Bilder medizinischen Inhalts waren in der niederländischen Malerei weit verbreitet, man denke nur an die Anatomiedarstellungen Rembrandts. Im 17. Jahrhundert konnte sich in der niederländischen Genremalerei eine ganz eigene Bildgattung etablieren, die ärztliche Behandlungen zum Inhalt hat. So bildet auch das zahnärztliche Sujet keine Seltenheit innerhalb des erhaltenen Bildbestandes.
Damals herrschte besonders unter den Zahnbehandlern Neid und Zwist und jeder argwöhnte, dass bei bekannt werden ihres ohnehin geringen medizinischen Wissens die Kollegen sich dieses aneignen und man sich damit unliebsame Konkurrenz machen könnte. Daher fand sich kaum jemand bereit, eine auch nur annähernd ausreichende Lehrtätigkeit auszuüben. Die Zahnbehandlung, die in erster Linie in Extraktionen bestand, wurde für die breiteren Bevölkerungsschichten in erster Linie nicht von universitär ausgebildeten Chirurgen, sondern von Scharlatanen betrieben, von Quacksalbern, für die das Zähneziehen weniger eine medizinische Notwendigkeit, als vielmehr eine lukrative Jahrmarktsbelustigung darstellte. Es gab keinen anerkannten Ausbildungsweg oder vorgeschriebene Qualifikation zur Ausübung dieses Gewerbes. Jeder musste sich seine Kenntnisse selbst erwerben oder versuchen, sich von einem praktizierenden Dentisten irgendwie als Lehrling unterweisen zu lassen, was sich aus den oben genannten Gründen als schwierig erwies.
Die Tätigkeit der Zahnärzte hat in der Genremalerei dabei weniger zu realistischer Sachdarstellung geführt, sondern vor allem Karikatur und Satire herausgefordert.
Neben den auf den ersten Blick leicht zu durchschauenden Bildmotiven auf Genrebildern, ist es für den Interpreten besonders interessant, die versteckten, tiefer liegenden Bedeutungsinhalte zu untersuchen.