde von der zweifachen Aussperrung überholt. Einerseits sperrte ihn der 1917 zur Macht kommende Leninismus kurzweg als „nicht-bolschewistisch” aus, während Richtungen, die zum rechten Lager gehört haben, es nie vergessen haben, dass er nicht nur links, sondern auch noch revolutionär war. So wirkte sich diese Ausgrenzung gleichzeitig auch als …

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
62 |

Grimpel

oder das entschieden andere Leben

Wer heißt schon Grimpel? Und wer weiß nur so ungefähr, wie alt er ist, weil seine Eltern so vergesslich sind? Von Anfang an wird klar, bei Grimpel geht nicht alles so, wie man sich das als ungefähr acht- oder neunjähriger Junge vorstellt. Nein – Grimpel führt ein entschieden anderes Leben.

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Wichterich, Christa
61 |

Prekär ist ganz normal

Was im Süden die Regel ist, bleibt im Westen nicht die Ausnahme

Bezahlte Arbeit wird knapp, dafür hat die Prekarisierung der Arbeitenden Hochkonjunktur. So ungefähr stellt sich der Wandel auf dem Arbeitsmarkt in den westlichen Industrieländern dar. Doch was neoliberale Politik im Westen erst durchsetzen musste, ist im globalen Süden schon lange üblich.

Die ungekürzte Originalfassung des Beitrags ist in der Zeitschrift zwischen Nord und Süd - iz3w 309 (Nov./Dez. 2008) - erschienen.

 

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
120 |

Hodja

oder der fliegende Teppich der Phantasie

Vorab muss ich etwas über das Äußere sagen, denn - das Auge liest mit!

Dies ganz besonders bei der im Fischer Verlag erscheinenden Kinder- und Jugendbuchreihe „Die Bücher mit dem blauen Band“, die Tilman Spreckelsen liebevoll zusammenstellt und welche auch genau so liebevoll aufgemacht ist. Die Bücher, alle in blaues Leinen gebunden und mit einem blauen Kapitalbändchen versehen, sind ein reiner Augenschmaus, was den Lesegenuss noch erhöht!

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Kiss, Endre
119 |

Über den verbleibenden Geist in den sozialen Systemen

Hegels Strukturierung im Bereiche des objektiven Geistes

Die Erfahrungen der heutigen Stunden der Weltgeschichte würden viele auch inhaltlich zur Hegelschen Einstellung missionieren, die aktuellen Erfahrungen der historischen Stunde schaffen eine hermeneutische Situation, in welcher Hegels konsequente Gegenüberstellung der abstrakten Reflexion und der konkreten Freiheit mit Notwendigkeit eine sehr starke Räsonanz hervorrufen müssen.

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
118 |

Schneller ist besser!

Zum Wachstumsbeschleunigungsgesetz - Turbulenzen zum Jahresende

Noch immer scheint vermeintliche Rettung für desaströse Zustände in der Beschleunigung zu liegen. Allein die Tatsache, dass Menschen von einem zu hohen Tempo krank werden, reicht nicht aus, um die Bremse zu ziehen. Auch die Bücherberge zur Entschleunigung der Beschleunigungswelle können nicht wirken, da ja niemand mehr die Zeit hat, überhaupt noch ein ganzes Buch zu lesen. Aber das macht nichts, wir setzen weiter auf Beschleunigung, ein Wort in dem scheinbar so etwas wie Hoffnung mitschwingt. Es wird alles schneller besser werden. Daher setzen wir ja auch so hoffnungsfroh auf das Wachstumsbeschleunigungsgesetz.

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Rainer, Ulrike
117 |

Die Odyssee

Eine wunderbare Geschichte

Also fangen wir beim Anfang an, z.B., Homers Odyssee. Ich kann den Text zwar nicht auswendig, doch ich kenne ihn sehr gut, weil ich ihn in den letzten Jahren öfter unterrichtet habe, in den verschiedensten Übersetzungen. Trotzdem hat die Geschichte des vielgeplagten Manns der wunderlichsten Abenteuer nichts von ihrem Zauber verloren. Abenteuer- und Heimkehrergeschichten gibt es jede Menge, beschwerliche Reisen und kluge Helden, die sich am Ende behaupten, auch.

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Rainer, Ulrike
116 |

Moonwalkers

So laßt mich scheinen, bis ich werde: Moonwalkers

Es naht der zweihundertste Tag im Amt. Die Arbeitslast Obamas wird nicht leichter, die Probleme sind weiterhin größer als kleiner. Den ihm Wohlgesinnten geht alles nicht schnell genug,  und die Opposition nutzt jede Gelegenheit zum Haarespalten.

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Mondon, Christine
115 |

Hermann Broch oder die Idee des Menschen

Über Wertzerfall und Philosophie

Der Wertzerfall, die Unzulänglichkeit der Wissenschaft und der Technik, die spirituellen Bedürfnisse des Menschen zu stillen, führen manche Denker zur Behauptung, es sei notwendig, gegen die Mechanisierung der Welt zu kämpfen.

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Dimmers, Jan
114 |

Holland ein Frühlingsmärchen

Ich bin von der Königin der Niederlande getröstet worden

In diesem Text nimmt Jan Dimmers das Attentat (am Königinnentag 2009) auf die Königin der Niederlande zum Anlaß, um über die Pole der Toleranz zu berichten, zwischen denen sich die niederländische Gesellschaft der Gegenwart bewegt.

