Nachdruck der Laudatio anlässlich der Verleihung des österreichischen Staatspreises für europäische Literatur 2019 an Michel Houellebecq - gekürzte Fassung
„Lob ist schlecht", heißt es bei Rainald Goetz, einst Bürgerschreck, heute Büchner-Preis-Träger: "Zustimmung schwächt, Kritik stachelt an, energiefiziert die Welt." Ich bin also auf der Hut. Lob und Ruhm ist Michel Houellebecq, Träger des Prix Goncourt, Ritter der Ehrenlegion, reichlich zuteilgeworden.
Er hat sich auch über einen Mangel an anstachelnder Kritik bisher nicht beklagen können. Ich spreche hier über Michel Houellebecq, und ich spreche über die sieben Todsünden, die in der Sprache der "aufgeklärten" Kirche seit dem Zweiten Vatikanum gern "Hauptsünden" genannt werden oder, noch genauer, "Hauptlaster", aus denen die Sünden erst erwachsen. (...)
Vielleicht ist Houellebecqs Werk, bei aller ausdrücklichen Distanzierung von der…
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