Diese Webseite nutzt Cookies

Diese Webseite nutzt Cookies zur Verbesserung des Erlebnisses unserer Besucher. Indem Sie weiterhin auf dieser Webseite navigieren, erklären Sie sich mit unserer Verwendung von Cookies einverstanden.

Einige dieser Cookies sind technisch zwingend notwendig, um gewissen Funktionen der Webseite zu gewährleisten.

Darüber hinaus verwenden wir einige Cookies, die dazu dienen, Informationen über das Benutzerverhalten auf dieser Webseite zu gewinnen und unsere Webseite auf Basis dieser Informationen stetig zu verbessern.

Suche:

464 |

Der Tod tanzt

Die Ukraine schwebt über dem Abgrund

von:

(c) Anne Schwing / Tscherniwzi (Czernowitz)

(c) Anne Schwing / Tscherniwzi (Czernowitz)

(c) Anne Schwing / Tscherniwzi (Czernowitz) - Jüdischer Friedhof

Am 10. November 2018 versammelten sich hunderte Jenaer am Friedenberg, um sich die Theaterperformance „Zwischen den Fronten“ anzuschauen, ein Erinnerungsmosaik, dass drei junge Theatergruppen aus Jena, Aubervilliers und Tscherniwzi (Ukraine) in einem gemeinsam Projekt erarbeitet und einstudiert hatten. Damit sollte dem Ende des Ersten Weltkriegs gedacht werden, das sich am 11. November 2018 zum einhundertsten Mal jährte. Das Leitungsteam mit Dramaturgen von der Freien Bühne Jena, les Trétaux de France und dem Gedankendach Czernowitz hatten über ein halbes Jahr gemeinsam die Choreografie erarbeitet und mit den Schauspieler*innen geprobt, gemeinsam waren die Gruppen im August 2018 nach Tscherniwzi gefahren, um sich kennenzulernen, die Stadt in der Bukowina, aus der Paul Celan stammt, zu besuchen und gemeinsam zu proben. Die Gruppen schufen ein dreisprachiges Erinnerungsmsosaik, das neben universellen Fragen den Blick auf die ehemalige West- und Ostfront des Krieges richtete und für viele Jenaer vielleicht zum ersten Mal zeigte, dass es auch vor einhundert Jahren schon die Ukrainer als Volk gegeben hatte und dass sie an der Bruchlinie lagen zwischen Ost und West, aufgerieben in den Armeen des Habsburger Reiches und des russischen Zaren.

Im Februar 2022 schauen wir in die Ukraine – nach Charkiw, Odessa, Kyjiw, Cherson – und sehen Panzer, Bombardements und fliehende Menschen. Putins Angriff auf die Ukraine. Wir sind erstarrt.

Hätten wir früher hingeschaut, hätten wir 2008 Putins Einmarsch in Georgien, 2014 die Annexion der Krim, 2020 die Niederschlagung der Revolution in Belarus und im Januar 2022 die Unterwerfung der kasachstanischen Opposition gesehen.

Die Ukraine schwebt über dem Abgrund.

Was wir gefeiert im November 2018 mit der Performance auf dem Friedensberg – das Ende des Ersten Weltkrieges und im Zuge dessen die beginnende Anerkennung und Durchsetzung des Selbstbestimmungsrechts kleiner Völker –, wird gerade vor unseren Augen zerstört.

Mein Mann und ich haben von 2000 bis 2005 in Kyjiw gelebt und an zwei Hochschulen Studierende unterrichtet, die wie alle jungen Menschen mit Neugier und Hoffnung in die Zukunft schauten. Durch diese Zeit und durch meine Arbeit als Übersetzerin für ukrainische Literatur habe ich viele Freunde in verschiedenen Orten des Landes, und ich werde in diesen Tagen oft gefragt, wie sie sich fühlen. Die Antworten der Freunde sind kurz: sind zu Hause, habe die Kinder von meinem Bruder, haben die dritte Nacht überlebt. Knappe Botschaften, es ist nicht die Zeit für lange Befindlichkeitserklärungen.

Was wir gegenwärtig erleben, ist der Ermächtigungsmoment von Russland als Imperium. Es erobert den postsowjetischen Raum ohne Rücksicht, welchen Weg die unabhängigen Länder in den letzten Jahren genommen haben, ohne Rücksicht auf die Menschen und ihren persönlichen und politischen Willen. Putin hat seinen Apparat, seine Armee im Griff, sie sind ihm zu Diensten. Was wissen wir von den Menschen in Russland, von den Lehrer*innen, Kraftfahrer*innen, IT-Spezialisten? Nichts, denn Putins Apparat schirmt uns von der russischen Gesellschaft ab. Wir sehen Putins Russland, nicht das Russland von Alexander Puschkin, Leo Tolstoi und Anna Achmatowa.

In der Schlussszene unserer Performance am 10. November tanzte der Tod hoch über den Menschen und zeigte seine triumphierende Grimasse.

Das Imperium Russland unterwirft seinen Nachbarn. Deutschland hat sich durch seine Energiepolitik freiwillig in russische Abhängigkeit begeben. Auch Deutschland zappelt am Haken.

Wenn die Lage so dramatisch ist, müssen wir als Bürger aktiv werden:

Wenn Sie Fragen zum Land und zur Lage haben, fragen Sie!

Wenn Sie Geld haben, spenden Sie!

Wenn Sie Glauben haben, beten Sie!

Wenn Sie ein Herz haben, schauen Sie nicht weg!

Sonst tanzt der Tod, und der Vorhang fällt.


Spendenkonto:

Empfänger: Ukraine-Hilfe Berlin e.V.

Konto: Deutsche Skatbank

IBAN: DE24 8306 5408 0004 8722 15

BIC: GENODEF1SLR



Seriöse Informationsquellen:

https://english.nv.ua/ (Englisch)

https://www.laender-analysen.de/ukraine-analysen/ (Deutsch)

https://www.ukrinform.net/ (Englisch)