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Ms. Soon Ok Lee - North Korean prison camp survivor
113 |

Straflager und Folter in Nordkorea

Ein Augenzeugenbericht

During the first six months in the prison, I had worked briefly at all of the factories in the prison before I was finally assigned accounting work due to my background as an accountant. My routine responsibilities included updating prisoners' list by deleting the dead from it and adding new arrivals to it, allocation of meals and work quotas, updating work accomplished, collecting daily work reports, carrying new work instructions to all work sites, and so on.

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Der Projektpendler

Über den Charakter von Projekten

Ein Charakteristikum in der aktuellen Arbeitssituation ist der Projektcharakter, der den neuen Tätigkeiten anhaftet. Hier handelt es sich immer um Arbeit auf Zeit, aber an einem Projekt mitzuarbeiten suggeriert, an etwas Großem und Innovativem beteiligt zu sein. Und es lässt die Hoffnung entstehen, dass aus dem Projekt etwas unentbehrlich Wichtiges generiert wird. Angeschoben werden Projekte oft aufgrund politischer Interessen. Auf diese Weise können unverbindliche Testballons starten.

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Rainer, Ulrike
110 |

AMERIKA-EXTRA 11: Die ersten 100 Tage von B. Obama

Teil 11 (30.04.2009) - 101 Tage OBAMA

Der hundertunderste Tag ist angebrochen und dem Mann bleibt auch wirklich nichts erspart. Die Schweinegrippe hat ihm grad noch gefehlt wie das sprichwörtliche “hole in the head”. Wie weltweit vermerkt, sind die mythisch-magischen ersten hundert Tage Obamas über die Runden gebracht, und nebst der je kritischen je freundlichen Aufarbeitung dieser sehr jungen Vergangenheit polieren die Meinungsauguren bereits ihre Kristallkugeln, um über Zukünftiges zu unken.

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Rainer, Ulrike
107 |

AMERIKA-EXTRA 10: Die ersten 100 Tage von B. Obama

Teil 10 - Die Letzten - Indianer in den USA

Das mir unliebsamste Gespräch in der Runde österreichischer und deutscher Freunde und Bekannten folgt traumwandlerisch immer demselben Muster. Man redet wieder einmal über die längst nicht bewältigte Vergangenheit und den Holocaust, und irgendwann wirft garantiert jemand ein, „na, und die armen Indianer?”, halb als Alibi, halb als Schuldvergleich gemeint. Damit erübrigt sich jede weitere Diskussion, denn das Wissen um das Schicksal der ersten Bewohner des Nordamerikanischen Kontinents beruht oft auf nicht viel mehr als intensiver Karl May Lektüre. Die wenigsten US Bürger würden heute diese grauenhafte Geschichte der Dezimierung und Vertreibung leugnen, wenn sie auch selten an die Bewusstseinsoberfläche dringt.

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Rainer, Ulrike
104 |

AMERIKA-EXTRA 9: Die ersten 100 Tage von B. Obama

Teil 9 - Lehrjahre, zweiter Teil

Während Obama weltweit gute Stimmung zu verbreiten sich bemühte, nagten sich in so einigen Haushalten, in denen junge Menschen am Wettbewerb um einen guten Collegeplatz teilgenommen haben, die Schüler und ihre Familienmitglieder die Fingernägel wund. Es geht nämlich um die Zukunft. Per Brief oder e-mail erfahren im April Schüler, ob sie im College ihrer ersten Wahl gelandet sind. Beworben haben sie sich in mehreren. Die Plätze sind begrenzt, und wenn der sehnlichste Wunsch sich nicht erfüllt, dann gibt es vielleicht den Trostpreis der zweiten oder dritten Wahl. Am begehrtesten sind natürlich die Privatuniversitäten.

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Rainer, Ulrike
102 |

AMERIKA-EXTRA 8: Die ersten 100 Tage von B. Obama

Teil 8 - Lehrjahre, erster Teil

Obama macht Schule. Eigentlich ja noch nicht, denn jeder Präsident in den letzten
dreißig Jahren hat hoch und heilig versprochen, das öffentliche Bildungswesen
umzukrempeln, von Grund auf zu reformieren. Gelungen ist es noch keinem, denn das System ist tief verankert und voller Widersprüche. Die zu Weltuntergangsstimmung neigenden zitieren schon seit Jahren angeblich unbestechliche Statistiken, in denen die USA schlecht abschneidet.

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Rainer, Ulrike
99 |

AMERIKA-EXTRA 7: Die ersten 100 Tage von B. Obama

Teil 7 - Halbzeit

Mehr als die Hälfte der ersten Hundert Tage Obama’s ist nun vorbei. Wie steht es um ihn und mit ihm? Die Börse gleicht weiterhin einer Wippe, die maroden Autokonzerne kommen noch einmal mit dem Hut in der Hand nach Washington, um
vor dem Ruin gerettet zu werden, und der Betrüger Madoff, den, ihr erinnert Euch,
man als Teufelspuppe kaufen und dann zertrümmern kann, bekannte sich schuldig
und marschierte ab in den Knast. Fast die meiste Arbeitszeit widmet der Präsident, wie alle Welt weiß, der andauernden Wirtschaftskrise.

