Merkwürdigerweise fiel mir zu allererst der Charlie Chaplin Film Modern Times von 1936 ein. Im Film prügeln zwar die Polizisten wahllos “nur” mit Knüppeln auf die Bürger ein und geben eher eine lächerliche Figur ab, doch die Bereitwilligkeit zur Gewalt ist deutlich zu sehen. Ein Jahr zuvor war nach Unruhen in Harlem eine staatlich eingesetzte Kommission zu dem Schluss gekommen, dass willkürliche Polizeigewalt, neben Diskriminierung im Beruf, Bildung und in der Wohnungsbeschaffung, einer der Gründe für den Zorn der Schwarzen war. Nach den schweren Ausschreitungen in einer Anzahl der Großstädte Mitte der 1960iger Jahre folgerte die Kerner Kommission (1968) das Gleiche. Sie musste noch darum kämpfen, das Kind beim Namen zu nennen, d. h. das Wort Rassismus in den Bericht aufnehmen zu dürfen. Die schwersten Aufstände fanden vom 11. bis 16. August 1965 in Los Angeles statt. Auch hier war der Auslöser die Reaktion der Polizei, die in keinem Verhältnis zum „Verbrechen“ stand. Ein 21jähriger Schwarzer wurde betrunken am Steuer erwischt. Seine herbeigeeilte Mutter, die ihm kräftig den Kopf wusch, wurde sofort selbst bedroht. Am Ende waren vierunddreißig Menschen tot. Dabei hatte ein Jahr zuvor Präsident Lyndon Johnson den Civil Rights Act unterschrieben, ein Gesetz, das Diskriminierung an öffentlichen Plätzen und im Beruf strafbar machte und die Integration von Schulen und anderen allen zugänglichen Einrichtungen verordnete. Letztere waren vor allem für die Südstaaten von Bedeutung. Doch ein Gesetz zu verabschieden heißt noch lange nicht, dass es respektiert wird. Es sei auch zu Anfang gleich erwähnt, dass es regionale Unterschiede gibt, und wir hauptsächlich von Großstädten sprechen.
zuerst erschienen bei www.iz3w.org (Ausgabe 383, Polizei & Gewalt, ab 25.02.2021)