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Rainer, Ulrike
96 |

AMERIKA-EXTRA 6: Die ersten 100 Tage von B. Obama

Teil 6 - Manche sind gleicher

Vieles, was Obama in der Nacht vom 4.ten auf den 5.ten November 2008 in seiner
Rede sagte, ließ die Menschen aufhorchen, aber wahrscheinlich nichts so sehr wie die zwei Wörter “gay, straight”. Er ist der erste Präsident, der den Mut hatte, die
homosexuellen Mitbürger vor so großem Publikum öffentlich anzuerkennen. Man
sollte meinen, daß das heutzutage keine große Sache mehr ist. Aber in einem Land, in dem man die vom Süden über den mittleren Westen reichenden Staaten als Bible Belt bezeichnet, war diese Geste nicht selbstverständlich.

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Rainer, Ulrike
93 |

AMERIKA-EXTRA 5: Die ersten 100 Tage von B. Obama

Teil 5 - Mädchen und Frauen

Wenn es um Aussehen geht, haben alle Frauen im Allgemeinen immer noch einen
schweren Stand, besonders die im öffentlichen Leben. Von der Frisur über die
Garderobe bis zur Länge des Rocks läßt ihnen die Presse nicht nur nichts durchgehen, sondern kommt auch gleich vom Äußerlichen kühn zu Schlüssen über Charakter und Fähigkeiten. Aber überlassen wir solche läppischen Anliegen denjenigen, die nichts Besseres zu melden haben. Einer der klügsten Schachzüge Obamas war, der ehemaligen Rivalin Hillary Clinton ein hochwichtiges und so öffentliches Amt zu geben.

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Rainer, Ulrike
91 |

AMERIKA-EXTRA 4: Die ersten 100 Tage von B. Obama

Teil 4 - Von goldenen Kälbern und schwarzen Köchen

Präsident Obama zog durch’s Land, um die Bevökerung daran zu erinnern, daß er sein Versprechen, die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, ernst meinte. Die Krallen unter den anfänglich dargebotenen Samtpfoten der Oppositionspartei sind jedoch frisch geschärft. Senator McCain, dessen in der Wahlnacht gegebenes freundliches Versprechen zur Zusammenarbeit zum Wohl des Landes allgemein beeindruckte und rührte, leidet plötzlich an Gedächtnisschwund und leistet Widerstand an allen Ecken und Enden. Parteipolitik geht eben immer noch vor dringender Notwendigkeit.

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Rainer, Ulrike
88 |

AMERIKA-EXTRA 3: Die ersten 100 Tage von B. Obama

Teil 3 - Ein Ende der Voodoowissenschaft

Verständlicherweise waren die Brennpunkte der heimischen und ausländischen
Nachrichten der ersten zwei Wochen seit Obamas Amstantritt die fortschreitende
Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage, die Opposition der republikanischen Partei gegen seine Programmvorschläge und die berechtigte Sorge, woher denn all das Geld kommen soll, um den Karren aus dem Dreck zu ziehen. Peinlich auch, daß der Präsident einige wichtige Nominierungen, vor allem die Tom Dashiells, zurückziehen mußte, weil der es in Einkommenssteuerdingen nicht so genau nahm. Und von einem Hund im weißen Haus fehlt auch noch jede Spur. Das sind die brisanten Probleme, von denen man in der allernächsten Zukunft mögliche Lösungen erhofft. Wer denkt da schon an Langfristigeres.

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Rainer, Ulrike
86 |

AMERIKA-EXTRA 2: Die ersten 100 Tage von B. Obama

Teil 2 - Have We Overcome?

Eine Woche, nach der Fernsehen, Radio und Zeitungen die Phrase “historisches Ereignis” endlich für eine Weile ad acta legen können und sollten, lohnt es sich, einen kurzen Blick zurückzuwerfen. Die Geschichte der Emanzipation und Bürgerrechtsbewegung ist hinreichend bekannt, an ihre Heldinnen und Helden wurde in den letzten Monaten ausgiebig erinnert. Es war ein schöner Zufall, dass der Martin Luther King Feiertag, immer der dritte Montag im Januar, dieses Jahr auf den 19. 1. fiel, einen Tag vor der Vereidigung Obamas.

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Rainer, Ulrike
84 |

AMERIKA-EXTRA 1: Die ersten 100 Tage von B. Obama

Teil 1 - Wo bleibt der Hund?

Heute, 13. Januar 2009, und noch sieben Tage, dann wird es ernst. Trotz Wirtschaftskrise mit einer halben Million neuer Arbeitsloser im Dezember allein, Staatsschulden in astronomischen Zahlen, zwei verfahrener, ererbter Kriege, trotz der Tatsache, daß der “mittlere Osten” in Flammen steht: die USA wird den Antritt des neuen Präsidenten groß feiern, und das ist richtig und gut so. Wo kämen wir denn hin, wenn es nicht die Hoffnung gäbe, von der Schiller behauptet, der Mensch pflanze sie sogar noch am Grab auf? Aber was hat das mit dem neuen Hund im White House zu tun, nach der “First Lady”, den “First Daughters” immerhin “The First Dog” der Nation. Eine Menge.

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Kiss, Endre
82 |

Edit Gyömrői und Hermann Broch

Über eine literarische Freundschaft

Literarische Freundschaften erweisen sich nur selten als so inhaltsreich, geheimnisvoll, wenn eben nicht abenteuerlich, wie es im Falle der intellektuellen und emotionellen Beziehung zwischen Edit Gyömrői (1897-1987) und Hermann Broch geschah.

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Backes, Martina
80 |

Konjunkturen der Tourismuskritik

Trouble in Paradise

Trouble in Paradise: Die Zimmermädchen in den Hotelhochburgen, für deren Tätigkeit keine Ausbildung notwendig ist und die so viel verdienen, wie ein Frühstücksbuffet für zwei Personen kostet, sind aus klassisch-tourismuskritischer Perspektive Opfer des touristischen Systems. Sie stehen stellvertretend für die Unterdrückten und Entrechteten in der untersten Hierarchie eines komplexen Klassengefüges, an dessen oberen Ende die finanzkräftigen Investoren und transnationalen Tourismusunternehmen stehen. Letztere profitierten von der Armut des dienstleistenden Personals ebenso wie von dem Bedürfnis der Urlauber, die auf der Suche nach Erholung vom schnöden Alltag dem Versprechen nach Exotik und dem billigen Angebot eines Reiseanbieters auf den…

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Backes, Martina
78 |

Multikulturalismus

Einzigartig anders. Multikultur in der Werbung

In der Werbung treffen Schwarze und Weiße mal in vielfältig multikulturellen, mal in vereinheitlicht globalisierten Welten aufeinander. Was wie ein Widerspruch scheint, passt jedoch zusammen: Das Ideal der universalen Werbe-Welt funktioniert nur, weil die BetrachterInnen von seiner realen Kehrseite wissen. 

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Dörwald, Uwe
76 |

Alles ist Sport - Sport ist Nichts

Kritik zu Midas Dekkers: Der Gesundheitswahn. Vom Glück des Unsportlichseins.

Laut Midas Dekkers GLAUBEN wir an die Wirkung (=Gesundheit) des Sports, obwohl es keine Beweise, keine vom Sport unabhängige Forschung gibt. „Die Heilige Kuh der Sportreligion ist: Sport ist gesund.“ Gesundheit können wir aber allein schon dadurch haben, dass wir wenig Alkohol trinken, nicht zu fettes Essen zu uns nehmen, keine Drogen konsumieren und ab und zu einen Spaziergang in unseren Tagesablauf integrieren. Dies reicht völlig aus, um gesund zu leben, und diese einfachen Verhaltensregeln lassen sich in den Alltag integrieren ohne Sport, der FREI-ZEIT frisst, zu treiben.

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Hoppe-Dörwald, Dorothea
74 |

Kaufen*Kaufen*Kaufen

Kaufen - was das Zeug hält!

Das Land ist in einer Krise, das ist ja nun bis zu jedem durchgedrungen. Die
armen Banken haben da einen kleinen Fehler gemacht, aber wir können das
verstehen, jeder hätte es genau so gemacht, denn bisher ist es ja noch immer gut
gegangen! Und damit es auch weiter gut geht und der Kapitalismus uns noch ein Weilchen erhalten bleibt, deshalb zeigen wir uns jetzt auch alle ganz solidarisch und werden helfend allem und jedem unter die Arme greifen. Und wie das gehen soll ist schon ausgemachte Sache: Wir kaufen! Schon Präsident Bush, der sich auf seinen wohlverdienten Ruhestand einrichten kann, rief als Reaktion auf den 11.ten September sein Volk zu vermehrtem Konsum auf.

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Wernz, Stefanie
72 |

Strukturelle Voraussetzungen für Korruption

Eine Fallanalyse am Beispiel des Kölner Müllskandals

"Um den Kern der Macht bildet sich immer und schnell ein Mantel aus Filz."

Bei der vorliegenden Studie handelt es sich um eine Diplomarbeit der Humboldt-Universität zu Berlin, die nicht zuletzt deshalb wichtig ist, weil "Korruption der Prozess (ist), durch welchen die virtú des Bürgers untergraben und schließlich zerstört wird“ und gegen die man sich im Sinne von Pulitzer wehren muss; denn: "Es gibt kein Verbrechen, keinen Kniff, keinen Trick, keinen Schwindel, kein Laster, das nicht von Geheimhaltung lebt. Bringt diese Heimlichkeiten ans Tageslicht, beschreibt sie, macht sie vor aller Augen lächerlich, und früher oder später wird die öffentliche Meinung sie hinwegfegen. Bekannt machen allein genügt nicht - aber es ist das einzige Mittel,…

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Kalina, Thorsten; Weinkopf, Claudia
71 |

Weitere Zunahme der Niedriglohnbeschäftigung

IAQ-Report 2008-01

Auf der einen Seite wird über die Zunahme von Armut in unserer Gesellschaft geklagt, auf der anderen Seite werden seit Jahren bei wachsenden Kosten Löhne gedrückt mit dem Argument, höhere Löhne seien nicht konkurrenzfähig und würden zum Abbau von Arbeitsplätzen führen. Es gilt aber auch: Wer als Arbeitgeber peanuts bezahlt, muss sich nicht wundern, wenn er Affen als Arbeitnehmer hat. Wer also Qualität will und vor allem wer eine soziale Marktwirtschaft will, muss gegen Niedriglöhne sein; denn Niedriglöhne sind ein Skandal und der Einstieg in die Armut.

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Friedrich, Thomas
69 |

Die Emotion der Geborgenheit

Von der Freiheit konkurrierender Subjekte zum existenziellen Zwang der Konkurrenz. - Was heißt das für Designer?

Psychologisch gesehen erwächst aus der objektiven Zunahme prekärer Lebenssituationen, verbunden mit den nach wie vor steigenden Forderungen nach Flexibilität, bei vielen Menschen das Bedürfnis nach Emotionen wie Geborgenheit, Stille, und Entschleunigung. Verstärkt werden diese Bedürfnisse dadurch, daß sich durch die Globalisierung der Wirtschaft seit dem Ende der Systemkonkurrenz 1990 das Konkurrenzprinzip erstens im Bereich der Ökonomie erheblich verschärft hat, und zweitens auf gesellschaftliche Bereiche ausgedehnt wurde, die bisher nicht davon betroffen waren. Zum Beispiel sollen Schulen und Hochschulen vermehrt miteinander konkurrieren. Heute wird Konkurrenz von politischer Seite als gesellschaftliches Allheilmittel gepriesen.

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Dörwald, Uwe
67 |

Wie (manche) Bildungsträger funktionieren

"Wenn die Sonne der Bildung tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten." (K. Kraus)

Wie arbeiten eigentlich Bildungsträger, die mit öffentlichen Mitteln bezahlt werden um Menschen mittels Fortbildung neue Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu eröffnen? Wie gelingt es ihnen, zwei Herren zu dienen, der Arbeitsagentur und den Teilnehmern und gleichzeitig den nötigen Profit abzuwerfen? Nun, eine allgemein gültige Antwort gibt es hierzu wohl nicht, aber wer einen Blick durchs Schlüsselloch wagen will, was zumindest bei einigen Bildungsträgern vor sich geht, kann dies jetzt tun.

Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass sich Träger eines “kreativen Einsparungspotentials im Personal- und Sachbereich” bedienen und dabei vor allem auf die mangelnde Kontrolle durch die Arbeitsagentur bauen. “Man kann sich in gewissem Grade sicher fühlen…

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Kiss, Endre
65 |

Zwischen schriftstellerischer Botschaft und Tabuisierung

Zur Gestaltpoetik von Tibor Déry

Die Problematik der Tabuisierung in der Gestaltpoetik schafft realisierte Interdisziplinarität. Sie schaltet die Literaturgeschichte, aber auch die Literaturtheorie ohne Schwierigkeiten in die breiteren Kontexte von der Sozialontologie, Anthropologie oder einfach der Soziologie oder Ethnographie ein. Auch die moderne Gesellschaft ist voll von Tabus, die nicht jederzeit wahrgenommen und erlebt werden, denn sie sind in vielen Fällen hinter der Sozialisation, den nicht mehr hinterfragten sozialen Verhaltensregeln oder der ebenfalls nicht mehr reflektierten sozialen Normalität versteckt. Neben diesen nur selten erlebten und bewusst gemachten Tabus existieren auch offene soziale, sogar politische Verbote. Selbst diese offenen und expliziten…

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Vom Satz zurück zur Höhlenmalerei

Man muss nicht alles wissen, nur wo es steht

Wissen, Erkenntnis und Bildung haben mit Arbeit im Sinne von Aneignung zu tun. Nichts davon fällt uns einfach so zu. Wenn wir uns nicht darum bemühen, verflacht unsere Sprache und unser Denken.

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Friedrich, Thomas
57 |

Das Design der Zukunft - Die Zukunft des Designs

Über die Bedeutung von "Design"

Demokratie ist heute weniger durch Verweigerung von unten, wie niedrige Wahlbeteiligungen, gefährdet, wie uns Politiker heute weismachen wollen, sondern durch demokratiefeindliche Maßnahmen von oben: Wir haben in dieser Hinsicht tendenziell wieder feudalismusähnliche Verhältnisse. Die Staatsbürgerdemokratie transformiert tendenziell zur Eigentümerdemokratie.

Das immer häufigere Auftreten des Wortes "Motivation" in unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen ist ein indexikalisches Zeichen für den immensen Zuwachs an entfremdeter Arbeit.

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Kiss, Endre
55 |

Der soziale Wandel als Politikum

Ideologische Konzepte

Durch unsere alltägliche Arbeit, ..., durch die Erfüllung unserer bürgerlichen Pflichten, entsteht Fortschritt und Geschichte, sie ist zwar nicht unabhängig von unserem Willen, sie ist aber auch kein Ausfluss unserer freien Entscheidungen.

Emanzipative Gesetzgebung, liberale Ideen, freie Kommunikation, demokratische Progression, diesseitige Kultur, Zurückdrängen der Barbarei und die ewig scheinenden Garantien für das Individuum, seine emanzipative Daseinsweise nunmehr jederzeit und ohne Widerstände erleben zu können, diese Momente machen das Bewusstsein des zivilisatorischen Höhepunktes aus.

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Kiss, Endre
53 |

Thomas Bernhard - eine Literatur des Objektverlustes

Zur Frage des Realismus bei Thomas Bernhard

Die Frage nach dem Realismus von Bernhard ist in unseren Tagen nicht mehr eine Frage der literaturtheoretisch und literaturkritisch getarnten Kulturpolitik oder - im besseren Fall - die der kulturpolitisch und ideologisch relevanten Literaturtheorie (oder Literaturkritik), sondern eine kognitive, wenn nicht eben erkenntnistheoretische Problematik.

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Meyer, Helge
51 |

Performance Art

Untersuchung eines Zustands

Performance Art hat eine Zeitdimension, die sich auf spezifische Weise von anderen Künsten unterscheidet: Im Moment des Ereignisses der performativen Handlung ist der Prozess der Vergänglichkeit bereits im Vollzug. Damit ergibt sich eine ephemere Qualität von Bewegungsbildern, die einer besonderen Intensität und Präsenz verpflichtet sind, um Eingang in die Wahrnehmung von Betrachtern zu finden. Auch entzieht sich die Performance den Marktkriterien, wie Peggy Phelan auf treffende Weise formuliert. Es bleibt nichts zurück außer der Spur der Bilder in der Erinnerung der Anwesenden.

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Kiss, Endre
49 |

Monetarismus und Liberalismus

Zu einer Theorie der globalen und geschichtsphilosophischen Aktualität

In der Welt des monetaristischen Komplexes wird das ganze Subsystem des Politischen radikal abgewertet: Der Politiker ist jemand, der zwar vieles vor der Wahl versprechen kann und muss, aus eigener Kraft jedoch kaum eine Chance hat, die Aktivitäten des monetaristischen Komplexes durchzubrechen und seine höchste und komplexeste Aufgabe in diesem System ist es, den Kreis jener demokratisch auszuwählen, die den nächsten restriktiven Maßnahmen zum Opfer fallen werden.

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Kuhmist

Ein verträumter Blick aus dem Zeitfenster im Sommer 2006

Kuhmist hat es unlängst geschafft, eine kleine Spalte in der „ZEIT“ zu füllen und das Büchlein von Herrn Frankfurt hat das seine auf der Bildungs-Ebene dazu getan, dass der Begriff salonfähig geworden ist.

Kuhmist ist ein Synonym für unsere Zeit, in der die Menschen Zeitfenster öffnen, schließen, zeitnahe Lösungen suchen, aber wenn diese sich nicht finden lassen, dann ist das nicht so schlimm, das nächste Zeitfenster öffnet sich sicherlich bald wieder ganz von selbst, das Problem muss nur richtig kommuniziert werden.

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Mall, Ram Adhar
45 |

Säkulare und sakrale Theorie und Praxis der Toleranz

Eine interkulturelle Perspektive

Unter den Verächtern der Toleranzidee nimmt Friedrich Nietzsche eine zentrale Stelle ein. Ihm ist die liberale Gesinnung, die der Tugend der Toleranz eigen ist, verdächtig und verhaßt. Daß Nietzsche Toleranz die Tugend der breiten Masse nennt, liegt in der Konsequenz seiner Philosophie des Übermenschen. Was er jedoch kaum bedenkt, ist die Ausweglosigkeit einer Situation, in der es mehrere Instanzen gibt, die den Willen zur Macht beanspruchen.

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Eßbach, Wolfgang
39 |

Der Krieg gegen die Intelligenz

Warum für eine Verschlechterung des Studiums Studiengebühren nötig sind

Die Bologna-Propaganda verspricht den BA-Studenten eine rosige Zukunft. Ein penetranter Optimismus wird eingehämmert. Der Gipfel des Betrugs und Selbstbetrugs ist der Glaube, mit dem BA werde eine verbesserte Berufsqualifizierung erreicht. Was für Ärzte, Pfarrer, Diplomingenieure gilt, trifft auch für Sinologen, Historiker und Juristen zu. Auf einem BA-Niveau sind sie nicht nur international, sondern auch für diese Gesellschaft unbrauchbar. Selbst die, die diese Versprechen besserer beruflicher Chancen uns wie blühende Landschaften vor Augen führen, glauben nicht daran. Denn sonst würden sie mit ihrer wunderbaren Reform bei den Staatsexamen anfangen, beim juristischen Staatsexamen und bei Lehrern. Sie glauben nicht daran, denn sonst würden…

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Hering, Thomas
37 |

Universitäten als Unternehmen

Akademische Zerrbilder und ideologische Illusionen einer Anti-Elite

Wer den in seiner Betrüblichkeit schockierenden Abstieg vom höchsten intellektuellen .. Niveau preußischer Bildungspolitik zum zeitgenössischen bundesrepublikanischen Standard (Bologna) mit den Händen greifen will, braucht nur die jeweiligen Losungen gegenüberzustellen:

damals die bahnbrechenden Formeln „Bildung durch Wissenschaft“ und „Einheit von Forschung und Lehre“  - heute schiere Unsinns-Floskeln wie (z.B.) „Brain up“typo3/ und „Gender Mainstreaming“typo3/.

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Müller, Albrecht
35 |

Die Reformlüge

40 Denkfehler, Mythen und Legenden, mit denen Politik und Wirtschaft Deutschland ruinieren.

Das Buch widerspricht der Hauptthese der öffentlichen Debatte um Reformen und der immer wieder verbreiteten Hoffnung, mit der Auflösung des sogenannten Reformstaus und mit Strukturreformen könne die wirtschaftliche Belebung und der wirtschaftliche Wiederaufstieg unseres Landes erreicht werden. Der Autor hält dies für eine fixe Idee, der die Mehrheit unserer Eliten und der Mainstream der Meinungsführer in Politik, Wirtschaft, Medien und Wissenschaft inzwischen verfallen sind.

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Elektronisches Lernen 2

e-learning - Ein Selbstversuch

Kein Schulhaus - keine Klingel - kein Pausenhof.

Dafür ein PC, eine angekündigte Uhrzeit, nun ist es soweit, mein Kurs wird ab 12.00Uhr frei geschaltet sein. Aber vorab habe ich mich angemeldet, meine Anmeldebestätigung erhalten, eine Rechnung erhalten und ein Passwort und eine Kennnummer. Alles natürlich per Computer. ...

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Dörwald, Uwe
31 |

Disziplin-Drill-Gewalt

Disziplin, Drill und Gewalt - führen zu NICHTS!

Aus Anlaß der Debatte um sekundäre Tugenden, um Werte, die sicher wichtig, aber nicht absolut zu setzen sind, und aus Anlaß der Forderung und der Rufe nach dem Wieder-Einzug und der Restitution gerade dieser Tugenden in unseren Bildungseinrichtungen sei an ein paar alte Erkenntnisse erinnert. Zum einen an eine triviale Regel die gelten muss, wenn man eine offene und pluralistische und mithin freiheitliche Gesellschaft will, nämlich:Wenn man Pluralismus will, dann muss man VIELE und VIELES zulassen!

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Stark, Karl
29 |

Hartz IV

Wehe, du wirst arbeitslos, oder "es gibt kein Recht auf Faulheit!"

Dass das Thema Hartz IV ein Thema für die ganze Nation war, sieht man schon daran, dass Hartz IV zum Wort des Jahres 2004 gewählt wurde. Das nach dem VW-Personalchef Peter Hartz benannte Gesetz zur Arbeitsmarkt- und Sozialhilfereform hat die öffentliche Diskussion deutlich geprägt,...

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Kiss, Endre
27 |

Menschenrechte und Globalisierung

Menschenrechte und Menschen im Strome der Globalisation

Die Möglichkeit, die Gedankenwelt der Menschenrechte in die internationale Politik und im internationalen Recht zur Geltung zu bringen, gilt als einer der aktuellsten und im wahren Sinne des Wortes zeitgemäßesten Versuche, der für die neue Beschaffenheit des Staates (oder des "Nationalstaates") von entscheidender Bedeutung sein könnte.

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Neu, Margret
25 |

Analphabetismus

Ursachen und Hintergründe

Die Tatsache, dass es in Deutschland allgemeine Schulpflicht gibt, lässt den Schluss zu, Lesen und Schreiben sei eine Fähigkeit, über die hierzulande jede/r mehr oder weniger verfügt.

Welch ein Irrtum! Anlässlich des Welttages für Alphabetisierung am 08. September 2004 erfuhr ich aus der Presse von 4 Millionen (!) Analphabeten in unserem Land. Diese erschreckend hohe Zahl ist kaum nachzuvollziehen in einem Industrieland mit hohem Bildungsniveau wie der Bundesrepublik.

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Randhawa, Marion
23 |

Selbstkonzept und Selbstwertgefühl

Selbstkonzept und Selbstwertgefühl im sozialen Kontext

Selbstdarstellung bedeutet, dass man versucht, die Eindrücke, die man auf andere macht, zu kontrollieren. Unser Selbstwertgefühl und unser Selbstkonzept sind wichtig für unsere Positionierung im sozialen Kontext.

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Hoppe, Felicitas
21 |

Blinde Hühner

Warum Schreiben lernbar, aber nicht lehrbar ist

Es ist kein Zufall, dass die Frage „Warum schreiben Sie?“ unter Autoren und denen, die es immer noch werden wollen, zu den meist gehassten gehört. Sie ist nämlich nicht überflüssig, sondern schwer zu beantworten. Unter anderem deshalb, weil sie die Undurchsichtigkeit ihres Tuns auf naive Weise in helles Licht rückt.

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Walter, Joachim
19 |

Anti-Gewalttraining im Jugendstrafvollzug

Tummelplatz für "crime-fighter"

Keine Frage, angesichts zunehmender Verurteilung Jugendlicher und Heranwachsender zu Jugendstrafe wegen Gewaltdelikten, aber auch nicht seltener gewalttätiger Übergriffe unter Gefangenen im Jugendstrafvollzug selber tut Anti-Gewalt-Training not. Der obengenannte Beitrag jedoch verdient unter mindestens zwei Aspekten eine Erwiderung: Seiner Sprache und seines Inhaltes wegen.

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Arbeitsgruppe Alternative Wirtschaftspolitik
17 |

Reform statt Gegenreform

Memorandum 2004

Weshalb der folgende Text auf schwarz-auf-weiss steht:

  • weil wir ihn für wichtig halten,
  • weil wir erschrocken sind über den Gegensatz zwischen der realen Politik und dem, was gemeinhin WISSEN heißt,
  • weil wir daran glauben, dass mündige Menschen Zivilcourage zeigen sollen.
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Elektronisches Lernen

Lernen per e-learning

In aller Munde ist es, das neue Zauberwort, das unser Lernverhalten, unsere Lernfähigkeit, unsere Lernmotivation, unsere Lernerfahrungen, unsere Lernmöglichkeiten, unser lebenslängliches Lernen optimieren, vereinfachen, kompensieren, erleichtern, flexibilisieren und maximieren wird: e-Learning!

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Hinner, Kajetan
13 |

Thesen über Arbeitslosigkeit

Arbeitslosigkeit ist ein soziales Konstrukt

Lässt man sich auf diese Feststellung ein, wird klar, warum Steuerberater gebraucht werden: Sie haben einen Beruf, weil die Gesellschaft ein Steuersystem erschaffen hat, das nach einiger Zeit das Berufsbild des Steuerberaters entstehen ließ. Es gibt keinen "Steuerberater an sich". Dieser Beruf existiert nur in bestimmten Gesellschaftsordnungen. Dies betrifft natürlich nicht alle Berufe.

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Dörwald, Uwe
11 |

Absurditätenkabinett Teil 2

Alltags-Absurditäten

Der Druck auf Arbeitslose wird erhöht, obwohl weder genügend Stellen zur Verfügung stehen noch Neueinstellungen bei vielen Unternehmen geplant sind.

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Dörwald, Uwe
9 |

Karen Gloy - Das Verständnis der Natur. (Bd.1)

Die Geschichte des wissenschaftlichen Denkens

Was den Markt an philosophischen Büchern betrifft, die für ein größeres als das einschlägige Fachpublikum geschrieben sind, so gibt es auf der einen Seite solche, die die Philosophie populärwissenschaftlich darstellen und dadurch wichtige Themen simplifizieren oder verkürzen und auf der anderen Seite der Skala sind solche zu finden, die in einer zu akademisch gehaltenen Sprache verfaßt sind, als daß sie komplizierte, aber wichtige Sachverhalte einem größeren interessierten Publikum zugänglich machen würden. Selten also ist der Glücksfall eines philosophischen Buches, das sich sprachlich zwischen diesen beiden Extremen bewegt und ein Thema anschlägt, das für ein größeres Publikum von vitalem Interesse ist. Ein solcher Glücksfall ist Karen…

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Axmann, Steffen
7 |

Nanotechnologie in Deutschland

Zur erfolgreichen Durchsetzung einer Basis- oder Querschnittstechnologie wie der Nanotechnologie gehört neben einer tadellosen Grundlagenforschung und deren staatlicher Unterstützung vor allem noch ein weiterer Aspekt: Unternehmertum. Gerade daran scheint es in Deutschland aber zu mangeln,...

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Dörwald, Uwe
5 |

Zwischen Warnung und Hoffnung

Einige Bemerkungen zur geschichtsphilosophischen Diagnose der Gegenwart

Beschäftigt man sich längere Zeit mit den Themengebieten Post-Moderne, Geschichtsphilosophie, Philosophie der Geschichte oder den Diagnosen der Gegenwart, dann wird es irgendwann wichtig, der Frage nachzugehen, was man eigentlich macht, wenn man sich philosophisch oder auf andere Art und Weise mit den Fragen der Geschichtsphilosophie, der Analyse oder der Beschreibung der Gegenwart befaßt. Von Fontane stammt ein Satz, der diese Bemerkungen illustriert. Der Satz heißt: »Das Alte, sofern es ein Recht darauf hat, soll man lieben. Aber für das Neue soll man recht eigentlich leben.« Man sieht schnell - dieser Satz hat einen Bezug nicht nur zur (Beurteilung/Wertung von) Literatur, sondern durch die Unterscheidung von Alt und Neu (Vergangenem und…

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Dörwald, Uwe
3 |

Absurditätenkabinett Teil 1

Alltags-Absurditäten

Die Bundesagentur für Arbeit schickt Kommunikations- und Bewerbungstrainer in Bewerbungstrainings, um deren Vermittlungschancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Wenn diese Personen sich - aus guten Gründen - weigern würden, an einem solchen Training teilzunehmen, dann droht ihnen die Kürzung des Arbeitslosengeldes.

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Dörwald, Uwe
1 |

Panajotis Kondylis

Plädoyer für die Nüchternheit in der Politik

Panajotis Kondylis gehört zu einer - zumindest in unseren Breiten und Zeiten - rar gewordenen Spezies. Er gehört nicht zu jenen, die um jeden Preis auf Publicity aus sind und der als Privatgelehrter in Heidelberg und Athen lebt und sich in der Zwischenzeit einen Namen gemacht hat.

In seinem neuesten Buch zum Thema "planetarische Politik nach dem Kalten Krieg", das wie "Der Niedergang der bürgerlichen Denk- und Lebensformen" und "Macht und Entscheidung" ohne die sonst üblichen Attribute des philologischen und wissenschaftlichen Stils, d.h. ohne lange und manchmal ermüdende Fußnoten auskommt, beleuchtet Kondylis die politische Landkarte nach dem Kalten Krieg und greift mit seinen Thesen ein in die Debatte um die Frage, ob Kriege…

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